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Mit Upcycling zum GewinnRheinbacher Kleingarten ist das „Gartenprojekt des Jahres“ 2022

Lesezeit 5 Minuten
Peter Sturm steht zwischen Sträuchern in seinem Garten.

Peter Sturm hat mit einem Garten-Projekt in Rheinbach den Taspo-Adward gewonnen.

Wertigkeit und Nachhaltigkeit: das ist Peter Sturm bei der Gartengestaltung wichtig. Mit seinem Kleingarten gewinnt er den Taspo-Award.

Das „Gartenprojekt des Jahres“ 2022 ist etwa 250 Quadratmeter klein und grenzt an ein saniertes Fachwerkhaus in Rheinbach. Die Bodenbeläge bestehen aus regionalem Basaltlava, die historische Stadtmauer umgibt den Garten auf drei Ebenen, die unterste ist komplett barrierefrei. Heimische Pflanzenarten hat Peter Sturm in und um verschiedene Antiquitäten gesät, wie den antiken Brunnen, aus dem Stauden wachsen, oder den Wassertrog, den seine Kundin zum Gießen der Hochbeete nutzt.

Gegen vier andere Projekte habe sich der vergleichsweise kleine Privatgarten in seiner Kategorie beim Taspo-Award durchgesetzt. Ein vier- bis fünffaches Budget habe die Konkurrenz besessen, so Sturm. Wie viel die Gestaltung seines Projekts inklusive der Bodenarbeiten gekostet hat, möchte seine Kundin aber nicht verraten.

Rheinberg: Peter Sturms Projekt wird „Gartenpojekt des Jahres“ 2022

Warum sich die Jury für seinen Garten entschieden hat, weiß Sturm eigenen Angaben nach nicht genau: „Mir wurde gesagt, man habe die Liebe zum Detail auf den Fotos gesehen und eben, dass es schön sei, dass auch mal ein kleineres Projekt gewinnt.“ Entgegengenommen hatte Sturm die Auszeichnung bei einer Preisverleihung in Berlin.

„Ein schöner Garten muss leben“, sagt der Taspo-Award-Gewinner gerne. Das bedeutet ihm zufolge, dass sich die Pflanzen selbst vermehren und mal hier, mal dort wachsen. „Dann ist es jedes Jahr eine Freude zu schauen, wo welche Pflanze wieder auftaucht“, sagt der Techniker für Garten- und Landschaftsbau, der die Firma Gärten Peter Sturm in Euskirchen betreibt. Geordnete Vielfalt nennt er das. Ein weiterer Vorteil: Das macht den Garten besonders pflegeleicht.

Ein Blick in die grüne Gartenanlage. In der Mitte führt ein Steinweg hoch. Rechts steht ein Holztisch mit Stühlen und einem Sonnenschirm.

Der ausgezeichnete Garten von Peter Sturm.

Gelegentliches Schneiden der Zierapfel-Hecke oder einiger Sträucher sei im Frühjahr zwar notwendig, so Sturm. Doch darüber hinaus müssten nur die Nutzbeete gepflegt oder eben mal ein Pflänzchen entfernt werden, das sich dann doch an der falschen Stelle vermehrt habe. Das sei weitaus weniger pflegeintensiv als etwa Schottergärten.

„Bei den Schottergärten ist die Idee, dass sie pflegeleicht sein sollen. Aber das ist ja ein Trugschluss. Spätestens nach zwei bis drei Jahren hat sich dort so viel Sediment, Samen und Flugstaub angesammelt, dass es dort sogar noch besser wächst“, erklärt Sturm: „Teilweise haben sich auch Leute geschämt, mit mir einen Termin zu machen, um ihren Schottergarten zurückzubauen. Die haben dann direkt gesagt: ‚Wir wissen, dass das ein Fehler war, deshalb haben wir Sie auch gerufen‘.“

„Der Garten hat viel mehr Seele, wenn die Materialien eine Geschichte erzählen.“
Peter Sturm

Seine Handschrift sei markant und habe Wiedererkennungswert, ist Sturm überzeugt. Sowohl in der Auswahl der Pflanzen als auch der Dekorationen bleibt er heimatverbunden. Selbst bezeichnet er sich als „Jäger und Sammler“ und gibt diverse Anekdoten zum Besten darüber, woher seine Materialien stammen. „Ich habe zum Beispiel bei mir auf dem Bauhof Teile einer Schleuse aus England oder einer alten Brücke liegen. Das ist auch für den Kunden schön, sagen zu können: ‚Diese Bank ist von einer alten Brücke aus Brüssel‘“, so der 58-Jährige.

