„Der Herr der Ringe – Die Ringe der Macht“Das sind die Figuren in neuer Amazon-Serie
Berlin – Orlando Bloom, Cate Blanchett und Hugo Weaving sind am Freitag nicht mit von der Tolkien-Partie. In der Serie „Der Herr der Ringe – Die Ringe der Macht“ gibt es neue Gesichter für alte Rollen und auch neue Charaktere. Wir stellen die Stars vor, die Mittelerde lebendig werden lassen, und verraten, warum in der Serie garantiert kein jüngerer Gandalf auftreten wird.
Elben leben ewig, wenn sie nicht den Freitod wählen oder unters Schwert kommen. Deshalb treten in der neuen Serie „Der Herr der Ringe – Die Ringe der Macht“ auch Gestalten aus J. R. R. Tolkiens „Herr der Ringe“-Trilogie (oder aus Peter Jacksons Verfilmungen) auf. Da die Serienmacher aber an keine Romanvorlage gebunden sind, gibt es obendrein neu erfundene Charaktere zu sehen. Hier sind einige der wichtigsten Stars und Figuren, die in den kommenden Wochen gegen Sauron und um unsere Gunst kämpfen.
Waliserin Clark übernimmt die Hauptrolle der Elbin Galadriel
Morfydd Clark (Galadriel): Galadriel ist die mächtigste Elbin, mit deren Zeitenwende-Vorrede Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie begann: „Die Welt ist im Wandel … Vieles, was einst war, ist verloren, da niemand mehr lebt, der sich erinnert.“ Der im Ersten Zeitalter geborenen unsterblichen „Herrin“ der Wälder von Lothlórien verlieh Cate Blanchett in Peter Jacksons Filmen ein sinnlich-ätherisches Gepräge. In „Die Ringe der Macht“ wird die hier ein paar Jahrtausende jüngere Ringträgerin, die den Schatten Saurons auf sich fallen spürt, von Morfydd Cark gespielt. Die 1990 geborene walisische Schauspielerin kann in der Hauptrolle der Serie bereits auf Erfahrungen im Sektor des Fantastischen zurückblicken.
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Clark war die Mina Harker in der Miniserie „Dracula“ (2020) der „Sherlock“-Macher Mark Gatiss und Steven Moffat, und sie war im Cast der Fantasyserie „His Dark Materials“ (2019–2022) nach der Trilogie von Philip Pullman. Außerdem spielte sie in dem Horrorfilm „Saint Maud“ (2019) die Titelrolle einer gefährlich frommen Krankenschwester (was ihr Nominierungen bei den British Independent Film Awards und beim Bafta Rising Star Award einbrachte). Als Nächstes stehen bei Clark klassische Stoffe aus der Shakespeare-Zeit an – fürs Kino werden John Websters Tragödie „Die Herzogin von Malfi“ (1613) und Shakespeares „Hamlet“ (1602) verfilmt, wo Clark in die Rolle der Ophelia schlüpfen wird.
Robert Aramayo (Elrond): Elrond ist ein Halbelb mit Menschen unter seinen Vorfahren, der sich für die Unsterblichkeit entschied. Der einflussreiche Herr von Bruchtal wurde in Peter Jacksons Filmtrilogie von dem Australier Hugo Weaving gespielt. Während der Hobbit Frodo ihn für „verehrungswürdig wie einen König“ hielt, brauchte man als Zuschauer eine Weile, um mit der Figur warm zu werden, machte Weaving doch parallel im Kinofranchise „Matrix“ (ab 1999) als digitaler Schurke Agent Smith dem Helden Neo das Leben schwer.
Der Elrond des Zweiten Zeitalters wird von dem sympathischen Engländer Robert Aramayo verkörpert, der seinen Fantasy-Gesellenbrief durch die Rolle des jungen Eddard Stark in der sechsten und siebten Staffel von „Game of Thrones“ (2016/2017) erhielt.
Wenn das mal kein Zufall ist: Die erste Lektüre des Juilliard-Absolventen Aramayo war, so verriet er der Tageszeitung „The Guardian“, J. R. R. Tolkiens „Hobbit“. Weitere Rollen übernahm er in der Thriller-Miniserie „Sie weiß von dir“ (2021), dem Horrorfilm „The Empty Man“ und in dem umstrittenen Rassismus-Schocker „Antebellum“ (beide 2020).
