Kommentar zu Corona-PflichttestsWer ein Risiko eingeht, muss zahlen
- Im Urlaub nicht nur gesunde Ernährung, Garderobe und Fitness-Regime schleifen lassen, sondern auch Hygiene-Regeln?
- Corona kennt keinen Urlaub. Und für den Leichtsinn von Einzelnen zahlen wir alle.
- Pflichttests sind sinnvoll, aber über Verteilung der Kosten sollte man nachdenken, findet unser Autor.
Urlaub ist die Zeit, da ernähren wir uns ungesünder, geben mehr Geld für unnötigen Krempel aus, und selbst amourösen Abenteuern soll der eine oder die andere in Urlaubszeiten zugeneigter sein als im Rest des Jahres. Urlaub, das bedeutet für viele Menschen, aus dem Alltagstrott auszubrechen, abzuschalten, mal Fünfe gerade sein zu lassen. Kann es da verwundern, wenn es Urlauber mit den Abstands- und Hygieneregeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht immer ganz genau nehmen?
Eigentlich nicht, ist die Sehnsucht nach einem Stück Normalität in einem Jahr des Wahnsinns doch nur allzu menschlich. Und trotzdem ist Gedankenlosigkeit töricht, denn das Corona-Virus kennt keinen Urlaub. Dem Erreger ist es egal, ob er seine Opfer im schlecht gelüfteten Großraumbüro, dem Kühlbereich eines Schlachthofs oder in der überfüllten Strandbar antrifft. Sorglosigkeit wird mit Infektionen bestraft – so einfach ist das.
Zweite Corona-Welle hätte schwere Folgen
Dummerweise haben darunter nicht nur die Leichtsinnigen zu leiden, sondern alle. Eine zweite Corona-Welle hätte schwerwiegende Folgen für die gesamte Gesellschaft. Allein die wirtschaftlichen Auswirkungen eines neuerlichen Lockdowns wären verheerend. Von den sozialen und gesundheitlichen Folgen ganz zu schweigen.
Es ist deshalb richtig, dass Bund und Länder auf die zunehmenden Infektionszahlen reagieren. Tatenlos zuzusehen, wie Reiserückkehrer zur Verbreitung des Virus beitragen, ist keine Option.
Verursacherprinzip für die Finanzierung
Zwar war bereits die bislang geltende Regelung relativ weitreichend, Rückkehrer aus Risikogebieten, die einen freiwilligen Test verweigern, in eine 14-tägige Zwangsquarantäne zu schicken. Doch eine solche Quarantäne lässt sich kaum wirksam kontrollieren. Und es erfordert ein hohes Maß an Disziplin, zwei Wochen zu Hause zu bleiben, wenn man sich doch körperlich kerngesund fühlt. Zweifel daran, dass ausgerechnet jene diese Disziplin aufbringen, die vorher besonders leichtsinnig waren, sind angebracht.
Das alles spricht für eine Corona-Testpflicht, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sie nun für Einreisende aus Risikogebieten angekündigt hat. Der Schutz der Bevölkerung vor der Pandemie genießt Vorrang. Was allerdings die Konsequenz sein soll, wenn Rückkehrer den verpflichtenden Test verweigern, darauf hat der CDU-Mann noch keine Antwort gegeben. Ein Bußgeld? Ein Test unter Gewalt? Gar Beugehaft? Spahn muss schnell erklären, wie er sich das vorstellt – immerhin geht es um einen massiven Eingriff des Staates in das Recht der Bürger auf Selbstbestimmung.
Nicht nachvollziehbar ist die Ankündigung Spahns, die Tests für Reisende kostenlos zur Verfügung zu stellen. Der Minister hätte hier besser das Verursacherprinzip beherzigt. Wer sich entscheidet, ein Risiko einzugehen, muss die Konsequenzen, in diesem Fall die Testkosten, tragen. Das ist eine Frage der Eigenverantwortung und der Solidarität mit der Gemeinschaft.