Zwar wächst der Absatz noch, doch der Elektroautobauer Tesla bleibt hinter den selbst gesteckten Zielen zurück. Experten erwarten, dass Tesla künftig geringere Renditen einfahren kann. Für neuen Schwung soll nun der China-Chef sorgen, der befördert wird und Nachfolger von Elon Musk werden könnte.
AutobauerTesla wird langsam zur lahmen Ente
Ein weiterer Rückschlag für Elon Musk. Sein Elektroautobauer Tesla ist im Schlussquartal 2023 deutlich hinter den eigenen Zielen zurückgeblieben. Die Talfahrt der Aktie setzt sich fort. Und in den nächsten Monaten könnte es ganz dick für Musk und Tesla kommen: Der wertvollste Autobauer der Welt muss die Preise senken, die Sympathie für die Marke schrumpft, es fehlt an neuen Modellen und das womöglich Schwerwiegendste: Tesla hat die technologische Führerschaft an chinesische Rivalen abgegeben.
Doch jetzt soll offenbar der China-Chef von Tesla, Tom Zhu, das Lenkrad herumreißen und sich auch um die Werke in Nordamerika und Europa sowie um den Vertrieb kümmern.
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Der Reihe nach: In den drei Monaten von Anfang Oktober bis Ende Dezember wurde mit rund 405.000 Fahrzeugen weltweit zwar ein neuer Absatzrekord erzielt. Aber Musk hatte sich deutlich mehr vorgenommen, und auch die Analysten hatten laut Finanznachrichtenagentur Bloomberg im Schnitt mit mehr als 420.000 Fahrzeugen gerechnet.
Musk hatte indes ein „episches“ Jahresende versprochen und damit enorme Verkaufszahlen gemeint. Tatsächlich musste er die Preise senken und die Fertigung bremsen. In den USA wurden Rabatte von 7500 Dollar pro Fahrzeug offeriert. Das entspricht der Höhe der Steuergutschrift, die US-Präsident Joe Biden für zahlreiche E-Autos einführen will. Unter den Tesla-Modellen kann davon aber nur die große Variante des Model Y profitieren, die mit sieben Sitzen ausgestattet ist. Musk twitterte: „This is messed up“ – das ist ein Schlamassel. Er warf Biden vor, dass er sein Unternehmen dafür bestrafen wolle, dass es massentaugliche Autos produziere.
Tesla-Preise in China mussten gesenkt werden
Schon im Oktober mussten die Preise für den chinesischen Markt beim Model Y und beim Model 3 deutlich gesenkt werden, um den Absatz anzukurbeln. „In den vergangenen Monaten zeigten sich vermehrt Hinweise, dass Tesla von einem Produktionsengpass in einen Nachfrageenpass läuft“, sagte Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Wie schwierig die Lage ist, lässt sich daran ablesen, dass Tesla zuletzt auf Halde produziert hat. Im vierten Quartal wurden rund 34.000 Autos mehr gefertigt als ausgeliefert. Das Problem könnte sich noch weiter verschärfen, denn Musk hatte sich eigentlich vorgenommen, jedes Jahr die Produktion um 50 Prozent zu steigern, was das Angebot noch einmal massiv erhöhen würde. Das 50-Prozent-Ziel wurde aber schon 2022 mit 1,31 Millionen verkauften Autos nicht erreicht, das entspricht nämlich „nur“ einem Plus von etwa 40 Prozent.
Auf dem chinesischen Markt mehrere Konkurrenten überlegen
Die Ursachen: Auf dem enorm wichtigen chinesischen Markt sind laut Dudenhöffer gleich mehrere Konkurrenten den aktuellen Tesla-Modellen bei der Software, der Qualität und der Batterie-Performance mittlerweile überlegen. Namentlich nennt er die Marken BYD, NIO und Geely. Das Trio zeige Wachstumsraten, die „fast schon raketenhaft“ im Vergleich zu Tesla ausfielen.mehrere
Für Deutschland macht Dudenhöffer darauf aufmerksam, dass eine deutlich steigende Zahl von Zulassungen auf das Konto von Vermietern und Auto-Abo-Anbietern ging, dies mache mittlerweile insgesamt fast ein Drittel aus. „Die steigenden Vermieterzulassungen sind ein deutliches Zeichen für Incentives und Rabatte, mit denen Tesla in den Markt eingreift“, so der Direktor des Center Automotive Research (CAR). Teslas würden mittlerweile „an jeder Ecke“ angeboten, damit werde das Markenimage ausgehöhlt und die Fahrzeuge würden mit Rabatten „verschossen“.
Elon Musks beschädigt sein Image
Apropos Image: Da hat Musk seinem Autobauer nach Einschätzung vieler Experten zuletzt einen Bärendienst erwiesen, und zwar mit Eskapaden der besonderen Art beim Kurznachrichtendienst Twitter, den er für 44 Milliarden Dollar gekauft hat. Auch Dudenhöffer sieht daraus nun eine schwindende Markensympathie für Tesla erwachsen. Er erwartet, dass all dies zu sinkenden Gewinnmargen führen wird.
Die Aktie des E-Autobauers jedenfalls musste am Dienstag erneut Federn lassen, sie verlor im europäischen Handel zeitweise mehr als vier Prozent. Das Papier war für knapp 120 Dollar zu haben, vor einem Jahr kostete es noch fast 400 Dollar. Trotz dieser massiven Abschläge liegt der Marktwert von Tesla noch immer etwa fünfmal so hoch wie der des um ein Vielfaches größeren Volkswagenkonzerns.
Wohl auch um nervöse Anleger zu besänftigen, hat Musk laut Nachrichtenagentur Reuters nun Tom Zhu befördert. Der China-Chef von Tesla soll künftig auch für die Werke und den Vertrieb in den USA und in Deutschland zuständig sein. Damit wird Zhu gleich hinter Musk zur Nummer zwei bei Tesla gemacht. Es kursieren bereits Vermutungen, dass das nicht das Ende seines Aufstiegs ist, dass der Manager „auf eine größere Rolle“, so Reuters, vorbereitet werde.
Gemeint ist damit, dass er alsbald den Chefposten von Musk übernehmen könnte. James Murdoch, Mitglied im Verwaltungsrat von Tesla, hatte bereits im November angedeutet, dass Musk einen Nachfolger gefunden habe, ohne den Namen preis zu geben. Klar ist indes, was Zhu jetzt angehen muss: Der Pritschenwagen Cybertruck muss endlich serienreif werden, und das Model 3 braucht dringend eine Runderneuerung