Ohne Hobbits geht es nicht – Ein Mädchen in der Bilbo-Rolle
Markella Kavenagh (Elanor „Nori“ Brandyfoot): Klar ist – ohne Hobbits geht gar nix. Der Halbling-Teenager Nori gehört zu den Harfüßen, dem populationsmäßig größten der drei Hobbit-Stämme, die hier noch östlich des Anduin leben – und auch noch nicht so komfortabel wie ihre Nachfahren im Auenland des Dritten Zeitalters. Nori ist die Sehnsüchtige unter den Sesshaften, die von Abenteuern in aller Welt träumt, und dann – ganz nah an zuhause – auch eins findet. Und was sie da zusammen mit ihrer Schwester Poppy findet (in der zweiten von acht Episoden), könnte dramatischer Dreh- und Angelpunkt der gesamten Staffel oder gar Serie sein.
Für die 2000 geborene Australierin Markella Kavenagh könnte die (Haupt-)Rolle eines weiblichen Globetrotters von Bilbo-/Frodo-Format in „Die Ringe der Macht“ den Durchbruch bedeuten. Bislang hatte sie unter anderem in der Mysteryserie „Picnic at Hanging Rock“ (2018) und in der Thrillerserie „The Gloaming“ (2020) gespielt. Im Kino war sie in Justin Kurzels Australowestern „Outlaws – Die wahre Geschichte der Kelly Gang“ (2020) zu sehem.
Die erste schwarze Zwergin im Tolkien-Kosmos „zeigt Flagge“
Sophia Nomvete (Prinzessin Disa): Die schwarze Zwergenprinzessin Disa ist keine kanonische Figur, ist also eine Gestalt, die nicht der Feder des Mittelerde-Vaters J. R. R. Tolkien entsprungen ist. Die von den „Ringe der Macht“-Schöpfern Patrick McKay und JD Payne erfundene Disa ist die Ehefrau des – kanonischen – Zwergenprinzen Durin IV. Gegenüber dem Portal „Today“ beschrieb Sophia Nomvete, Schauspielerin mit südafrikanischen und iranischen Wurzeln, ihre Figur als „knallhart“, ihre Stimme „geeignet, Berge zu bewegen“. Erzählt wird aber auch die für Zwergenverhältnisse romantische Liebesgeschichte des royalen Paars, die in der im Zweiten Zeitalter noch belebten unterirdischen Stadt Khazad-dum herrschen.
Als erste Zwergin des „HdR“-Kosmos, die es auf Leinwand oder Bildschirm schaffte, hat Disa für Diskussionen gesorgt, da sie im Gegensatz zu unseres Lieblingszwergs Gimlis Behauptung, Zwergenfrauen trügen Bärte und seien von männlichen Exemplaren nicht zu unterscheiden, bartlos und sexy ist. Dass auch eine (rassistische) Diskussion über die Hautfarbe in Märchenwelten geführt wurde, hat Nomvete nicht kaltgelassen: „Ich zeige Flagge“, sagt sie, „damit auch die Generationen nach mir sich in einem Franchise dieser Größenordnung wiederfinden können.“
Der Schotte Peter Mullan ist stolz auf „Braveheart“
Peter Mullan (König Durin III.): Durin III., unerbittlicher Gegner des dunklen Herrschers Sauron und Urahn von „Herr der Ringe“-Held Gimli, herrschte als Zwergenkönig über das im Zweiten Zeitalter florierende Khazad-dum. „Der Schläfrige“ (so die Bedeutung des Namens Durin) regierte in der Mitte des Zweiten Zeitalters, in einer Zeit, in der sein Volk und die Elben in großer Harmonie lebten. Die Figur, die sich in Tolkiens „Herr der Ringe“-Anhängen findet, wird von dem 62‑jährigen Leib-und-Seele-Schotten Peter Mullan gespielt, einem scharfzüngigen Gegner der Geldmaschine Hollywood, der Studiobosse schon mal als „die wahren Kriminellen“, bezeichnete, „die Kerle, die kein Gesetz jemals anklagen wird“.
Mullan ist vielleicht das bekannteste Gesicht der Serie. Man kennt ihn von Klassikern des Britkinos wie „Trainspotting“ (1996) und „Mein Name ist Joe“ (1998), zuletzt war er auch oft in Serien zu sehen – am bekanntesten sind dabei „Ozark“ (2017–2022), „Westworld“ (ab 2016) und „The Underground Railroad“ (2021). Als einen Karrierehöhepunkt empfand er Mel Gibsons Freiheitsdrama „Braveheart“ (1995): „Das war schon eine große Sache“, verriet Mullan in einem Interview. „Im Leben hatte ich noch keine Schotten als Helden gesehen. Sie waren davor immer der Witz- oder der Trunkenbold.“
Nazanin Boniadi (Bronwyn): Die (nicht kanonische) Figur der Menschenfrau Bronwyn stammt aus dem ebenfalls für die Serie erfundenen Dorf TIrharad im damals noch grünen Mordor (später Saurons wüste Gefilde und Festung). Bronwyn verliebt sich in den Elben Arondir, woraus ein ähnlich problematisches Sterbliche-Unsterblicher-Band entsteht wie zwischen Aragorn (Mensch) und Arwen (Elbin) in der „Herr der Ringe“-Filmtrilogie.
