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Kommentar zur Bahn-SabotageSichere Infrastruktur gehört zur Landesverteidigung

Lesezeit 3 Minuten
bahnstrecke Sabotage

Das Durchtrennen von zwei Kabeln reichte am Samstag aus, um den Bahnverkehr für Stunden großflächig zum Erliegen zu bringen.

  1. Zum Schutz der kritischen Infrastruktur ist endlich ein Masterplan nötig.
  2. Eine sichere Infrastruktur gehört ebenso zur Landesverteidigung wie ein Kampfpanzer.
  3. Ein Kommentar.

Es ist keine neue Erkenntnis, dass eine digital vernetzte Gesellschaft extrem verletzlich ist. Das ist allerdings so lange eine eher abstrakte Betrachtung, bis es zu einem konkreten Vorfall kommt. Dann ist der Schaden, aber auch die Sorge groß: Das Durchtrennen von zwei Kabeln reichte am Samstag aus, um den Bahnverkehr für Stunden großflächig zum Erliegen zu bringen.

Bisher unbekannte Täter schafften es mit diesem Sabotageakt, die gesamte Kommunikation zwischen den Leitstellen der Bahn und den Zügen zu unterbrechen.

Das erschreckende ist, dass die Täter offensichtlich genau wussten, wie sie maximalen Schaden anrichten konnten. So wurde nach ersten Erkenntnissen mit den zwei Beschädigungen in Berlin und Herne sehr gezielt das Hauptsystem der Funkkommunikation der Bahn sowie dessen Back-up ausgeschaltet. Das sieht nicht nach Kleinkriminalität à la Kupferdiebstahl aus. Nach der Sabotage der beiden Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee ist Deutschland damit innerhalb weniger Wochen erneut Opfer einer gut organisierten Attacke auf seine Lebensadern geworden.

Hybride Kriegsführung

Die Warnung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser nach der Nord-Stream-Attacke, man müsse sich auf Szenarien einstellen, die bis vor Kurzem kaum denkbar gewesen seien, hat offenkundig ihre Berechtigung. Sicherlich sollte man sich vor wilden Spekulationen hüten. Aber es ist Russlands Machthaber Wladimir Putin durchaus zuzutrauen, dass die Bahnsabotage Teil seiner hybriden Kriegsführung ist.

Aber auch dann, wenn sich herausstellen sollte, dass die Täter woanders zu suchen sind, zeigt der Anschlag auf die Bahninfrastruktur, dass die Schutzmaßnahmen nach wie vor extrem lückenhaft sind. Es reicht nicht aus, wenn zwar Computersysteme gegen Cyberangriffe geschützt werden, sensible Kabelbäume aber allenfalls durch Betondeckel gesichert in der Landschaft liegen oder elektrische Schaltschränke mit einem einfachen Schraubenzieher geöffnet werden können.

Schutz vor Attacken

Zum Schutz der kritischen Infrastruktur ist endlich ein Masterplan nötig, um die gesamte Sicherheitsarchitektur des Landes zu modernisieren. Telekommunikation, Energie, Wasserversorgung, die Gesundheitsinfrastruktur und der Verkehr müssen so gut wie irgend möglich gegen Attacken immun gemacht werden. Dazu gehört zum Beispiel auch, sicherheitsrelevante Systeme mehrfach parallel auszulegen, damit Störungen schnell umgangen werden können und nicht zu einem Ausfall ganzer Netze führen. Zur Cybersicherheit gehört eben auch der Schutz vor gezielten physischen Attacken auf die Computerinfrastruktur. Das kostet viel Geld, aber es rettet im Zweifel Leben.

Die Forderung der Grünen, einen Teil der 100 Milliarden Euro für die Aufrüstung der Bundeswehr in die Cybersicherheit zu stecken, diente zwar zunächst einmal der Besänftigung der Parteibasis. Das entwertet die Forderung aber nicht. Eine sichere Infrastruktur gehört ebenso zur Landesverteidigung wie ein Kampfpanzer. Da die Union die breitere Verwendung der Bundeswehrmilliarden bei der notwendigen Verfassungsänderung jedoch abgelehnt hatte, legte die Ampel das Vorhaben zu den Akten. Ein großer Fehler. Die Koalition sollte Geld aus dem normalen Haushalt oder dem 200-Milliarden-Energiedeckel-Paket zur Verfügung stellen, um Deutschland sicherer zu machen.

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Klar ist aber eines: Einen hundertprozentigen Schutz wird es nie geben. Umso wichtiger ist, auch auf Blackouts vorbereitet zu sein. Hier liegt allerdings ähnlich viel im Argen. Die Bahnsabotage wird hoffentlich dazu beitragen, dass diese Missstände endlich beseitigt werden.