KommentarImpfen in Arztpraxen ist wichtig – darf aber nicht zum Klüngel werden
Die niedergelassenen Ärzte haben es sich in den vergangenen Tagen einfach gemacht: Überlasst uns so schnell wie möglich das Impfen gegen das Coronavirus – und alles wird gut.Keine aufwendigen Priorisierungsvorschriften, kein umständliches Einladungswesen, keine überlasteten Terminhotlines, keine langen Wege zu zentralen Impfzentren, so das Versprechen der Ärzte. Schließlich manage man Jahr für Jahr Millionen von Grippeschutzimpfungen.
Impfzentren können Last nicht alleine tragen
Kein Frage, die Impfzentren allein werden es schon in wenigen Wochen nicht mehr schaffen, die angelieferten Vakzine zu verimpfen. Doch es droht ein Chaos, wenn der Einstieg von zehntausenden Praxen nicht ordentlich vorbereitet wird. Das gilt nicht nur für die Frage der Terminvergabe, die schon im Normalbetrieb einige Ausdauer von den Patienten verlangt. Das gilt auch für die Impfreihenfolge, die nicht einfach aufgegeben werden darf.
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Es ist sinnvoll, dass Ärzte die Freiheit bekommen, innerhalb der aufgerufenen Priorisierungsgruppen flexibel über die Reihenfolge entscheiden zu können. Denn sie - und nur sie - kennen ihre Patienten genau. Aber es würde die ohnehin bröckelnde Solidarität in der Corona-Krise endgültig untergraben, wenn die Ärzte völlig frei über die Impftermine entscheiden könnten. Es darf nicht sein, dass künftig derjenige am schnellsten zu seiner Spritze kommt, der entweder den besten Draht zu seinem Hausarzt hat oder die meiste Zeit für die Suche nach einem Termin aufwenden kann.
Notwendig ist daher die Festlegung eines fairen, transparenten Verfahrens. Das gilt auch für die Impfung derjenigen, die derzeit oft nur unter der Rubrik „Rest der Bevölkerung“ laufen, weil sie keiner Priorisierungsgruppe zugeordnet sind. Dabei handelt es sich immerhin um rund 50 Millionen Menschen, die auch einen Anspruch darauf haben, so schnell wie möglich geimpft zu werden.