Die 42-jährige gebürtige Iranerin Boniadi wollte ursprünglich Ärztin werden, begann aber nach dem Bachelor in Biologie ein Schauspielstudium in London. Boniadi ist kein unbeschriebenes Blatt. Ihre erste große Serienrolle war ab 2007 die der tragisch endenden Krankenpflegerin Leyla Mir in 118 Folgen der Endlosserie „General Hospital“ (seit 1963). Als CIA-Rekrutin Fara Sherazi starb sie nach zwei Staffeln des Agententhrillers „Homeland“ (2011–2020) ebenfalls den Heldentod. Wir drücken ihr für ein besseres Schicksal in „Die Ringe der Macht“ ganz fest die Daumen.
Benjamin Walker (Hochkönig Gil-galad): Gil-galad war der letzte Hohe König der Elbensippe der Noldor, der mit dem sogenannten Letzten Bündnis zwischen Elben und Menschen gegen Sauron kämpfte und dabei starb. Verkörpert wird er von dem im US‑Bundesstaat Georgia geborenen Juilliard-Schüler Benjamin Walker, der als Stand‑up-Comedian begann („die ursprünglichste Form von Theater“) und der am Broadway in Theaterstücken und Musicals auftrat.
Walkers erste Filmrolle war die des jungen Alfred Kinsey in Bill Condons Biopic „Kinsey – Die Wahrheit über Sex“ (2004). Filmfans kennen den inzwischen 40‑Jährigen aus Clint Eastwoods Kriegsdrama „Flags of Our Fathers“ (2006), aus Ron Howards Walfängersaga „Im Herzen der See“ (2015) und als Titelheld von Timur Bekmambetovs wildem Actionspuk „Abraham Lincoln – Vampirjäger“ (2012).
Cynthia Addai-Robinson spielt eine schwermütige Königin
Cynthia Addai-Robinson (Königin Miriel): Eine traurige Geschichte aus Tolkiens „Silmarillion“. Die sanftmütige Noldor-Elbin und Meisterstickerin Miriel (übersetzt: Juweltochter) wird, zutiefst erschöpft von der Geburt ihres Sohnes Feanor, die Erste ihrer Art, die freiwillig in den Tod geht und Jahrhunderte später wieder ins Leben zurückkehren darf. Man ist gespannt, wie ihre Biografie (die hauptsächlich im Ersten Zeitalter spielt) in die Serie eingewoben wird.
Die 37-jährige Cynthia Addai-Robinson wurde mit der Historienserie „Spartacus“ (2010–2013) bekannt und spielt seit ihren ersten Kleinrollen in „Law & Order“ und „Criminal Intent“ (beide 2005) hauptsächlich in TV‑Produktionen.
Ein Puerto Ricaner und sein Traum vom Elb
Ismael Cruz Córdova (Arondir): Der Name Arondir wird den Alleswissern über Mittelerde nichts sagen – auch dieser Charakter kommt bei Tolkien nicht vor. Eigentlich gehört Arondir zu jenen Elben, die in Mordor darüber wachen sollen, dass die schon früher einmal einem Gewaltherrscher zugeneigten Leute der „Southlands“ nicht auch empfänglich für den aufstrebenden Sauron werden. Dann verliebt er sich in die Menschenfrau Bronwyn, die ihn eine neue Perspektive lehrt.
Der 35-jährige Puerto Ricaner Córdova ist der erste schwarze Elb im Tolkien-Universum. Angeblich hat der Sohn aus armem Elternhaus, seit er sich als Kind das Geld zusammengespart hatte, um sich Peter Jacksons ersten „Herr der Ringe“-Film „Die Gefährten“ auf DVD zu kaufen, den Wunsch, selbst einmal als Elb auftreten zu können. Er hörte aber immer, dass Elben weiße Haut hätten – Pech. Jetzt will Córdova, der schon in Josie Rourkes Historienfilm „Maria Stuart, Königin von Schottland“ und – als Ehemann des Mordopfers – in der Thrillerserie „The Undoing“ (beide 2020) auftrat, mit seiner „Ringe der Macht“-Rolle, ähnlich wie Sophia Nomvete, „den Boden für andere bereiten“.
