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Blutige Ostern in MexikoZoff zwischen USA und Mexiko über Sicherheit eskaliert

Lesezeit 3 Minuten
Die mexikanische Navy und die Nationalgarde patrouillieren in Cancún am Strand.

Die mexikanische Navy und die Nationalgarde patrouillieren in Cancún am Strand.

Traditionell strömen junge Leute aus den USA im Frühjahr an Mexikos Strände. Die Springbreaker missachten die Sicherheitswarnungen, die nach tödlichen Schüssen auf amerikanische Touristen gelten.

Wer diese Ostern an Mexikos beliebtesten Urlaubsstränden verbringen will, muss sich auf ein bizarres Bild einstellen. In Cancún und Acapulco patrouillieren zwischen Sonnenschirmen, Liegen und Urlaubern Soldaten und Nationalgardisten in Kriegsbewaffnung. Das ist die mexikanische Form, den Touristen Sicherheit vermitteln zu wollen. Aber letztlich ist es ein Akt der Hilflosigkeit, denn das Land und vor allem die Regierung des linken Staatschefs Andrés Manuel López Obrador bekommen die Gewalt der Organisierten Kriminalität nicht in den Griff. Im Gegenteil.

Vier Männer mit tödlichen Schusswunden aufgefunden

Die Sicherheitskräfte geraten an immer mehr Orten in die Defensive. In Acapulco, dem traditionellen Urlaubsparadies an der Pazifikküste, ist das schon viele Jahre so. Aber in der jüngsten Zeit ist auch die karibische Riviera Maya auf dem Weg zur No-Go-Area. Am Montag wurden an einem der beliebtesten Strände von Cancún vier Männer mit tödlichen Schusswunden aufgefunden.

In Acapulco lag an einem Strand am Tag zuvor ein Toter, eine Frau erlag im Krankenhaus ihren Schusswunden. All das in dem Moment, in dem die Urlauber aus dem In- und Ausland zu Tausenden in die Touristenorte strömen. Mexiko ist nicht nur eines der beliebtesten Urlaubsländer, sondern auch eines der gewalttätigsten Länder der Welt. Zwischen 85 und hundert Morde werden jeden Tag in Mexiko verübt. Fast alle gehen auf das Konto der Kartelle.

Junge amerikanische Touristinnen und Touristen in Mexiko: Die „Springbreaker“ strömen ungeachtet der Sicherheitswarnungen an die Küste.

Junge amerikanische Touristinnen und Touristen in Mexiko: Die „Springbreaker“ strömen ungeachtet der Sicherheitswarnungen an die Küste.

Die toten Männer in Cancún sind mutmaßlich die jüngsten Opfer der Kartellkämpfe um die Vorherrschaft an der beliebten Riviera Maya. Längst sind Cancún, Tulum und Playa del Carmen zum Aufmarschgebiet der Organisierten Kriminalität geworden. Zu lukrativ sind besonders jetzt, in der reisestärksten Zeit des Landes, die Absatzchancen für Drogen aller Art.

Klaus Ehringfeld

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Die Touristen, die überwiegende Zahl aus den USA, fragen Rauschmittel jeden Typs nach. Kokain und Heroin sind jederzeit so verfügbar wie in Miami oder Berlin. Dazu auch synthetische Rauschmittel. Und die tausenden Bars, Diskotheken und Bordelle auf dem 130 Kilometer langen Abschnitt zwischen Cancún und Tulum bilden ein hervorragendes Ziel für Schutzgelderpressung. Und längst sind auch die internationalen Touristen gefährdet. Vor etwas mehr als einem Jahr starben im Kreuzfeuer eine indische Reisebloggerin. ein mexikanischer Künstler, eine deutsche Touristin sowie eine kubanische Sängerin und zwei Kanadier.

Reisewarnung des US-Außenministeriums für die Riviera Maya

Und jetzt Ende März wurde einem Touristen aus den Vereinigten Staaten in Puerto Morelos, südlich von Cancún, von Unbekannten ins Bein geschossen. Das US-Außenministerium gab daraufhin eine Reisewarnung für die Riviera Maya für diejenigen heraus, die über die Feiertage nach Mexiko reisen wollen. In der Erklärung wurden die Urlauber aufgefordert, an Orten wie Cancún, Playa del Carmen und Tulum besonders vorsichtig zu sein, vor allem nachts. Vergangenes Jahr besuchten 30 Millionen US-Touristen Mexiko, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Mexikos Präsident López Obrador erzürnte die Reisewarnung. Die Sicherheitswarnungen seien eine „abscheuliche" Manipulation der Realität. Die verschwurbelten Worte des Präsidenten fallen in eine Zeit besonderer bilateraler Spannungen in der Sicherheitsfrage zwischen Washington und Mexiko-Stadt. Republikanische Senatoren forderten jüngst eine US-Intervention an der mexikanischen Grenze, um die Spirale der Gewalt und Unsicherheit nach der Entführung und Ermordung von zwei US-Bürgern in Matamoros an der Grenze zu Texas zu entschärfen. López Obrador konterte: „Mexiko ist sicherer als die Vereinigten Staaten, und es ist kein Problem, sicher in Mexiko zu reisen", betonte der Präsident.

Warum er dann einen gigantischen Sicherheitsplan für die Osterferien aufgelegt hat, bleibt sein Geheimnis. Jedenfalls werden sich Urlauber und Uniformierte dieser Tage nahezu die Waage halten. Im Rahmen dieses Sicherheitsplans wurden 5378 Einsatzkräfte des Verteidigungsministeriums, der Marine, der Nationalgarde und der bundesstaatlichen Polizeien in die touristischen Hochburgen entsendet. Da bleibt einem eigentlich nur noch zu wünschen: „Frohe Ostern“.