Kommentar zur Corona-LockerungenDie Schulen brauchen ein bisschen Frieden
Man könnte es ungerecht finden: Überall in der Gesellschaft soll rasch gelockert werden. Doch gerade bei den Schulen mahnen viele Politiker und auch die Lehrerverbände zur Vorsicht. Haben nicht die Schülerinnen und Schüler in dieser Pandemie genug gelitten, um das Risiko für die Älteren zu senken?
Ja, das stimmt. Dennoch gibt es zu einem maßvollen Kurs, der Stück für Stück Maßnahmen zurücknimmt, in den Schulen keine sinnvolle Alternative. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens: Weil die Schülerinnen und Schüler bei den Impfungen spät an der Reihe waren, ist die Impfquote unter ihnen noch relativ niedrig. Eine gewisse Vorsicht dient auch ihrem persönlichen Schutz.
Das Leid mit Tests und Masken
Konkret bedeutet das: Die vielen Corona-Tests sind lästig für Kinder und Jugendliche, aber auch nicht so schlimm, dass sie nicht eine Zeit lang reduziert fortgesetzt werden könnten. Die Masken sind die größere Einschränkung – niemand hätte mit ihnen in der eigenen Schulzeit gern im Unterricht gesessen. Aber Masken schützen eben auch. Wann sollen sie in den Pausen, wann im Klassenraum wegfallen? Wer schrittweise vorgeht, kann das Infektionsgeschehen in den Augen zu behalten.
Der zweite Grund für einen Kurs behutsamer Lockerungen ist, dass es gerade beim sensiblen Thema Schule schwer ist, die Menschen mit ihren unterschiedlichen Meinungen zusammenzuhalten. Eltern, Schüler, Lehrer – schon innerhalb der genannten Gruppen gibt es große Gegensätze, wie auf die Situation geblickt wird. Die politische Herausforderung ist jetzt, die Schulen auf einen gut geplanten Kurs der Lockerungen zu bringen, der möglichst alle Beteiligten auch mitnimmt.
Die Schulen brauchen, wenn man so will, ein bisschen Frieden – und viel finanzielle Unterstützung. Sonst werden sie daran scheitern, versäumte Inhalte aufzuholen und die Bildungsungerechtigkeit, die sich in der Pandemie verschärft hat, nicht noch größer werden zu lassen.