Nachhaltig sei das auch, teilweise sogar günstiger, als neue Ressourcen zu verwenden: „Ich kann ja viele Dinge upcyceln oder zum Beispiel Steine nehmen, die gebraucht günstiger sind als neu“, sagt Sturm: „Damit hat der Garten viel mehr Wertigkeit und Nachhaltigkeit. Der Garten hat viel mehr Seele, wenn die Materialien eine Geschichte erzählen.“

Von neumodischen Materialien mit „Nano-Technologie“ – also Steine, die sich etwa selbst reinigen sollen – hält er wenig: „Letztendlich ist ein Stein, der schon ein bisschen was erlebt hat, absolut pflegeleicht, weil den eben noch nie einer gepflegt hat. Der hat seine Ausstrahlung, seinen Charakter, und den hat eben auch nur dieser Stein, denn jeder Stein ist ein Unikat.“ Dadurch, dass er hauptsächlich Ressourcen aus der Region verwende, spare man sich zudem teure und umweltschädliche Transportwege.

Wer einen besonderen Garten haben wolle, brauche aber nicht nur die entsprechenden Materialien, sondern auch „ein Gefühl für die Pflanze“, ist Sturm überzeugt: „Vielen Leuten fehlt das eben, die können nicht einschätzen, wie groß die Pflanze wird, und trauen sich dann nicht, die einzuplanen.“ Auch wichtig sei die richtige Planung: „Die individuellen Lebensumstände spielen rein. Wenn man kleine Kinder hat, wollen viele Kunden keinen Teich oder Pool, eben zu deren Schutz. Im Alter ändert sich das dann vielleicht.“ Der Garten verändere sich also auch mit dem Besitzer.

Sturm sieht nicht aus wie der typische Gärtner: Er trägt einen sauberen, dunklen Pullover, die grauen Haare sitzen perfekt frisiert auf seinem Haupt. Ursprünglich habe er Maschinenbau studieren wollen, doch dafür hätten die Mathenoten nicht ausgereicht, erzählt er. „Dann habe ich eine Ausbildung in der Baumschule gemacht und später die Technikerschule für Garten- und Landschaftsbau in Essen besucht. Meine Eltern hatten Hunde, Pferde und weitere Tiere. Ich bin sehr naturnah aufgewachsen“, sagt Sturm. Schon nach etwa einem halben Jahr habe er aber gemerkt, dass die Arbeit in der Baumschule ihn nicht erfülle.

„Mein Vater war Architekt im Hochbau, das Kreative ist mir dadurch irgendwie vorgelebt worden“, so der 58-Jährige weiter. Das habe dann dazu geführt, dass er sich intensiver mit individueller Gartengestaltung auseinandergesetzt habe. Zwischenzeitlich habe er in einem Gartencenter als Verkäufer gearbeitet, bevor er sich selbstständig gemacht habe.

Heute beschäftigt Sturm eigenen Angaben nach 35 Mitarbeiter in seiner Firma, um etwa 40 Projekte habe er sich dieses Jahr gekümmert. Dabei handele es sich hauptsächlich um Privatgärten, selten aber auch um öffentliche oder gewerbliche Flächen. Neben der Konzeptionierung und dem Bau der Gärten kümmere er sich auch um deren Pflege.

Einen Rückgang an Anfragen habe er durch Corona oder die aktuell steigenden Kosten nicht verzeichnet. „Es ist eher so, dass gerade durch Corona mehr Menschen den eigenen Garten als Rückzugsort entdecken und schätzen gelernt haben“, sagt er.


Der Wettbewerb:

Zum 16. Mal erhielten Vertreter aus Garten- und Landschaftsbau sowie weiteren grünen Berufen den Taspo-Award. Vergeben wurde er durch eine Jury aus Mitarbeitern des gleichnamigen Magazins sowie externen Experten. Aus 132 Einreichungen hat die Jury nach Veranstalter-Angaben 70 Finalisten ausgewählt. (enp)