BürgergesprächWerben um Unterstützung in Niederdrees
Rheinbach – Nicht weniger als 60 Niederdreeser nahmen das Angebot von Bürgermeister Ludger Banken (parteilos) zum Bürgergespräch auf dem alten Schulhof an, „dabei haben wir insgesamt nur 200 Haushalte im schönsten Dorf der Welt“, freute sich Ortsvorsteher Holger Klöß über den erfreulichen Zuspruch. Es ging dabei um die Themen Wiederaufbau nach der Flut sowie um den Hochwasserschutz und die Starkregenvorsorge.
Nach der Starkregenkatastrophe habe die Stadt zunächst einmal ermitteln müssen, was überhaupt beschädigt sei und was in welcher Reihenfolge wiederhergestellt werden müsse, so Banken. Mittlerweile seien die Kanäle fast zu 100 Prozent wieder instandgesetzt, und auch die Gewässer-Böschungen seien größtenteils wiederhergestellt. „Doch auch heute noch machen sich immer wieder neue Schäden bemerkbar.“
Auch die Straßenbeleuchtung sei mittlerweile wiederhergestellt – „damit wir sie jetzt abschalten können“, schmunzelte Banken angesichts der kürzlich beschlossenen Energiesparmaßnahmen. Und er erinnerte daran, dass allein die Müllentsorgung nach der Flut etwa 6 Millionen Euro gekostet habe. Allein aus den 30 Kilometern ausgebaggerter Gewässer seien 9000 Tonnen Schlamm, Schutt und Geröll entsorgt worden.
Zusätzliche Stelle geschaffen
Schon gleich nach der Flut habe die Stadt Maßnahmen zur Vorsorge getroffen, um die Folgen ähnlicher Ereignisse künftig abzumildern. Wobei Banken auch zugab, dass eine Naturkatastrophe dieser Dimension niemals vollkommen abgedeckt werden könne. Doch mittlerweile sei eine zusätzliche Stelle in der Gewässerunterhaltung besetzt und der Haushaltsansatz hierfür deutlich erhöht worden.
Eine weitere Stelle sei im Fachbereich Katastrophenschutz geschaffen worden, denn hier gelte es, ein Resilienzkonzept aufzustellen. „Dabei geht es unter anderem darum, was getan werden muss, falls erneut ganze Ortschaften oder Stadtteile von der Außenwelt abgeschnitten werden“.Außerdem habe sich die Stadt mit 14 weiteren Kommunen, vier Kreisen und dem Erftverband vernetzt, um aus den Erfahrungen der Starkregenkatastrophe zu lernen. „Denn jeder Liter Wasser, der nicht bei uns ankommt, ist gut“, so der Bürgermeister. Gerade für die Hochwasserschutz- und Starkregenschutzkonzepte sei auch die Hilfe aus den Ortschaften notwendig, warb er um Unterstützung. „Denn Sie hier vor Ort wissen doch am besten, wo das Wasser herkam und wo es hingeflossen ist.“
Kritik aus der Runde
Mit der Entwicklung eines Hochwasserschutz- und Starkregenmanagement-Konzeptes sei die Kommunalagentur NRW beauftragt worden. Projektleiter Stefan Vöcklinghaus erläuterte, zunächst müsse eine Starkregen-Gefahrenkarte erstellt, auf deren Basis eine Risikokarte und schließlich ein Handlungskonzept entwickelt werden. Die Erfahrung habe gezeigt, dass auch kleine Gewässer bei langanhaltendem Starkregen sehr schnell sehr stark ansteigen könnten.
Eine Starkregen-Gefahrenkarte beschäftige sich damit, wo unter welchen Umständen dies geschehen könne. Die Risikokarte wiederum ermittle, welche Gebäude in diesem Fall betroffen seien und welche Gefahren dort dann drohten. Darauf baue wiederum das Handlungskonzept auf, in dem beschrieben wird, was getan werden müsse, um solche Gefährdungen zu vermeiden oder die daraus entstehenden Schäden zumindest zu reduzieren. „Wenn beispielsweise im Untergeschoss eines Kindergartens die Schlafräume untergebracht sind, sollte das geändert werden.“ All dies werde dann am Ende in ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept überführt, das auch Handlungsempfehlungen für Privatleute enthalte.
In der anschließenden Diskussion machten Bürger darauf aufmerksam, dass an drei Stellen im Dorf das Wasser im 90-Grad-Winkel fließen müsse, was physikalisch nahezu unmöglich sei und dazu führe, dass bei einem Starkregenereignis das Wasser geradeaus über die Straße und nicht entlang dem vorgegebenen Hochwasserentlastungskanal fließe. Solche Stellen wolle sich die kommunale Agentur vor Ort anschauen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen, versprach Vöcklinghaus.
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Dass zwar die Gräben rund um das Dorf freigebaggert seien, nicht aber die dazugehörigen Durchlässe, wurde ebenfalls bemängelt. Hier gab Fachgebietsleiter Torsten Bölinger zu bedenken, dass dafür unterschiedliche Maschinen gebraucht würden und diese Arbeiten deswegen nacheinander erledigt werden müssten. Fachbereichsleiterin Daniela Hoffmann berichtete von einem Gespräch mit der Geschäftsführung von e-Regio, dem Betreiber der Steinbachtalsperre. Es gebe die Absicht, die Talsperre wieder mit Wasser zu befüllen, aber nur auf einem verträglichen Niveau.