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Kölner SchauspielerinIn diesem Kinofilm erkennt man Anke Engelke kaum wieder

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Anke Engelke bei der Filmpremiere in Köln

  1. Die Kölner Komikerin und Schauspielerin Anke Engelke spielt in der neuen Komödie „Eingeschlossene Gesellschaft“ von Sönke Wortmann mit.
  2. Engelke kennt man in der Rolle der schrulligen Lehrerin kaum wieder. Lohnt sich der Film?

Schüler tauchen in dieser Schulkomödie (fast) gar nicht auf. Sie sind schon ins Wochenende entschwunden. Welcher Schüler treibt sich auch am Freitagnachmittag im Klassenzimmer herum? Außerdem wird Lehrerin Heidi Lohmann alsbald schon im Brustton der Überzeugung verkünden: „Schüler um halb drei nachmittags ertrage ich nicht.“ Allerdings erträgt sie, wie sich herausstellt, Schüler auch vormittags nur schlecht.

Erst einmal nähert sich die Kamera dem Schulgebäude, als würden die Kinozuschauer nach langer Zeit zu einem Klassentreffen eingeladen: Die Kamera schaut über Tischtennisplatten, auf denen ein paar verwaiste Schläger herumliegen. Sie streift kurz über den Spielplatz mit den Reifenschaukeln, durch die vom Sonnenlicht erhellte Sporthalle mit ihren Sprossenwänden und nimmt schließlich das hellrote Backsteingebäude in Augenschein.

Im ersten Stock befindet sich das Lehrerzimmer. Dort werden wir uns in Sönke Wortmanns Kinofilm „Eingeschlossene Gesellschaft“ die nächsten gut eineinhalb Stunden aufhalten.

Schon dieses räumliche Herantasten dürfte Erinnerungen hochkommen lassen. Jeder kann solche Filme mit eigenen Erlebnissen anfüttern. Die Schulkomödie ist ein dankbares Genre durch die Zeiten hindurch. Das war schon so bei der „Feuerzangenbowle“ (1944), in der die Deutschen mit Heinz Rühmann alias „Pfeiffer mit drei f“ den Weltkrieg weglachen sollten. Und das blieb so in „Fack ju Göhte“ (2013), als Millionen über die Antipädagogik des Proll-Lehrers Zeki Müller alias Elyas M’Barek kicherten.

Vermutlich bringt das Publikum auch die ein oder andere Lehrkraft in Wortmanns Film mit real existierenden Personen in Verbindung. Das könnte sogar für die mausgraue Musik- und Französischlehrerin Lohmann (Anke Engelke) mit den aufeinandergepressten Lippen gelten, die hier später noch – Pardon! – als „ungefickte Spinatwachtel“ tituliert wird. Da ist der Nachmittag aber schon aus dem Ruder gelaufen.

Erst einmal passiert Ungewöhnliches am Freitagnachmittag um halb drei im Lehrerzimmer des Rudi-Dutschke-Gymnasiums: Es klopft an der Tür. Widerwillig lässt das Kollegium den Schülervater Manfred Prohaska (Thorsten Merten) herein.

Der Mann hat nur ein Ziel: Der altgediente Lateinlehrer Klaus Engelhardt (Justus von Dohnányi) soll seinem Sohn den einen fehlenden Punkt zur Abiturzulassung zubilligen. Engelhardt ist ein harter Brocken. Er ist von der eigenen Unfehlbarkeit so sehr überzeugt wie der Papst in Rom von der seinen. Herauskomplimentieren lässt sich Prohaska nicht. Er hat ein überzeugendes Argument in der Hand: eine Pistole. Hier und jetzt sollen die sechs Lehrer und Lehrerinnen eine vorgezogene Zeugniskonferenz abhalten. Seinem Sohn soll Gerechtigkeit widerfahren.

Daraus hätte sich eine bittere Abrechnung mit unserem Bildungssystem entwickeln können. Aber Stichworte wie „fehlende Digitalisierung“ oder „Privatschulen für reiche Kinder“ streut Drehbuchautor Jan Weiler eher pflichtschuldig ein. Er hat seine eigene Hörspielvorlage bearbeitet – und mit Wortmann einen Regisseur gefunden, der Spaß am System Schule hat.

In „Frau Müller muss weg“ (2015) knöpfte Wortmann sich den „Mikrokosmos Elternabend“ vor, wie er selbst sagte. Nun ist der Mikrokosmos Lehrerkollegium an der Reihe. Wortmann stellt uns Typen vor, die den Rand der Karikatur schrammen. Da sind neben der schülerhassenden Frau Lohmann auch noch der Hallodri-Sportlehrer Peter Mertens (Florian David Fitz), der Schülerkümmerer Holger Arndt (Thomas Loibl) und der Chemie-Nerd Bernd Vogel (Torben Kessler). Eher als Schiedsrichterin ist Referendarin Bettina Schuster (Nilam Farooq) mit von der Partie.

Etwas vereint die Lehrkräfte: tiefe Frustration. Den Glauben an ihr pädagogisches Tun haben sie mehr oder weniger verloren. Die Älteren sind in der Vergangenheit hängen geblieben. Lateinlehrer Engelhardt ist ein treuer Anhänger des Faxgeräts, und der musikalische Bildungskanon von Frau Lohmann hört bei Schubert auf.

Wortmann und Weiler wollen die Borniertheit des Kollegiums entlarven. Einer nach dem anderen bekommt sein Fett weg. Es wird weniger über den Prohaska-Sohn eine Zeugniskonferenz abgehalten, als über das Kollegium zu Gericht gesessen. Genüsslich, aber schematisch werden moralische, materielle und auch handgreifliche Verfehlungen abgearbeitet.

Sollten sich echte Lehrer bei dieser Komödie in die Schmollecke zurückziehen? Grund hätten sie. Allerdings: So böse ist das gar nicht gemeint. Bei einem kleinen Schlenker in eine Polizeiwache werden die Beamten als Deppen dargestellt. Aber dann geht es wieder zurück ins Lehrerzimmer und zu ordentlich bösartigen Dialogen.

Aufs Timing versteht sich Komödienspezialist Wortmann. Er vergisst auch nicht, dass drüben im Chemielabor noch eine explosive Versuchsanordnung blubbert.