London – Von heute an feiert die Queen vier Tage lang ihr 70-jähriges Thronjubiläum. In dieser Zeit hat sie viel erlebt – und auch überlebt. Wir schildern sieben einschneidende Erlebnisse ihrer Amtszeit.
1952-1962: Wertmarken zur Krönung
Der Enthusiasmus, mit dem die Briten 1953 der Krönung von Elizabeth II. entgegenfiebern, zeigt sich in einer Randerscheinung: Viele Engländer schicken Wertmarken für Bekleidung an den Buckingham-Palast, damit sich ihre neue Queen ein standesgemäßes Kleid leisten kann. Auch im Vereinigten Königreich sind die Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges damals noch spürbar.
Der Palast betont umgehend, die Marken zurückgeschickt zu haben, denn für eine Zeremonie war längst gesorgt. Die Queen, so erzählt sie später, hat die gut ein Kilogramm schwere Imperial State Crown vorab regelmäßig im Palast getragen. So habe sie sich an das Gewicht der reich verzierten Krone gewöhnen wollen. Ihr Ehemann Prinz Philip soll nach der Zeremonie in Westminster Abbey geunkt haben: „Wo hast du den Hut her?“
Queen auf Deutschland-Tour
Als Elizabeth II. am 18. Mai 1965 auf dem Flughafen Köln/Bonn landet, beginnt eine elftägige Charmeoffensive beider Nationen. Der erste Staatsbesuch der Queen in Deutschland hat enorme symbolische Bedeutung. Denn der Zweite Weltkrieg ist 20 Jahre nach seinem Ende in den politischen Debatten weiter präsent – in Frankfurt etwa wird zu dieser Zeit der erste Auschwitz-Prozess verhandelt.
Die Queen reist mit einem Sonderzug 3000 Kilometer quer durch die noch junge Bundesrepublik – unter anderem nach Köln, Berlin, Hamburg und Hannover. Sie trifft auf acht Länderregierungen, 15 Bürgermeister und 14 kalte Buffets. Ganz uneigennützig ist der Besuch nicht: Großbritannien strebt 1965 einen Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) an und erhofft sich dadurch einen Schub für seine schwächelnde Ökonomie. Es dauerte noch bis 1973, bis das Vorhaben klappt.
Ein neuer Thronfolger
Großbritannien bekommt einen neuen Thronfolger – nach Prinz Charles. Am 21. Juni 1982 geben der Prince of Wales und seine Frau Diana die Geburt ihres Sohnes William bekannt. Auch wenn es bereits der dritte Enkel der Queen ist, so rutscht William als erstes Kind ihres erstgeborenen Sohnes automatisch auf Platz zwei der Thronfolge.
Dicht gedrängt stehen Hunderte Briten vor dem St. Mary“s Hospital im Londoner Stadtteil Paddington. Am Tag nach der Geburt ist es so weit: Auf dem Arm von Charles verlässt William das Krankenhaus. Die Medien werden sich 31 Jahre später noch einmal für das Outfit Dianas interessieren, ein weites grünes Kleid mit weißen Punkten: Als ebendieser William 2013 seinen eigenen Sohn George aus demselben Krankenhaus bringt, trägt seine Frau Kate ein ähnliches gepunktetes Kleid, nur in Blau. Es bleibt nicht der einzige Vergleich mit Diana.
Der große Brand
Ein Halogenstrahler in der Privatkapelle der Königin löst am 20. November 1992 einen Großbrand auf Schloss Windsor aus. Das Gerät entzündet einen Vorhang, in Windeseile breitet sich das Feuer aus, das erst nach 30 Stunden gelöscht ist. Danach sind 115 Zimmer zerstört, darunter neun Staatsräume. Die Queen steht fassungslos in Gummistiefeln und Regenmantel vor Windsor Castle, während ihr Sohn Andrew eine Kette aus Hunderten von Menschen organisiert, um die wertvolle Kunstsammlung – die größte private der Welt – in Sicherheit zu bringen. Eigentlich hatte Elizabeth an diesem Tag ihren 45. Hochzeitstag feiern wollen. Doch das Feuer wirbelt ihre Pläne durcheinander. Wie sich schnell zeigen wird: dauerhaft.Die fünfjährigen Sanierungsarbeiten verschlingen umgerechnet 50 Millionen Euro. Die Kosten werden zum Politikum: Die oppositionelle Labour-Partei stellt die Frage, wie lange der Steuerzahler noch für den teuren Lebensstil der Royals aufkommen muss? Die Queen und ihre Familie beginnen, Steuern zu zahlen – wovon sie gesetzlich eigentlich befreit sind.
