Insbesondere in Windeck gibt es Abschnitte an der Sieg, an denen keine aktive Bekämpfung umgesetzt werden kann. Das sind die Gründe.
Gefährliche PflanzeRiesenbärenklau breitet sich in Rhein-Sieg aus – Windeck besonders betroffen
Die Gemeinden und Städte an der Sieg müssen sich wohl auf Jahre hinaus darauf einrichten, dass der gefährliche Riesenbärenklau – auch Herkulesstaude genannt – an den Fließgewässern nur zurückgedrängt, aber nicht vollkommen beseitigt werden kann.
Dass sich die Herkules-Bestände trotz kontinuierlicher Bekämpfung weiter ausbreiten, liege auch an der nassen Witterung in diesem Jahr, die das Pflanzenwachstum erheblich begünstige. „Daher ist zu erwarten, dass sich die Bestände auf Flächen, auf denen aktuell keine Bekämpfung stattfindet, in diesem Jahr stärker ausprägen werden“, erläutert Antonius Nolden, Pressesprecher des Rhein-Sieg-Kreises auf Anfrage.
Schon jetzt nehmen die Hinweise von Bürgern auf Riesenbärenklau an der Sieg zu, vor allem an bestimmten Streckenabschnitten in der Gemeinde Windeck.
Eitorferin schickte auf ein großes Vorkommen in Herchen an verschiedene Behörden
So meldete Heidi Deutzmann aus Eitorf riesige neue Vorkommen bei Herchen-Bahnhof. Sie schickte ihre Beobachtung unter anderem an die Gemeinde Windeck, die Biologische Station des Kreises in Eitorf (erklärte sich für nicht zuständig), das Umweltamt der Stadt Siegburg (leitete weiter an das Umweltamt des Kreises) und die Kölner Bezirksregierung. Deutzmann ärgert sich: „Es ist wieder mal keiner zuständig!“ Erst als sie sich an diese Zeitung wendete und diese bei der Pressestelle des Kreises nachhakte, gab es wenigstens Informationen zur Bekämpfung des Riesenbärenklaus für die Eitorferin.
Wie Antonius Nolden vom Presseamt des Rhein-Sieg-Kreises erläuterte, wäre aber für eine nachhaltige Bekämpfung der invasiven Herkulesstaude ein überregionales Bekämpfungskonzept erforderlich. Die Samen würden von den Fließgewässern sehr weit transportiert, so entstünden jedes Jahr neue Bestände durch die Samen weit entfernter Vorkommen außerhalb des Kreisgebietes. Ohne ein überregionales Konzept bleibe nur die kontinuierliche und frühzeitige Bekämpfung der bestehenden und neu entstehenden Vorkommen, um diese möglichst kleinzuhalten und nicht zur Aussaat kommen zu lassen, betonte Nolden.
Dass die Pflanzen eine potenzielle Gefahr für den Menschen darstellen und eine aktive Bekämpfung daher schon aus gesundheitlicher Sicht wünschenswert und sinnvoll ist, sieht man auch bei der Kreisverwaltung. Mit seinen fototoxischen Eigenschaften kann der Saft der Herkulesstaude in Verbindung mit Sonnenlicht auf der menschlichen Haut schwere Verbrennungen verursachen. Das passierte auch schon mehrfach an Sieguferwegen oder wenn spielende Kinder die Stängel der Pflanze als Blasrohre benutzten.
In Windeck gibt es Abschnitte an der Sieg, auf denen keine Bekämpfung der Pflanze möglich ist
Zudem gehe von der Pflanze ein hohes Gefährdungspotenzial für die heimische Natur aus, betont der Kreispressesprecher, da Massenvorkommen an einigen Stellen erhebliche Verschlechterungen seltener und geschützter Biotope verursachen könnten.
Der Kreis als Untere Naturschutzbehörde erfülle jedoch seine Verpflichtung, die durch den Riesenbärenklau ausgehenden Gefahren für naturschutzfachlich wertvolle Flächen, Biotope und heimische Arten so weit wie möglich und leistbar abzuwenden. Nolden verwies auf eine Kartierung entlang der Sieg im Jahr 2016, bei der sogenannte Naturschutzfachlich bedeutsame Flächen (NBF) identifiziert wurden. Seit 2017 bekämpfe der Rhein-Sieg-Kreis den Riesenbärenklau dort erfolgreich. Nolden: „Dadurch konnte der Bestand auf den NBF von über 40.000 im Jahr 2017 auf etwa 5000 Pflanzen im Jahr 2023 reduziert werden.“ Die Bekämpfung auf den NBF werde mit Fördermitteln des Landes finanziert.
Der Kreis unterstützt außerdem seit Jahren die ehrenamtlich aktiven Bürger, die den Riesenbärenklau in ihrem Umfeld bekämpfen. Die Unterstützung umfasst die Finanzierung von Ausrüstungsgegenständen, Bereitstellung von Verpflegung, Unkostenerstattungen für Treibstoff und Aufwandsentschädigungen sowie die Organisation und Beratung im Rahmen der Bekämpfungskampagnen.
Von Windeck bis zur Siegmündung in Troisdorf (mit Ausnahme der NBF) hätten sich vielerorts Bürger-, Angel- oder sonstige Vereine sowie Einzelpersonen zusammengefunden, beschreibt es Nolden. Diese Gruppen und Einzelpersonen organisierten sich selbst und stünden in der Regel mit den jeweiligen kommunalen Umweltämtern und dem Rhein-Sieg-Kreis in Kontakt, um Förderungen des Kreises in Anspruch zu nehmen und über den Stand der Bekämpfung zu berichten. Der Kreis hat sogar einen Koordinator für den Einsatz der Ehrenamtler eingesetzt.
Insbesondere in Windeck gibt es laut Nolden jedoch noch Abschnitte an der Sieg, auf denen weder der Kreis noch das Ehrenamt eine aktive Bekämpfung umsetzen könnten. Dies liege unter anderem an der schlechten Zugänglichkeit einiger Siegabschnitte.
Seit über 20 Jahren wird der Riesenbärenklau im Rhein-Sieg-Kreis bekämpft
Seit über 20 Jahren geht man im Kreis gegen den Riesenbärenklau vor. Nach zunächst erfolgversprechenden Einsätzen und Methoden stellte der Kreis jedoch die Bekämpfung ein, weil sie zu teuer wurde und das Land NRW keine Zuschüsse mehr dafür leistete. Nur auf „Naturschutzfachlich bedeutsamen Flächen“ geht man noch gegen die Herkulesstaude vor, berichtet Pressesprecher Antonius Nolden.
Es gelang jedoch, freiwillige Helfer für den Feldzug gegen die Neophyten zu gewinnen, und dank der Ehrenamtler wurde die gefährliche Pflanze tatsächlich auf einigen Abschnitten an der Sieg vernichtet. Diese Gebiete wie zum Beispiel in Eitorf sind auch heute noch frei von Bärenklau.