Kommentar zur Corona-PandemieWeihnachten wird ein Fest der Improvisation
Die leichte Entspannung bei den Corona-Infektionszahlen ist leider noch keine wirklich gute Nachricht. Die Infektionszahlen steigen. Das Problem wächst also weiter – nur langsamer. Von der eigenen Zielsetzung, die Zahl der Ansteckungen unter 50 pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen zu halten, sind Bund und Länder inzwischen Lichtjahre entfernt.
Auch wenn die aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens beibehalten werden, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die meisten Regionen in Deutschland bis Ende des Monats zu dieser Größenordnung zurückkehren. Wenn sich die Ministerpräsidenten am kommenden Montag erneut mit der Kanzlerin treffen, werden sie also keine Lockerungen beschließen können. Im Gegenteil: Es ist zu befürchten, dass noch weitere Einschränkungen folgen.
Viele auch moralische Fragen für Familien zu Weihnachten
In diesen Tagen flüchten sich die verantwortlichen Politiker in die Dauer-Floskel, dass die Lage ernst sei. Diese Umschreibung ist immer auch ein Ausdruck der Ratlosigkeit. In den Staatskanzleien der Bundesländer macht sich längst die Gewissheit breit, dass es nicht reichen wird, bis Ende November noch einmal die Luft anzuhalten und sich dann auf Weihnachten zu freuen.
So oder so – Weihnachten 2020 wird ein Fest der Improvisation werden. Viele Menschen stehen vor moralisch schwierigen Fragen: Was ist für Eltern und Großeltern schlimmer – die Gefahr der Ansteckung durch Kinder und Enkel oder das Alleinsein an den Feiertagen? Selbst wenn die Politik auch für den Dezember noch zahlreiche Schutzmaßnahmen verhängen sollte, werden Familien und Freunde ausloten müssen, welche Risiken sie beim Reisen und für ihre Treffen eingehen. Es wird nicht leicht, der Vernunft den Vorzug zu geben – und dann kommt auch noch Silvester.
Ein Wechsel aus Lockdown und Lockerungen
Die Gefahr ist groß, dass in den nächsten Monaten zwischen Lockdown und Lockerung immer wieder hin- und hergeschaltet wird. Doch mit jeder Kehrtwende wird die Moral in der Bevölkerung sinken, sich an die Maßnahmen zu halten. Das kann man beispielsweise an einer Auswertung der aktuellen Bewegungsdaten von Mobiltelefonen ablesen. Die Mobilität der Bürger ist in diesem zweiten, weniger harten Lockdown nur leicht gesunken. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Bund und Länder planvoll, einig und mit Augenmaß vorgehen.
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Das war allerdings noch nie die Stärke der Ministerpräsidentenkonferenz. Zu groß sind die Unterschiede in der Vorstellung, was gut und richtig ist. Im Osten sind die Infektionszahlen immer noch deutlich geringer als im Süden und im Westen. In NRW denkt der Regierungschef seine Ambitionen auf den CDU-Vorsitz und die Kanzlerkandidatur mit. Im Nordosten denkt die gerade von einer Krebserkrankung geheilte Ministerpräsidentin vor allem an den Schutz ihrer Bürger. (Eva Quadbeck/RND)