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GesundheitssystemDeshalb schreiben Krankenkassen wieder rote Zahlen

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Krankenkassenkarte

Noch verfügen die Kassen über Rücklagen in zweistelliger Milliardenhöhe. (Symbolbild)

Berlin – Eigentlich hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ja darauf gesetzt, dass die Krankenkassen ihre Rücklagen aufbauen, indem sie die Zusatzbeiträge senken, die ihre Mitglieder zu zahlen haben. Doch nun kommt es anders. Die Beiträge bleiben stabil – und die Kassen rutschen in die roten Zahlen. Fragen und Antworten zu den Hintergründen.

Wie haben die Krankenkassen 2019 gewirtschaftet?

In den ersten neun Monaten des Jahres 2019 hat sich ein Defizit von 741 Millionen Euro ergeben. Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die sich auf vorläufige Erhebungen der Kassenverbände beruft, stieg das Minus bis zum Jahresende auf rund 1,6 Milliarden Euro. Auffällig: Mehr als die Hälfte des Defizits wäre demnach im zwischen Oktober und Dezember angefallen. 2018 gab es noch einen Überschuss von zwei Milliarden Euro.

Bei welchen Kassen ist der Fehlbetrag am größten?

Die Ersatzkassen kommen dem Bericht zufolge auf ein Defizit von 859 Millionen Euro. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen mussten ein Minus von 122 Millionen Euro in Kauf nehmen, die Betriebskrankenkassen 295 Millionen Euro, die Innungskrankenkassen 231 Millionen Euro. Bei der Knappschaft Bahn-See waren es 58 Millionen Euro.

Über welche Rücklagen verfügen die Krankenkassen?

Die Kassen verfügen über eine Reserve von mehr als 20 Milliarden Euro, die Rücklage des Gesundheitsfonds beläuft sich auf knapp zehn Milliarden Euro. Gesundheitsminister Spahn dringt darauf, dass die Kassen ihre Rücklagen Schritt für Schritt abbauen. Eigentlich wollte er damit eine Entlastung der Arbeitnehmer erreichen. Nun fällt diese für die meisten aus. Stattdessen werden Extra-Belastungen zumindest aufgeschoben.

Worauf sind die roten Zahlen bei den Kassen zurückzuführen?

Bei den meisten Kassen sind die Leistungsausgaben pro Versicherten zuletzt stärker gestiegen als die Einnahmen. Insbesondere für Medikamente und Heilmittel schlagen höhere Ausgaben zu Buche. In den Bilanzen einiger Kassen wirken sich auch Beitragssatzsenkungen aus, die zu Jahresbeginn 2019 erfolgt waren. Insgesamt rechnet die Branche damit, dass sich die Ausgabendynamik fortgesetzt – auch als Folge zahlreicher GroKo-Gesetz, etwa dem für schnellere Arzttermine.

Wie hoch ist der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung aktuell?

Der allgemeine Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung liegt bei 14,6 Prozent und wird bis zur Beitragsbemessungsgrenze von 4.687,50 Euro monatlich erhoben. Er wird jeweils zur Hälfte getragen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Mit diesen Einnahmen sind die Kosten jedoch lange nicht von allen Kassen zu decken. Daher werden Zusatzbeiträge erhoben, die ebenfalls paritätisch finanziert werden.

Werden Beitragserhöhungen für die Gesundheit jetzt wahrscheinlicher?

Die weitaus meisten Krankenkassen haben ihre Zusatzbeiträge zu Jahresbeginn 2020 stabil gehalten. Einige wenige Betriebskrankenkassen mussten erhöhen, die AOK Sachsen-Anhalt senkte ihren Zusatzbeitrag. Der Kassen-Spitzenverband rechnet mit einer Senkung der Rücklagen und zwar in einem Maße, das höhere Beiträge ab 2021 erforderlich macht.