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Die WettereckeKarsten Brandt erklärt, warum im Rhein-Sieg-Kreis das Wetter manchmal kopfsteht

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Inversionswetterlage, aufgenommen vom Ölberg in Königswinter: Oben ist es wärmer als in niederen Lagen.

Inversionswetterlage, aufgenommen vom Ölberg in Königswinter: Oben ist es wärmer als in niederen Lagen.

Einmal im Monat erläutert der Wetterexperte Karsten Brandt aus Sankt Augustin regionale Wetterlagen.

Unten ist es nicht immer wärmer, oben nicht immer kälter: Als Auftakt in meine Wetterkolumne möchte ich Ihnen in dieser Woche ein Phänomen der Umkehrung vorstellen – die Inversionswetterlage.

In unserer Region ist sie nicht nur besonders häufig vorzufinden, teilweise an bis zu 200 Tagen im Jahr (zum Beispiel im Jahr 2018); sie hat auch erstaunlich große Auswirkungen auf das Wetter- und Klimageschehen vor Ort.

Während einer Inversionswetterlage geht es auf dem Ölberg deutlich milder zu als in den Tallagen

Normalerweise nehmen Temperaturen mit der Höhe ab. Als kleine Faustformel bei trockenem Wetter: Pro 100 Meter „nach oben“ geht es mit den Temperaturen ein Grad nach unten. Anders während einer Inversionswetterlage, bei der es etwa auf dem Ölberg deutlich milder zugeht als in den Tallagen von Hennef. Auch bei einer Fahrt von Siegburg nach Much oder von Königswinter nach Ittenbach fällt die Temperaturzunahme beim Autothermometer auf.

Inversionswetterlagen machen sich dabei vor allem in den Nacht- und Frühstunden und besonders in der kälteren Jahreszeit bemerkbar – doch wie entstehen sie genau?

Karsten Brandt

Karsten Brandt

Karsten Brandt, geboren 1973 in Bonn, interessierte sich schon als Kind für das Wetter: 1987 baute er bereits eine eigene Wetterstation auf. Nach Preisen bei "Jugend forscht" machte er mit 17 Jahren s...

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Haben wir es mit einer Hochdrucklage zu tun, sinkt die Luft in größere Tiefen ab und erwärmt sich hier. Nicht selten reicht es aber nicht bis zum Boden, und die physikalisch bedingt schwerere Kaltluft fließt in die Täler ab. Im Siegtal ist es daher häufig kälter als auf der Nutscheid, auf dem Villerücken wärmer als in Bornheim-Widdig oder der Erft- und Swistniederung.

Entsprechend sorgt die Wetterlage für Nebel unten, also in den kalten Fluss- und Bachtälern. Hinzu kommt, dass sich die häufig schlechte, da durch Feinstaub belastete Luft gern unten sammelt - ähnlich wie Kaffeesatz in der Tasse. Während in Siegburg und Troisdorf sprichwörtlich dicke Luft herrscht, bleibt die saubere Luft den höheren Lagen vorenthalten.

In einigen Fällen wird das komplette Rheintal in Nebel eingehüllt

Eine Inversion schafft es in einigen Fällen sogar, das komplette Rheintal in Nebel einzuhüllen, und nur Eifel und Siebengebirge ragen mit ihren Hochlagen ab 400 m bei Sonnenschein aus der Nebeldecke empor. In diesen Fällen steht man in den höheren Lagen über dem Nebel und genießt die Sonne, während unten alles Grau in Grau ist.

Allein an mehr als zehn Tagen konnten wir in diesem Januar schon Umkehrungen, also Inversionswetterlagen zählen. Besonders stark war die Inversion am 14. Januar: Während es im Siegtal morgens mit Werten um minus zehn Grad frostig-kalt war, zeigte das Thermometer auf dem Ölberg Werte über null Grad an.