Dianas Tod
Nein, sie wusste nicht, was auf sie zukommt. Sonst hätte die Queen in ihrer Weihnachtsansprache das Jahr 1992 – geprägt von vielen familiären Skandalen – sicherlich nicht zum „annus horribilis“ gemacht, zum Schreckensjahr. Das sollte erst noch kommen. Nachdem Prinz Charles und Prinzessin Diana 1996 offiziell einen Schlussstrich unter ihre disharmonische Ehe ziehen, ereignet sich am Abend des 30. August 1997 die Ka tas tro phe. Diana und ihr Freund Dodi Al-Fayed sind in Paris, gehen im Ritz essen. Als sie aus dem Restaurant kommen, warten dort schon die Paparazzi. Auf der Flucht vor ihnen kommt es zum Unfall mit ihrer Limousine. Al-Fayed und der Chauffeur sterben sofort, Diana wenige Stunden später um 4 Uhr morgens des 31. August.
Die weltweite Anteilnahme am Tod der „Königin der Herzen“ ist gigantisch. Die Queen selbst erreicht die Nachricht im Urlaub auf Schloss Balmoral. Dort weilt sie mit Charles und den Enkelkindern, dem 15-jährigen William und dem zwölfjährigen Harry. Elizabeth entscheidet sich, zunächst nicht nach London zu reisen. Während sie beharrlich zum Verlust ihrer Schwiegertochter schweigt, wird der Unmut im Volk immer lauter. Selten zuvor wurde die Königin derart kritisiert wie in dieser Zeit.
Erst fünf Tage nach dem Unfall reist Elizabeth nach London und kondoliert. Noch am selben Abend wendet sie sich in einer TV-Ansprache an ihr Volk. Es wird die bis dahin persönlichste Ansprache der Queen.
Das Bond-Girl
Zur Eröffnung der Olympischen Spiele am 27. Juni 2012 in London überrascht sie mit einem ungewöhnlichen Auftritt. Zu Beginn der Zeremonie ist auf Monitoren zu sehen, wie James Bond alias Daniel Craig in Buckingham Palace von der Queen erwartet wird. „Guten Abend, Mr. Bond“, sagt sie, und die beiden machen sich auf den Weg – offenbar ins Olympiastadion. Denn kurz darauf springen zwei Stuntleute als Königin und Geheimagent verkleidet aus einem Hubschrauber und landen inmitten des Geschehens. Ein wenig später setzt sich die echte Elizabeth im gleichen Kleid wie das Stuntdouble an ihren Platz. Sie hat die Lacher auf ihrer Seite.Im Jahr darauf wird Elizabeth für ihren Auftritt den Ehrenpreis der britischen Filmindustrie erhalten, den Honory Bafta. Während der Zeremonie bezeichnet man sie als „unvergesslichstes Bond-Girl aller Zeiten“.
Die It-Themen
2013 kommt Klein-George, der Erstgeborene von William und Kate, auf die Welt und wird qua Geburt auf Rang drei der Thronfolge katapultiert. 2021 stirbt Prinzgemahl Philip im Alter von 99 Jahren. Dazwischen muss sich die Queen mit It-Themen – dem Brexit und dem Megxit – herumplagen. Im Juni 2016 entscheidet sich das britische Volk in einem Referendum für den EU-Austritt, der am 31. Januar 2020 vollzogen wird.
Es ruckelt im Königreich, doch für die Royals ist der Megxit ein Beben. Die US-amerikanische Ehefrau von Enkelsohn Harry passt so gar nicht zur leicht versnobten Queen. Immer wieder kommt es zu Unstimmigkeiten. Alles gipfelt in einem Interview, das Meghan und Harry nach ihrem Rückzug aus dem Königshaus mit US-Moderatorin Oprah Winfrey führen. Nach dem Gespräch geht das Spekulieren über einen „rassistischen Royal“ los – vor allem Charles und Anne, aber auch Kate und William bekommen ihr Fett weg – die Queen dagegen nicht.
Am Wochenende wird das Paar anlässlich des 70-jährigen Thronjubiläums zu einem Familientreffen in London eintreffen. Dann lernt die Queen endlich ihre Urenkelin Lilibet kennen, die am Samstag ein Jahr alt wird.