Waffenmeister aus Troisdorf„Damit wird Alec Baldwin jetzt klarkommen müssen“
- Oliver Rasch ist sogenannter Waffenmeister für Filmsets.
- Seine Firma hat ihren Sitz in Troisdorf.
- Seit der Nachricht über den Unfall am Set von „Rust“ steht sein Handy nicht still.
Herr Rasch, Sie sind sogenannter Waffenmeister und statten Filmsets mit Waffen aus. Wie haben Sie von dem Vorfall erfahren, dass der US-Schauspieler Alec Baldwin am Set in New Mexico eine Kamerafrau erschossen und den Regisseur angeschossen hat?Oliver Rasch: Mich hat zuerst ein großer Fernsehsender angerufen und dann so ziemlich jede Station und Zeitung aus Deutschland ...
... denn Sie sind einer der führenden Experten für Waffen an Filmsests.Ich bin Waffenmeister, was keine geschützte Bezeichnung ist. Aber ich bin auch ausgebildeter Büchsenmacher und werde ganz gern gebucht.
Wie bewerten Sie den Zwischenfall bei den Dreharbeiten zu dem Western „Rust“?Bislang gibt es wenig Fakten, außer dass die Kamerafrau erschossen wurde und der Regisseur verletzt und dass eine Schusswaffe zum Einsatz kam. Da es ein Western ist, war es wohl keine vollautomatische Waffe. Ich frage mich vor allem, warum scheinbar scharfe Patronen an dem Set waren. Das käme an einem deutschen Drehort nicht vor, das ist ganz klar verboten. Und wenn es während des Drehs passiert ist, ist nicht erklärlich, wie Kamerafrau und Regisseur getroffen werden können – die stehen ja in der Regel nicht beieinander. Da hätte sich Alec Baldwin ja umdrehen müssen.
Scharfe Patronen am Set sind also absolut unüblich?Es gibt keinen Grund dafür. In exotischen Ländern ist es manchmal einfacher, an scharfe Patronen zu kommen als an Platzpatronen. Ich hatte einmal einen Dreh in Afghanistan, da war es sehr schwer die Platzpatronen dorthin zu bekommen. Scharfe Waffen und echte Munition wären dort hingegen gar kein Problem gewesen.
Wie könnte sich der Unfall ereignet haben?Dass wirklich gleich zwei Schüsse abgegeben worden sein könnten, wundert mich sehr. Vielleicht ist auch eine andere Art Ladung losgegangen. Das gilt es abzuwarten.
Hat es parallele Fälle gegeben?Wenn es solche Zwischenfälle gab, dann waren es Einzelschussabgaben. Brandon Lee war bei Dreharbeiten durch einen Schuss ums Leben gekommen.
Gibt es Unterschiede an amerikanischen und deutschen Sets?Ich weiß nicht, ob scharfe Patronen an US-Sets erlaubt sind. Es gäbe aber in jedem Fall keinen Grund dafür. Ich habe auch schon mit amerikanischen Schauspielern gearbeitet. Die sind in der Regel versierter im Umgang mit Waffen, lassen sich den Ladezustand zeigen. Ich bin sogar schon gefragt worden, wie hoch die Ladestärke für die Platzpatronen sei.
Was bedeutet der Fall für die Filmbranche?Das ist natürlich vor allem tragisch für die Opfer. Aber auch für den Schauspieler. Alec Baldwin hat jetzt jemanden getötet. Zwar nicht mit Absicht, aber damit wird er klarkommen müssen. Das ist hart.