Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern hat ihren Rücktritt erklärt. Weltweit ist die Bestürzung über ihre Entscheidung groß.
Emotionaler Abschied in Wellington„Jacinda Ardern setzt Maßstäbe“ – Die Stimmen zum Rücktritt
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern hat am Donnerstag ihren Rücktritt angekündigt. Am 7. Februar wolle sie ihr Amt aufgeben, erklärte die Labour-Politikerin auf einer emotionalen Pressekonferenz.
„Ich weiß, was man für diesen Job braucht, und ich weiß, dass ich nicht mehr genug im Tank habe. Es ist so einfach“, begründete sie ihre Entscheidung unter Tränen bei ihrer ersten Pressekonferenz in diesem Jahr. „Wir alle geben, solange wir geben können, und dann ist es vorbei. Und für mich ist es nun an der Zeit.“
„Jacinda war eine leidenschaftliche Verfechterin Neuseelands“
Weltweit war die Bestürzung, aber auch die Bewunderung für Arderns Entscheidung zum Rücktritt nach ihrer Erklärung groß. Ardern habe der Welt gezeigt, wie man mit Klugheit und Stärke führt, schrieb Australiens Premierminister Anthony Albanese auf Twitter. „Sie hat demonstriert, dass Empathie und Einsicht mächtige Führungsqualitäten sind“, fügte der australische Regierungschef hinzu. „Jacinda war eine leidenschaftliche Verfechterin Neuseelands, eine Inspiration für so viele und eine gute Freundin für mich.“
Auch aus Deutschland kamen viele Stimmen, die die Entscheidung Arderns bedauerten. Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (SPD) kommentierte eine Nachricht über Arderns Rücktritt mit: „Wie schade“. Gleichzeitig aber sei ihre Entscheidung „beeindruckend“, schrieb Schmidt auf Twitter.
„Jacinda Ardern setzt Maßstäbe“
SPD-Außenpolitiker Michael Roth nannte den Rücktritt der neuseeländischen Regierungschefin auf Twitter einen „Verlust für das globale Team Demokratie“. Jedoch habe Ardern „Größe im Abschied von der Macht“ gezeigt. „Jacinda Ardern setzt Maßstäbe“, so Roth.
Laut der Grünen-Politikerin Ulle Schauws gehe mit Jacinda Ardern eine „beeindruckende Frau und Vorbild für so viele“. Mit ihrem Abschied zeige die noch amtierende Premierministerin Größe, schreibt Schauws. Ähnlich kommentierte die Hauptstadtjournalistin Ann-Kathrin Büüsker auf dem Kurznachrichtendienst: Arderns Abgang sei ein „Verlust“, und doch zeige sie Größe „selbst im Abgang“.
Kritik für Arderns „Null-Covid-Strategie“
Aus der rechten Ecke des politischen Spektrums bekam Ardern vor allem Häme für ihren Abtritt. In den Kommentaren wurde die neuseeländische Regierungschefin insbesondere für ihre Corona-Politik kritisiert. Zudem gingen viele Stimmen davon aus, dass sie bei den anstehenden Wahlen ohnehin abgewählt worden wäre.
Arderns Regierung reagierte auf den Ausbruch der Corona-Pandemie mit einer der strengsten Ausgangssperren der Welt und riegelte das Land für ausländische Besucherinnen und Besucher ab. Das Resultat: Neuseeland kam lange vergleichsweise sehr glimpflich durch die Pandemie. Die Bürger und Bürgerinnen in dem kleinen Staat am anderen Ende der Welt lebten lange eine fast vergessen geglaubte Normalität, während in den meisten anderen Länder massive Beschränkungen galten. Nach eineinhalb Jahren musste letztlich aber auch Ardern eingestehen, dass kein Land der Welt das Coronavirus auf Dauer komplett ausrotten kann. Die „Null-Covid-Strategie“ wurde Ende 2021 aufgehoben.
Nächste Parlamentswahl in Neuseeland am 14. Oktober
Arderns Rücktritt tritt mit der Ernennung eines Nachfolgers in Kraft. Schon am Sonntag soll ein neuer Vorsitzender der Labour-Partei gewählt werden. Gleichzeitig gab Ardern das Datum für die nächste Parlamentswahl bekannt: Der Pazifikstaat geht am 14. Oktober an die Urnen.
Weltweit war die beliebte Labour-Politikerin in den Medienfokus gekommen, als sie 2017 mit damals erst 37 Jahren die jüngste Ministerpräsidentin der Welt wurde. In nur wenigen Monaten brachte sie es von der stellvertretenden Oppositionsführerin zur Regierungschefin. Ihr kometenhafter Aufstieg hat in Neuseeland einen Namen: Jacindamania. Als sie im Juni 2018 ihre Tochter Neve zur Welt brachte, war sie die erste Regierungschefin seit Jahrzehnten, die während ihrer Amtszeit Mutter wurde. Mit Neves Vater, dem Journalisten Clarke Gayford, ist Ardern seit 2013 zusammen. (rnd)