„Dann wird‘s düster“Sandra Maischberger über Ukraine-Krieg und Putin
Köln – Sandra Maischberger begann ihre journalistische Karriere kurz nach ihrem Abitur 1985 im Hörfunk bei Bayern 2. Seit 2003 moderiert sie eine Talkshow in der ARD. Zunächst unter dem Titel „Menschen bei Maischberger“. Mit ihrem Polittalk „Maischberger“ ist sie seit diesem Jahr gleich zweimal die Woche, dienstags und mittwochs, im Ersten auf Sendung. Die Show kommt an diesem Dienstag, 30. August, aus der Sommerpause zurück. Maischberger ist verheiratet, ihr Sohn wurde 2007 geboren.
Frau Maischberger, konnten Sie in der Sommerpause die Finger lassen von solchen Themen wie Ukraine-Krieg, Klimakatastrophe, Energieknappheit, die keine Pause kennen?
Sandra Maischberger: Während des Urlaubs war ich phasenweise ohne Handynetz, da ging das gut. Aber als Nancy Pelosi nach Taiwan geflogen ist, habe ich gedacht: Wie kann es sein, dass ich ausgerechnet jetzt nicht auf Sendung bin? Aber das ist nun mal die Berufskrankheit der Journalistin, und ein Nachrichtenjunkie war ich schon immer.
Was machen diese schlechten Nachrichten, denen Sie sich qua Job nie entziehen können?
Meine Erfahrung ist, dass es mir immer dann besser geht, wenn ich ein solches Thema behandeln kann. Mit Nachrichten zu arbeiten, statt sie einfach nur zu hören, gibt mir das Gefühl, nicht völlig ohnmächtig zu sein. Schwierig wird es aber, wenn ich nach der Sendung noch mit meinen Gästen im Gespräch bin und ausgerechnet die Leute, die mehr wissen als ich, dann die Hoffnung fahren lassen. In den Anfangstagen des Ukraine-Krieges hatte ich eines Abends auf dem Weg nach Hause so etwas wie eine Art Kater. Denn selbst die Gäste, die ich bisher nur als große Optimisten kennengelernt hatte, zeigten jetzt ein Maß an In-den-Abgrund-blicken, dass ich dachte: Wenn selbst die nicht mehr fröhlich sind, dann wird‘s düster.
Sorgen Sie sich in solchen Momenten um die Zukunft Ihres Sohnes?
Der Ukraine-Krieg begann am 24. Februar, am 15. Geburtstag unseres Sohnes. Während unsere Generation mit der Abschaffung der Wehrpflicht und eigentlich mit einem kompletten Desinteresse an allem Militärischen aufwachsen konnte, war dieser 24. Februar ein Moment, in dem ich deutlich gespürt habe, dass sich die Dinge komplett in eine Richtung zurückdrehen können, die für immer überwunden schien. Natürlich fragt man sich als Mutter dann, ob das eigene Kind im besten Fall wieder den Wehrdienst ableisten muss. An den schlimmsten mag ich gar nicht denken.
Ist die Sicherheit, auf die wir über Jahrzehnte gebaut haben, für immer verloren?
Die Sicherheit, mit der unsere Generation aufgewachsen ist, war, historisch betrachtet, beinahe schon unnatürlich. Heute dagegen scheint es mir, als würden wir in einer Art Treibsand feststecken. Andererseits kennt es die Generation, die gerade aufwächst, ja gar nicht anders. Und wer weiß, vielleicht kann die damit besser umgehen, als wir es können. Jedenfalls ist das meine Hoffnung.
Fatal ist, dass viel von einer einzigen Person abhängt, von Wladimir Putin, von dem Sie auf Nachfrage gesagt haben, dass Sie ihn in Ihre Sendung einladen würden. Gibt es jemanden, dem Sie prophylaktisch Hausverbot erteilen?
Als Journalistin, die ein Gesprächsformat leitet, wäre ich schlecht beraten, pauschale Ausschlusskriterien zu formulieren. Was Putin betrifft: Ich bin überzeugt, dass man auch aus einem Gespräch, bei dem man schon weiß, dass der Gesprächspartner garantiert nicht die Wahrheit sagen wird, viel lernen kann.
Fällt es Ihnen bei solchen Gästen bisweilen schwer, journalistisch zu bleiben?
Sie meinen, ob ich emotional werde, weil ich auch nur Mensch bin? Gott sei Dank fällt es mir in der Regel nicht schwer, während der Sendung professionell zu bleiben. Im Privaten kann ich mich deutlich mehr aufregen.