Ema Horvath (Eärien): Eärien ist die nicht kanonische Tochter des kanonischen Elendils, die kleine Schwester des kanonischen Isildurs. Die junge Menschenfrau lebt auf der Insel Númenor. Über ihre Figur gab Elendil-Darsteller Lloyd Owen Auskunft, sie sei die liebenswerte Vermittlerin in den steten Streitigkeiten zwischen ihrem Vater Elendil, einem Seefahrer, und ihrem Bruder Isildur. Ob Eärien sich vernachlässigt fühlt und so zum Untergang von Númenor beiträgt, das von Tolkiens Schöpfergott Ilúvatar atlantismäßig im Meer versenkt wird, wird man sehen.
Die 28-jährige Amerikanerin Ema Horvath spielte zuvor eine der Hauptrollen in der Science-Fiction-Serie „Don’t Look Deeper“ (2020) über eine Highschool-Schülerin, die sich ritzt, weil sie dadurch hofft, Kabel freizulegen, die beweisen, dass sie eine Maschine ist.
Theaterstar Owain Arthur als romantischer Zwerg
Owain Arthur (Prinz Durin IV.): Durin IV. ist der kommende Zwergenherrscher von Khazad-dum, der seine Langbärte zur Zeit des Kriegs des Letzten Bündnisses führte und wie sein Vater Durin III. ein Ringträger war. Er erscheint in der Serie als beseelter Romantiker, der erzählt, seiner Frau Disa völlig unzwergenhaft schon nach zwei Wochen den Hof gemacht zu haben (laut Disa dauerte es fünf Wochen). Der 39‑jährige Waliser Owain Arthur ist in Großbritannien hauptsächlich als Theaterschauspieler bekannt.
Maxim Baldry (Isildur): Klar, Isildur war der wackere Kerl, der Sauron im Krieg des Letzten Bündnisses zwischen Elben und Menschen unverhofft und als – wie Galadriel raunte – „alles schon verloren schien“, den Ringfinger abschnitt. Danach nahm der Überlebende des Untergangs von Númenor den heimtückischen Einen Ring blöderweise an sich und verweigerte seine Vernichtung. Wodurch er den Tod fand. Der Ring dagegen fand, wie wir wissen, zum Hobbit Déagol, den sein Kumpel Sméagol (später Gollum) für „meinen Schatz“ ermordete, dann zu Bilbo Beutlin und schließlich zu dessen Neffen Frodo, der ihn in Peter Jacksons dritten „Herr der Ringe“-Film „Die Rückkehr des Königs“ endlich im Schicksalsberg entsorgte.
Den Unglücksvogel Isildur spielt der 26‑jährige Brite Maxim Baldry, ein Theaterstar, der in der HBO‑Antikenserie „Rom“ (2005–2007) Caesarion war, der unglückliche Sohn von Caesar und Kleopatra. In der britischen Sci‑Fi-Serie „Years & Years“ (2019) war er der schwule Ukrainer Viktor Goraya, dessen Heimat in der Serie 2022 von Russland überfallen wird und der fliehen muss. Manchmal holt die Wirklichkeit das Fernsehen ein.
Rätsel um den Darsteller von Sauron
???? (Sauron): Sauron ist ein Maia (gestaltwandlerisches Wesen), das im Ersten Zeitalter im Dienst des Weltbeherrschungsaspiranten Melkor stand, des einzigen Destruktiven unter den 14 höchsten Schöpferwesen der Valar. Der ewige Übeltäter schuf den Einen Ring im Schicksalsberg. In den „Herr der Ringe“-Filmen sah man den dunklen Herrscher in einer Rüstung (Ende des Zweiten Zeitalters), vorwiegend aber als brennendes allsehendes Auge (Drittes Zeitalter).
Zur Handlungszeit von „Die Ringe der Macht“ hat Sauron jedoch noch einen Körper und so ziemlich alles dreht sich um ihn. Erste Bilder, die ihn zeigen sollten, sorgten für Spott, wegen der vermeintlichen optischen Nähe des Sauron-Darstellers zu Rapper Eminem. Der Name des britischen Schauspielers Anson Boon wurde gehandelt und sogleich bezweifelt. Das Bild zeige im Übrigen auch nicht Sauron. Die Schauspiellisten zur Serie weisen weder Figur noch Darsteller aus. Es bleibt spannend.
???? (Gandalf/Saruman): Dass Gandalf und Saruman nicht in den Listen auftauchen, ist dagegen keine Prime-Video-Geheimniskrämerei. Die Istari genannten Zauberer (insgesamt waren es fünf) kamen erst 1000 Jahre nach der Handlungszeit von „Die Ringe der Macht“ nach Mittelerde. Wohl deswegen hat Gandalf-Darsteller Sir Ian McKellen schon im Vorjahr auf die Frage nach der Möglichkeit eines jüngeren Gandalf-Darstellers getwittert: „Ich glaube, das wäre die erschütterndste Schlagzeile, die ich je gelesen hätte …“