127.000 Euro aufs PrivatkontoAachener Weihbischof steht unter Verdacht der Untreue
Aachen – Die Staatsanwaltschaft Köln hat gegen den Aachener Weihbischof Johannes Bündgens Anklage wegen Untreue erhoben. Er soll die Vollmacht einer Frau missbraucht und 127 000 Euro auf sein Privatkonto für nicht vereinbarte Zwecke überwiesen haben, sagte der Direktor des zuständigen Amtsgerichts Kerpen, Joachim Rau, am Donnerstag. Mit diesem Geld, das in drei Teilbeträgen geflossen sein soll, habe er laut Anklage in Aachen ein Haus gekauft.
Das Bistum Aachen teilte mit, Bischof Helmut Dieser sei schockiert über den Vorwurf und dränge auf vollständige Aufklärung. Bündgens habe erklärt, dass er alle seine Ämter mit sofortiger Wirkung ruhen lasse. Er sei bereit, zur „lückenlosen Aufklärung“ beizutragen. Der 63-Jährige ist unter anderem Vorsitzender des Caritasverbandes im Bistum und Kolumbien-Beauftragter.
Betreuer fielen Geldtransfers auf
Als sich der gesundheitliche Zustand der Frau verschlechtert habe, seien dem dann eingesetzten Betreuer laut Anklage die Geldtransfers aufgefallen. Nachdem der Betreuer auf Rückzahlung gedrängt habe, sei mit dem Weihbischof eine Rückzahlung in monatlichen Raten von 1000 Euro vereinbart worden. Der Betreuer habe die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
In einer schriftlichen Einlassung habe Bündgens erklärt, dass die 127.000 Euro inzwischen komplett zurückgezahlt worden seien.
Wohnrecht soll Hintergrund der Zahlung gewesen sein
Hintergrund der Geldtransfers soll ein versprochenes Wohnrecht für die Frau in dem Haus gewesen sein. Das war nach Gerichtsangaben im Grundbuch aber nicht vermerkt: Der Geistliche steht zwar als Eigentümer darin, aber das Wohnrecht wurde nicht festgehalten. Der Rechtsanwalt des Beschuldigten, Christof Püschel, war zunächst nicht zu erreichen.
Bündgens hatte das Bistum erst kurz vor der Anklageerhebung über die Ermittlungen informiert, wie aus den Informationen des Bistums hervorgeht. Erst am vergangenen Dienstag setzte er demnach den Generalvikar in Kenntnis, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vor dem Abschluss stünden.
Als das Bistum am Donnerstag seine Mitteilung über laufende Ermittlungen der Staatsanwaltschaft veröffentlichte, war der Stand von der Realität überholt. Die Staatsanwaltschaft hatte da schon Anklage beim Amtsgericht Kerpen erhoben. (dpa)