Zahl der Salafisten steigtDie meisten Gefährder in NRW haben deutschen Pass
Düsseldorf – Die Zahl der Salafisten in NRW hat in diesem Jahr erneut zugenommen. Nach Angaben des Innenministeriums gibt es derzeit 2900 Anhänger der radikalislamischen Glaubensströmung. Das sind dreimal so viele wie noch im Jahr 2012.
Das Innenministerium hat auf Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion eine detaillierte Statistik vorgelegt. Demnach sind 85 Prozent der Salafisten männlich, drei Viertel zwischen 20 und 40 Jahre alt. Der überwiegende Teil, 44 Prozent, besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Die Zahl der Konvertiten liegt bei zehn Prozent, hieß es auf Nachfrage.
780 gelten als Gefährder oder gewalttätige Personen
Von den 2900 Salafisten gelten 780 als Gefährder oder gewalttätige Personen. Auch in dieser Gruppe sind deutsche Staatsbürger mit 64 Prozent am häufigsten vertreten.
Die Zahl der Ausreisen aus NRW in Kampfgebiete des IS nimmt nach Angaben des Ministeriums dagegen seit 2016 stetig ab. 2013 haben noch 102 Radikalislamisten das Land verlassen, vergangenes Jahr waren es sieben. In diesem Jahr ist noch kein einziger Fall bekanntgeworden. Die Zahl der Rückkehrer ist seit 2015 verschwindend gering. Damals waren es fünf, in diesem Jahr ist es bislang einer.
„Es ist bemerkenswert, dass es weiterhin einen Zulauf in die Szene gibt, obwohl der IS militärisch am Boden liegt“, sagte Verena Schäffer, innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion.
„Die Zahlen zeigen deutlich, dass die meisten Anhänger in Deutschland geboren wurden und sich inmitten unserer Gesellschaft radikalisiert haben.“ Der Zulauf sei ein „hausgemachtes Problem“, das mit Zuwanderung nur bedingt zu tun habe. „Es muss klar sein, dass uns das Problem der Salafisten, Aufrufe zu Attentaten und Gewalt noch viele Jahre begleiten werden.“
Grüne fordern Einsatz von Streetworkern
In einem am Dienstag verabschiedeten parlamentarischen Antrag fordern die Grünen unter anderem den Einsatz von Streetworkern, um gezielt gefährdete Jugendliche ansprechen zu können.
Auch müsse das Thema Salafismus in den Fortbildungsprogrammen von Lehrern und Pädagogen verankert und ein Forschungsinstitut zum Thema eingerichtet werden. „Wir brauchen neben dem Aussteigerprogramm des Verfassungsschutzes dringend auch zivilgesellschaftliche Programme“, sagte Schäffer.
Das „Aussteigerprogramm Islamismus“ hat sich nach Aussage des Innenministeriums seit Oktober 2014 mit 119 Salafisten befasst.
Die Deradikalisierung erweise sich aber als langwierig und könne bis zu fünf Jahre dauern. In 21 Fällen sei der Prozess weit fortgeschritten, in drei weiteren nahezu abgeschlossen. Viele Salafisten seien allerdings überhaupt nicht zugänglich. In drei Dutzend Fällen hätten die angesprochenen Personen einen begleitenden Ausstieg von vornherein abgelehnt.