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EnergieversorgungOhne Nord Stream 1 – woher bekommt Deutschland sein Gas?

Lesezeit 3 Minuten
nordstream1

Nordstream 1-Pipeline in Mecklenburg-Vorpommern.

Berlin – Am Montag wurde die russische Gaspipeline Nord Stream 1 wegen planmäßiger Wartungsarbeiten abgestellt. Seitdem kommt im mecklenburgischen Lubmin kein russisches Gas mehr an. Die Sorge wächst, dass Moskau die Gaslieferungen nach Deutschland vollends abstellt. Doch woher bekommt Deutschland sein Gas und welche Alternativen gibt es?

Nord Stream 1 war bis zuletzt die wichtigste Gaspipeline aus Russland. Bevor Moskau die Lieferungen im Juni auf knapp 40 Prozent der Maximalleistung drosselte, landete in Lubmin bei Greifswald täglich Gas mit einem Energiegehalt von 1.800 Gigawattstunden an. Zuletzt reduzierte Moskau die Liefermengen auf knapp 700 Gigawattstunden Gas pro Tag. Jetzt steht die bedeutendste russische Gasleitung Leitung komplett still.

Trotz Wartung kein aktuter Versorgungsengpass

Ein akutes Versorgungsloch entsteht durch den temporären Lieferausfall nicht, denn im Sommer ist der Gasverbrauch deutlich geringer als im Winter. Allerdings könnte es Auswirkungen auf die Füllung unterirdischer Gasspeicher haben. Diese haben derzeit einen Füllstand von etwa 60 Prozent und sollen bis zum Winter auf 90 Prozent steigen.

Neben Lubmin bei Greifswald sind Waidhaus in Bayern und Mallnow in Brandenburg die wichtigsten Import-Punkte für russisches Gas. In Waidhaus endet die Transgas-Pipeline, die russisches Gas über die Ukraine nach Deutschland liefert. Auch diese Lieferungen wurden zuletzt gedrosselt. Die Ukraine hatte eine Zulieferpipeline, die Sojus, wegen Kampfhandlungen abgestellt.

Nord Stream 1 Grafik

Verlauf der Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 

Auch Polen war lange Transitland für russisches Gas: Mallnow in Brandenburg empfängt russisches Gas aus der Jamal-Leitung, die über polnisches Gebiet verläuft. Seit Moskau die Gaslieferungen an Polen allerdings eingestellt hat, liegt auch die Jamal-Leitung still.

Mit den politischen Entscheidungen und Wartungsarbeiten hat Russland seine Gasexporte nach Deutschland demnach insgesamt um fast 85 Prozent gedrosselt.

Unterstützung aus Norwegen und den Niederlanden

Aktuell ist die Bundesregierung umso mehr auf europäisches Gas angewiesen: Zu den wichtigsten europäischen Gasexporteuren für Deutschland zählen Norwegen, die Niederlande und Belgien.

Norwegen ist neben Russland Deutschlands zweitgrößter Gaslieferant. Im vergangenen Jahr lieferte das Land rund 45 Prozent der deutschen Erdgasmenge. Oslo hat Berlin und Brüssel bereits im März zugesagt, mehr nach Europa exportieren zu wollen.

Aktuell liefert das skandinavische Land über drei Pipelines pro Tag zwischen 1.000 und 1.500 Gigawattstunden Gas nach Deutschland. Aus den Niederlanden und Belgien kommen täglich 1.750 Gigawattstunden Gas.

Damit wird Deutschland aktuell stärker von seinen europäischen Energiepartnern versorgt als von Russland.

Hoffnung auf LNG-Terminals

Für den Übergang zu einer Energieversorgung setzt die Bundesregierung auch auf Flüssigerdgas (LNG). Aktuell plant Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Bau von zwei provisorischen LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel. Zum Jahreswechsel 2022/2023 könnten diese bereits in Betrieb genommen werden, so Habeck gegenüber der „Welt am Sonntag“. Die Bundesregierung habe vier schwimmende Flüssiggasterminals gemietet.

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In einem nie da gewesenen Tempo wollen Bund und Länder die Infrastruktur für die Versorgung mit Flüssiggas bauen. Genehmigungsverfahren und Aufbau würden mit besonderem Tempo behandelt werden, hieß es zuletzt vom Bund.

Erst in der vergangenen Woche hatte das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg den Bau in Wilhelmshaven genehmigt. Auch die notwendigen Pipelines befinden sich aktuell in Planung. Spätestens ab 2043 sollen die LNG-Terminals dann für klimafreundliche Energieträger umfunktioniert werden oder wieder vom Netz gehen. (mit ksta)