Wiederaufbau nach der FlutCampus Rheinbach stellt zuerst das Labor wieder her
Rheinbach – Schon im Wintersemester soll auf dem Campus Rheinbach der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg wieder geforscht und gelehrt werden. Der Wiederaufbau des von der Flut vor einem Jahr schwer beschädigten Campus liegt im Zeitplan: Das Labor im Gebäude F soll Anfang September fertig werden, das Foyer Anfang Oktober. Voraussichtlich zeitgleich dürfte die Sanierung im Erdgeschoss des benachbarten E-Gebäudes abgeschlossen sein.
Vor knapp zwei Monaten war das kaum zu glauben. Am Eingang zum Labor fehlte jeglicher Innenausbau. Wo es sonst Pflicht war, um bloß kein fremdes Leben in die geschützten Laborräume zu tragen, Straßenkleidung abzulegen, Lebensmittel wegzuschließen und sterile Kittel abzulegen, hatte die Flut alles Vertraute weggespült – Innenwände und Inventar. Hochsensible Versuche, bei denen nur in streng geschützten Bereichen gemessen und geforscht werden kann, müssen seit einem Jahr woanders stattfinden – sehr zum Leidwesen der etwa 30 Doktoranden im Fachbereich 05, den Angewandten Naturwissenschaften.
Ende Mai hatte der Vorraum noch keine Innenwände
Aber in diesem Gebäude war am ehesten Land in Sicht: Während das Wasser in einigen Hochschulgebäuden bis zu 1,80 Meter hoch stand, die Flut sogar Stahltresore und 500-Kilo-Tische wie Geschosse durch Wände drückte, waren es hier bloß 20 Zentimeter. Trotzdem musste die meiste Technik raus, teils auch Estrich und Wandsockel. Und weil das Labor kaum durch andere Räume zu ersetzen ist – schon gar nicht im Homeoffice – nahm in diesem Gebäude auch die auf 62 Millionen Euro geschätzte Sanierung ihren Anfang.
Ende Mai hatte der Vorraum noch keine Innenwände, keine Spur von den Spinden oder der Teeküche, und wo die Toiletten mal waren, hingen einfach Leitungen von der Decke. Eine hölzerne Rampe führte zum neuen Estrich im Nachbarflur hinauf, eine Plastikfolie schützte den Feuerlöscher an der Wand. Die Uhr im Gang ist bei 18.19 Uhr stehen geblieben, dem Zeitpunkt, als der Haupttransformator auf dem Campus abgeschaltet werden musste, weil auch er und die Hauptleitung schon im Wasser lagen.
„Ein Gutachter hat ganz genau geklärt, in welchem Raum, was raus muss, und was bleiben kann“, erklärt Ute Schmitz, die Hochschuldezernentin für Gebäudewirtschaft, Bauen und Sicherheit. Nichts sollte unnötig ersetzt werden. Der Hausmeister hatte ganz früh nach der Flut die Böden abgezogen, das Inventar wurde in Euskirchen zwischengelagert und mit Notstrom alsbald die Belüftung sichergestellt.
Kurz nach der Flut blühte der Schimmel
Wie wichtig das war, zeigte sich in einem anderen Gebäude mit komplett geflutetem Keller. Kurz nach der Flut blühte dort der Schimmel, und selbst an Trockenbauwänden, die gar nicht im Wasser gestanden hatten, wucherte plötzlich der Schimmelpilz. „Nach fünf Reinigungsversuchen mussten wir diese Wände aufgegeben und abreißen lassen“, bedauert Schmitz.
Der Fußbodenbelag aus Kautschuk hat sich indes im Labor bewährt. Wo er lag, braucht der Estrich nicht herausgestemmt zu werden. Allerdings zog auch im Labor das verdreckte Flutwasser in Gipskartonwände, so dass sich dort in der mineralischen Substanz neues Leben bildete und ein etwa ein Meter hoher Streifen aus den Wänden herausgetrennt und ersetzt werden musste. Inzwischen sind die Trockenwände geschlossen, der Estrich im Flur erneuert. Maler sind am Werk, und der Bodenbelag wird hergestellt. Im Foyer werden Trockenbauwände gesetzt, und die Rohinstallation von Heizung und Sanitärbereich ist im Gange.
Die Labortüren mussten nicht getauscht werden. Sie sind von unten versiegelt, damit keine Viren eindringen können, und so fand das Flutwasser keinen Weg hinein. Die meisten Leitungen lagen auch hoch genug, um keinen Schaden zu nehmen. Die Hauptleitung zum Transformator ist inzwischen geprüft und wieder angeschlossen. Da die Lüftungsanlage auf dem Dach installiert ist, konnte sie die gesamte Trocknungsphase über laufen.