Kommentar zur CoronavirusmutationAls Schnäppchenjäger gewinnen wir den Kampf nicht
- In Großbritannien ist eine neue Variante des Coronavirus aufgetaucht, eine Mutation, die viel ansteckender sein soll.
- Schnelle Maßnahmen zu dessen Eingrenzung jenseits und diesseits des Ärmelkanals sind wichtig.
- Viel wichtiger aber ist unsere eigene Haltung im Kampf gegen das Virus. Ein Kommentar.
In der Corona-Pandemie gibt es schon lange diejenigen, die zu Recht unmissverständlich warnen: Es ist ein Rechenexempel. Wenn wir die Zahl der Kontakte gerade jetzt im Winter nicht reduzieren, gehen unweigerlich die Ansteckungszahlen hoch. Die bittere Wahrheit aber ist sogar: Wir haben es mit einer so komplexen Rechnung zu tun, dass immer wieder auch unbekannte Variablen ins Spiel kommen können – oft zu unseren Ungunsten.
Das, was Wissenschaftler aus Großbritannien berichten, ist ohne Zweifel Angst einflößend. Eine neu entdeckte Virusvariante ist bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form. Günstig ist, dass es bislang keine Hinweise gibt, dass die Impfstoffe gegen dieses veränderte Virus schlechter wirken als gegen die bisher bekannte Form. Die Entwicklung zeigt aber, wie groß die Gefahr durch Mutationen des Virus für die Menschen sein kann.
Harte Maßnahme der britischen Regierung richtig
Deshalb ist es richtig, wenn die britische Regierung in der Hauptstadt London und weiten Teilen Südostenglands auf einen harten Shutdown setzt. Wie andere Länder wird sich Deutschland in dieser Corona-Krise immer wieder auch mit der Frage von Landeverboten und Einreiseverboten auseinander setzen müssen. Vieles muss schneller entschieden werden, als es in der Demokratie wünschenswert ist. Das ist so unerfreulich, wie es unvermeidlich ist.
Auch die erstaunlich schnelle Entwicklung von Impfstoffen bedeutet nicht, dass die Krise für uns im kommenden Jahr schnell vorbei geht. Es ist gut, dass Deutschland sich jetzt noch einmal zusätzliche Impfdosen gesichert hat.
Dennoch ist es ernst zu nehmen, wenn Politiker in den Ländern ihre Sorge zum Ausdruck bringen, ob es gerade am Anfang mit der Beschaffung des Impfstoffs schnell genug geht. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, hat Recht, wenn sie fordert: „Wir müssen es wenigstens in einer ersten Runde schaffen, alle Pflegeheime abzusichern.“
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Das Paradoxe ist: Während am Anfang womöglich noch Impfstoff für Menschen aus Risikogruppen fehlt, die ihn dringend benötigen, könnte sich die Situation irgendwann im Lauf des Jahres drehen: Was ist, wenn Impfstoff da ist, aber zu viele Menschen zögern, sich impfen zu lassen?
Verantwortung jedes Einzelnen ist gefragt
Die Politik muss an dieser Stelle noch weitere Überzeugungsarbeit leisten. Und jeder einzelne Bürger wird sich fragen müssen, welche Verantwortung auch er selbst zur Bewältigung der Corona-Krise trägt.
Eigenverantwortung: Um dieses Thema wird es auch an Weihnachten gehen. Dabei geht es um die Verantwortlichen in den Gemeinden, die entscheiden müssen, ob sie wirklich Gottesdienste in der Kirche feiern wollen. Es geht aber insbesondere auch um die Familien, die gemeinsam beraten müssen, wie genau die beste Lösung in diesem Jahr ausschaut. Dabei darf es nicht darum gehen, die bestehenden Regeln möglichst bis zum Maximum auszureizen – sondern Ziel muss sein, vernünftige Wege zu finden.
Schnäppchenjäger-Verhalten führt in die Irre
Unsere Gesellschaft kann den Kampf gegen diese bedrohliche Pandemie nicht wirkungsvoll führen, wenn sich im Alltag jeder Einzelne wie ein Schnäppchenjäger im Supermarkt verhält – und versucht, für sich selbst ein kleines bisschen mehr an Vorteil und Entlastung herauszuholen als für die anderen. Daran müssen wir in den kommenden Tagen und Monaten denken.
Der Grundgedanke von Weihnachten ist nicht unbedingt ein rauschendes Fest zu feiern. Die Idee hinter Weihnachten ist die Nächstenliebe: ein für Christen wie Nicht-Christen lohnendes Projekt. Wir werden über dieses Weihnachten noch in Jahrzehnten sprechen. Hoffentlich ist es eine Weihnachtsgeschichte, die uns stolz macht.