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Urlaub im eigenen LandStatt ins Ausland reisen viele Menschen mit Zelt und Wohnwagen

Lesezeit 4 Minuten
CampingplatzHappacher

Die Wiese am unmittelbaren Siegufer am Happacher Hof (r.) ist gut ausgelastet.

  1. Der Lohmar Campingplatz Jansen in Höngesberg bietet ein Urlaub ganz in der Nähe.
  2. Andere Campingplätze in der Region lassen derzeit keine neuen Urlauber zu.
  3. Dabei dürfen seit Pfingsten alle Plätze in Deutschland wieder einheitlich ihre Tore öffnen.

Rhein-Sieg-Kreis – Viele Menschen an Rhein und Sieg entdecken im Corona-Sommer ihre Heimat ganz neu, weil die Pauschalreise nach Mallorca oder der Badeurlaub in Italien ausfallen müssen. Auf den Campingplätzen in der Region herrscht daher viel Betrieb – auch wenn einige Regeln eingehalten werden müssen.

Der Lohmar Campingplatz Jansen in Höngesberg liegt am späten Samstagvormittag noch etwas verschlafen da, doch das ändert sich, wenn Betreiberin Anita Jansen ihre Runde dreht. „Guten Morgen“, ruft sie den Stammgästen zu, die gerade ihr Frühstück auf die Gartentische tragen. Hund Ben tollt vorneweg. Den Spielplatz vor der zum Platz gehörenden Gaststätte haben längst die Kinder erobert.

Viele Besucher aus Köln

„Der war zwischenzeitlich zu, nur der Kiosk blieb auf“, sagt Jansen über die vergangenen Monate. Ihr Campingplatz, den sie vor zwölf Jahren von ihren Eltern übernahm, füllt sich langsam wieder. „Viele Leute, vor allem aus Köln, versuchen jetzt in der Corona-Zeit, sich neu einzurichten. Ich bin aber skeptisch, ob das klappt – wenn's regnet, wird's kritisch“, sagt sie. Stolz zeigt die 55-jährige die Rentner- und die Partyzone am Aggerufer, in der die Musik auch mal etwas lauter sein darf. 150 Menschen, so schätzt sie, tummelten sich derzeit auf dem Platz.

„Ich arbeite viel mit Jugendgruppen zusammen, Schulklassen aus Overath oder Gummersbach, die hier mal zelten. Die kamen diesen Sommer natürlich nicht“, sagt sie. Auch Firmen, die Managertrainings auf ihren Wiesen abhielten, blieben fern. „Dann natürlich die Gamescom-Gäste: Jedes Jahr kommen allein 80 Securitys, die hier ihr Zelt aufschlagen, weil das in Köln unbezahlbar ist.“ Aber die Rechnung ist einfach: Keine Computerspielmesse, keine Gäste.

Bei der Musik der Gruppe Slipknot mussten sie leiser drehen, die Punkrock-Pose haben Kamill Gosz und sein Neffe Nils (3) trotzdem drauf.

Andere Campingplätze in der Region lassen derzeit keine neuen Urlauber zu. Hier dem Nichtstun zu frönen können nur die, die sowieso immer da sind. Auch Besucher sind nicht erlaubt. Dabei dürfen seit Pfingsten alle Plätze in Deutschland wieder einheitlich ihre Tore öffnen.

In Eitorf, am Campingplatz Happach, kommt Kamill Gosz gerade vom Duschen zurück. „Jetzt erst mal ein Bier“, meint er – auch der Reporter bekommt eins. Ein verlängertes Wochenende ist der Troisdorfer hier, mit seiner Frau Tine sowie deren Schwester Rike Ohrem mit Ehemann Andreas. Sie kommen aus Wachtberg. Die Kinder der beiden Familien, Pia (6) und Nils (3), streunen um das Zelt und den Wohnwagen herum, die auf einer Wiese dicht am Siegufer aufgebaut sind.

Christina Kaba und Jeannette sowie Thomas Nalewaja (v.l) sind Stammgäste bei Camping Jansen in Lohmar.

„Wir waren schon als Kinder hier und wollten spontan noch was machen. Eigentlich hatten wir schon zu Pfingsten geplant, einfach mal wegzufahren, waren uns aber nicht sicher, ob die Campingplätze aufhaben und ob noch was frei ist. Da fiel uns der Platz in Happach ein“, sagt Rike Ohrem. „Dafür, dass der Platz so gut besucht ist, ist das einzige Waschhaus ziemlich leer“, merkt sie an. „Liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten Dauercamper ihre eigenen Sanitäranlagen haben.“

Tine und Kamill Gosz haben sich ihnen spontan angeschlossen, nach Frankreich fahren sie in den kommenden Tagen trotzdem. „Man hängt durch Corona ja viel zu Hause, wir wollten endlich mal wieder raus“, sagt sie. „Wir haben hier viel Spaß, trotz Corona.“

Besucherzahl beschränkt

Martin Halft hat in seiner Anmeldehütte derweil viel zu tun – alle paar Minuten kommt jemand mit Maske herein und hat ein Anliegen. „Wir bemerken schon eine höhere Nachfrage“, sagt der Betreiber. „Wegen der Pandemie haben wir die Besucherzahl auf 80 Prozent beschränkt, die sind aber voll ausgelastet“, sagt er.

„Viele wollten mit ihrem Wohnwagen nach Frankreich oder Italien und kommen nun hierhin. Einige Gäste sind von der Nordsee hierhin geflüchtet – weil es dort so voll ist“, sagt er. Umsatzverluste hat er dennoch, über die Osterferien etwa musste der Platz geschlossen bleiben.

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Jetzt ist sogar Zelten wieder erlaubt, Halft achtet jedoch auf die Abstände und die Größe der zusammensitzenden Gruppen. „Das weiß mittlerweile aber eigentlich jeder. Die Grundstücke waren schon vor Corona alle vergeben, den Rest haben wir hinsichtlich der Abstände zurechtgebastelt.“

Bis zu zwölf Mal täglich desinfiziert sein Team die Sanitäranlagen im Waschhaus und hat ein Einbahnstraßensystem etabliert. Genug Platz gibt es dagegen in der Sieg, die vorbeifließt, als wäre es ein gewöhnlicher Sommer.