Das „Ende der Rechtssprechung“Justizminister besucht Vollzugsanstalt in Rheinbach
Rheinbach – Drei Stunden Zeit brachte NRW-Justizminister Benjamin Limbach am Montag zum Besuch in der Justizvollzugsanstalt Rheinbach mit. Anstaltsleiterin Renate Gaddum empfing ihn überpünktlich vor dem gut gesicherten Haupteingang.
Abteilung der „lebensälteren Inhaftierten“
Dann ging es durch die Sicherheitsschleuse ins Innere der Anstalt, in der stets etwa 540 Straftäter ihre Strafe absitzen. Nach einer Besprechung im Büro führte Gaddum ihren Gast durch die Anlage, stellte die neuen Werkhallen und Gebäude vor, die teils noch gar nicht fertig sind. Und ganz besonders lag Gaddum die Abteilung der „lebensälteren Inhaftierten“ am Herzen. Sie hat derzeit 16 Insassen. „Lebensälter“, das sind Gefangene von mindestens 60 Jahren. Der Älteste dort ist 79.
Auch das Integrationskonzept der Justizvollzugsanstalt in Rheinbach stellte Gaddum dem Minister vor. Etwa 39 bis 40 Prozent der Menschen, die hier einsitzen, haben keine deutsche Staatsbürgerschaft. Wer die deutsche Sprache schlecht beherrscht, kann hier ordentlich Deutsch lernen – wenn er das will. Limbach lernte auch die Psychosoziale Notfallbetreuung kennen, die „nach besonderen Vorkommnissen“, so Gaddum, greifen soll.
Lernen bei Vorort-Termin
„Bei einem Vorort-Termin kann ich viel mehr lernen, als wenn ich nur die Akten lesen würde“, begründete Limbach seinen Besuch. Der Bonner vom Jahrgang 1969, der auch in Bonn studierte und promovierte, war aber nicht das erste Mal in der Rheinbacher Anstalt. „1991 habe ich mit dem Studium angefangen, 1996 dürfte es gewesen sein, dass ich hier im ersten Semester in der AG Strafrecht als Assistent vor Augen geführt bekam, was bei der Rechtsprechung am Ende rauskommt.“
Als Baureferent, so Limbach, sei er für Turnhalle und Sporthalle in der JVA Rheinbach zuständig gewesen, und er habe mitgewirkt, als die Mittel für die Werkhalle samt Speisesaal zur Verfügung gestellt worden seien. Benjamin Limbach komplettierte gestern seine Eindrücke, die er in den vergangenen Jahren bereits von etwa der Hälfte der 37 Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen gesammelt habe.