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Schulpsychologe im InterviewWas bei der Wahl der weiterführenden Schule wichtig ist

Lesezeit 4 Minuten

Andreas Heidecke sage: „Eltern sollten solidarisch sein“.

  1. Eltern von Viertklässlern haben bald die Qual bei der Wahl der weiterführenden Schule für 2019: Welche ist die richtige für das Kind? Wo wird es den Fähigkeiten und Neigungen entsprechend am besten gefördert?
  2. Im Gespräch mit Martina Windrath gibt gibt Schulpsychologe Andreas Heidecke Ratschläge.

Rhein-BergViele Eltern besuchen in diesen Wochen Info-Tage an Schulen und Beratungsveranstaltungen. Was bewegt die Eltern besonders und worauf sollten sie bei der Schulwahl achten?

Eine der größten Sorgen der Eltern ist, ob ihr Kind tatsächlich einen Platz an der gewünschten Schule bekommt. Wir beraten dieses Jahr mehr als 2000 Eltern zur Schulwahl. Der Bedarf ist so groß wie nie. Eine Leitfrage ist für Eltern besonders wichtig: Sie sollten sich fragen, an welcher Schule, in welcher Schulform ihr Kind im nächsten Jahr sicher erfolgreich wäre und wo es die Hilfen bekommt, um erfolgreich zu sein. Das Wohl des Kindes ist das Maß aller Dinge. Dabei sollten sich Mütter und Väter an den Realitäten orientieren, genau das Kind betrachten.

Eltern wünschen sich das Beste und favorisieren oft Gesamtschule oder Gymnasium. Das ist aber nicht immer realistisch. Was hilft bei der richtigen Einschätzung?

Ich glaube nicht, dass Eltern ohne die Beratung der Grundschule die Entscheidung treffen können. Eltern sind absolute Experten für ihre Kinder, wissen über sie unendlich viel. Aber die Grundschullehrer können wichtige Hinweise geben, wo ihr Kind steht und was es braucht. Die Grundschulempfehlungen sind nicht verbindlich. Eltern bekommen einen Rat, aber entscheiden selbst. Sie sollten die Lehrer fragen, wo ihr Kind sicher erfolgreich sein wird und die Einschätzung der Lehrer in Ruhe anhören und zu Herzen nehmen – meist liegt die Grundschule richtig!

Kann es schaden, Risiken bei der Schulwahl außer acht zu lassen?

Wenn Eltern entscheiden nach dem Motto: Gucken wir mal, ob es klappt, wechseln kann es immer noch – das kann negative Folgen haben. Eltern entscheiden in bester Absicht, aber wenn sie schon jetzt auf den Abschluss gucken, hat das nichts mit dem Kind heute zu tun. Wichtig ist zu sehen, wo es im kommenden Jahr die nötigen Hilfen bekommt. Das Schulsystem ist durchlässig, mit der Entscheidung für eine Schulform schließt man keinen Schulabschluss aus. Alle Schulformen bieten für unterschiedliche Kinder gute Chancen.

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Welche Folgen kann eine falsche Schulwahl haben?

Sowohl Schule als auch Elternhaus können nicht voraussehen, was es in Zukunft noch für Probleme geben wird. Aber sie sollten sich nicht für eine Schule entscheiden, bei der schon heute Risiken fürs Kind bekannt sind, zum Beispiel wenn es Probleme beim Arbeitsverhalten gibt, Kinder keine Aufgaben machen oder nur sehr flüchtig. Oder wenn der Eifer wenig ausgeprägt ist, wenn Kinder Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder Rechnen haben oder sehr ängstlich sind. Rückläufer, die zum Beispiel wieder vom Gymnasien auf die Hauptschule kommen, leiden unter den Misserfolgserlebnissen. Das kann ein Ausweichen in Fehlverhalten bewirken, ein Abwenden vom Stoff, eine Verweigerungshaltung bis hin zu psychosomatischen Störungen wie Kopf- und Bauchweh.

Woran lassen sich Risiken für eine Schulform erkennen?

Das mache ich mal an einem Beispiel anschaulich: Manchmal gibt es einen Hinweis von der Grundschule, in den Ranzen des Kindes zu schauen. Da zeigt sich oft schon, wenn es noch bei der Selbstorganisation Schwierigkeiten hat. Man sollte die Lehrer nach praktischen Beispielen fragen. Dann werden die Eltern oft sagen: Ja, das kenne ich! Schulen unterscheiden sich in Inhalten und Art der Vermittlung, sie sollten zum Kind passen. Sobald es Lücken aus der Grundschule mitbringt, sollten Angebote da sein, sie zu schließen.

Wie können Eltern ihre Kinder beim Wechsel unterstützen?

Schule stellt die Aufgaben, Eltern sollten den begleitenden Part übernehmen und solidarisch sein. Immer bei den Hausaufgaben dabei zu sitzen, ist damit nicht gemeint. Eltern sollten zu Hause Erfahrungen schaffen, die dem Kind zeigen, dass ihr Einsatz sich lohnt, dass sie wertgeschätzt werden.

In welchem Maß sollten die Kinder bei der Schulwahl mitbestimmen?

Bei der Wahl der Schulform nicht. Aber wenn es um die Entscheidung für eine konkrete Schule geht, sollte das Kind das Recht bekommen, sich Alternativen anzusehen und mit seinen Wünschen gehört werden. Dabei kann dann durchaus auch ein Argument sein, ob Freunde an der Schule sind. Und wenn sich am Ende ein Schulwunsch nicht erfüllt, sollten Eltern die Enttäuschung gegenüber dem Kind nicht noch weiter verstärken, sondern die Freude und Neugier aufs Neue.