Raketenschild für Deutschland?„Es gibt keinen Schutz gegen Hyperschallwaffen“
Zum Schutz vor möglichen Angriffen aus Russland erwägt die Bundesregierung die Errichtung eines Raketenschutzschilds über Deutschland. Das berichtet die „Bild am Sonntag“. Demnach soll Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Generalinspekteur Eberhard Zorn über die Einführung eines sogenannten „Iron-Dome“ (Eisener Kuppel) gesprochen haben.
Konkret soll der Kauf eines Flugabwehrsystems mit Raketen des Types Arrow 3 diskutiert worden sein, wie sie seit 2017 in Israel eingesetzt werden. Bereits 2025 könne es laut dem Bericht einsatzbereit sein.
Der Nato-General a.D. Hans-Lothar Domröse sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „In Israel funktioniert dieses Abwehrsystem gegen traditionelle Raketen seit Jahren hervorragend.“
Doch wenn Russland Hyperschallwaffen einsetze, könne kein Schutzschirm der Welt etwas dagegen ausrichten. „Es gibt derzeit kein Abwehrsystem, dass Raketen mit einer solchen Geschwindigkeit entdecken und dann auch noch abfangen kann.“ Deutschland würde somit etwas kaufen, was derzeit gegen eine solche Waffe nicht zuverlässig schütze.
Arrow 3 könnte „nichts ausrichten“
Dies betont auch der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter, Oberst a.D., im Gespräch mit dem RND. „Es gibt keinen Schutz gegen Hyperschallwaffen“, so der Außenexperte, „auch die diskutierten Raketen des Typs Arrow 3 können gegen solche Waffen nichts ausrichten“.
Ein Raketenschutzschirm habe laut Kiesewetter derzeit nicht die höchste Priorität für Deutschland. „Bei einem Raketenschutzschirm über Deutschland würde man annehmen, dass über Polen hinweg auf uns geschossen wird.“ Doch dies sei gegenwärtig nahezu ausgeschlossen. An vorderster Stelle stünden Polen und das Baltikum, sodass ein „Iron-Dome“ eher für die Nachbarländer sinnvoll sei.
Kiesewetter sieht für Deutschlands Schutz andere Prioritäten: „Anstatt Milliarden in einen Iron-Dome zu stecken, den unsere Nachbarländer viel dringender brauchen, sollten wir die Bundeswehr und den Zivilschutz finanziell besser ausstatten.“ Die Ressourcen seien falsch eingesetzt, wenn Deutschland jetzt Milliarden in ein rein nationales, neues Raketenabwehrsystem investiere.
Ein Schutzschild über Deutschland würde laut Militärexperte Domröse Milliarden kosten und eine Inbetriebnahme noch Jahre dauern. Er gab zu bedenken, dass selbst der „Iron-Dome“ in Israel nicht das ganze Land, sondern nur einzelne Großstädte schütze.
Ex-General hält Flugabwehrraketen IRIS-T für geeignet
Kurzfristig hält der frühere Nato-General für Deutschland Flugabwehrraketen wie IRIS-T für geeignet, die derzeit am Bodensee produziert und ins Ausland verkauft werden. „Damit lassen sich Kampfflugzeuge, Kampfhubschrauber, Anti-Radar-Flugkörper, Marschflugkörper, Präzisionsbomben, Drohnen und große Artillerie zerstören.“
Optimal sei laut Domröse langfristig aber ein großes „Taktisches Luftverteidigungssystem“, das dann auch Polen, Rumänien und das Baltikum schützen könne. Doch ein solches System sei von den USA aus Kostengründen nicht mehr weiterentwickelt worden und auch nicht vor 2030 realisierbar. Domröse kann sich dies aber im Rahmen eines großen europäischen Sicherheitsprojektes vorstellen.
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Für Kiesewetter ist klar, dass Deutschland ein neues Sicherheitsgefühl benötige, das dem von Israel ähneln könne. Dort würden sich militärische Maßnahmen viel leichter durchsetzen lassen, weil die Menschen wissen, dass es um ihre Existenz geht. „Unsere Sicherheit wird nicht mehr am Hindukusch verteidigt, sondern am Dnepr und Dnjestr.“