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Turbo-AbiturSchulministerin Löhrmann positioniert sich zu G8

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NRW-Schulministerin Löhrmann bei einer Pressekonferenz.

Köln/Düsseldorf – In acht oder in neun Jahren zum Abitur? Sylvia Löhrmann schlägt nun vor: Jeder wie er will. Die Länge der Schulzeit soll flexibel werden – und zwar an allen Schulformen. Der Grundsatz solle lauten: Jedem Kind seine eigene Lernzeit.

Mit diesem radikalen Konzept stößt die NRW-Schulministerin und grünen Spitzenkandidatin auf massive Kritik oder zumindest auf Skepsis: „Gestern noch plädierte die Schulministerin dafür, dass endlich Ruhe an den Gymnasien einkehren müsse, heute mischt sie Schulen, Lehrer und Eltern mit ihrem Vorschlag der flexiblen Lernzeit für jedes Kind gründlich auf“, sagt die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Yvonne Gebauer.

Ratlos ist auch Dieter Cohnen von der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW: „Ich frage mich: Wie soll das konkret gehen?“ Peter Silbernagel, Vorsitzender des NRW-Philologenverbands sagte im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Ich hätte nicht erwartet, dass die Politik so kopflos in der G8-Debatte reagiert. Das bringt nun eine zusätzliche Verunsicherung in die Schulen hinein.“ Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hält eine Flexibilisierung der Schulzeit in der Sekundarstufe I über alle Schulformen hinweg für problematisch. Ebenso Klaus Kaiser, Vize-Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Er spricht von „unausgegorenen Träumen von einer irgendwie gearteten Einheitsschule, die alles gleichzeitig anbieten soll“.

Vorschlag soll Umbau des Schulsystems bedeuten

Udo Beckmann, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung NRW, findet die grundsätzliche Individualisierung der Bildungswege aus pädagogischer Sicht „sicherlich interessant“. Löhrmanns Vorschlag bedeute einen Umbau des Schulsystems in eine Schule für alle von Klasse eins bis zum Ende der Sekundarstufe II. Individualisierung und Differenzierung scheiterten jedoch heute schon oft an Personalmangel und vorgegebenen Raumkonzepten.

Anja Nostadt, Sprecherin der Initiative „Gib 8“, kritisierte: „Diese Variante würde die Situation in den Schulgemeinden nicht vereinfachen, sondern würde nur dazu führen, dass viele Schüler und Schülerinnen nicht in den Genuss eines G9 kommen könnten.“

Löhrmann sagte, sie sehe ihren Vorstoß zunächst als Beitrag für die Debatte über das Landtagswahlprogramm der Grünen.