Sahra Wagenknecht sieht eine neue Friedensbewegung am Himmel. Doch neu ist an dieser Bewegung, in der sich Linke wie Rechte wohlfühlen, nichts. Wer wirklich für Frieden ist, der muss sich zuerst vom tief sitzenden Antiamerikanismus loslösen, der die Sinne vernebelt. Ein Kommentar
Kommentar zur Demo in BerlinWer wirklich für Frieden ist, muss sich vom Antiamerikanismus lösen
Bei Sahra Wagenknechts „Friedenskundgebung“ in Berlin standen sie am Samstag Seit an Seit: friedensbewegte Linke, AfD-Politiker und rechtsextreme Putin-Propagandisten. Die Linken-Abgeordnete sieht die Protestaktion als Beginn einer neuen Friedensbewegung. Doch nichts daran ist neu. Über den gemeinsamen Protest Linker und Rechter im Namen des Friedens kann nur verwundert sein, wer seine Augen in den vergangenen Jahren fest verschlossen hatte.
Schon 2014 ging in Deutschland eine „neue Friedensbewegung“ auf die Straße, die sich gegen einen Westkurs der Ukraine stellte, gegen die Nato sowieso, und stattdessen eng und fest an die Seite Putins. Neu war 2014 der ganz offene Schulterschluss linker Politiker und Bewegungen mit rechten Verschwörungsideologen und knallharten Rechtsextremen auf der Straße. Doch durch tief sitzenden Antiamerikanismus verbunden waren linke und rechte „Friedensfreunde“ auch davor schon lange gewesen.
Diese „Friedensfreunde“ stehen stets an der Seite der Unterdrückten auf der Welt – außer es passt nicht in das einfache Weltbild, wer in einem Konflikt Unterdrückter und wer Unterdrücker ist. Sie wähnen sich als Kämpfer gegen den Imperialismus – außer er geht von Moskau aus und will sich Nachbarstaaten wie die Ukraine untertan machen.
Wer wirklich für Frieden ist – und nicht für einen Diktatfrieden, der den russischen Angriffskrieg noch belohnt –, der darf sich mit einer solchen Bewegung nicht gemeinmachen. Der muss sich stattdessen fest an die Seite der Angegriffenen stellen. Doch um das zu begreifen, müsste sich die deutsche „Friedensbewegung“ zuerst vom Antiamerikanismus lossagen, der ihr die Sinne vernebelt. Tut sie das nicht, macht sie sich weiter zur Unterstützerin Putins – ob sie es will oder nicht.