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Kommentar zur ImpfwocheLeider typisch fürs deutsche Pandemie-Management

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Die Impfaktionswoche soll Impfskeptiker überzeugen. 

Mit einer besonderen Impfaktionswoche wollen Bund, Länder und Kommunen nochmal alle Kräfte bündeln, um die Impfquote hochzutreiben. In ganz Deutschland können sich Menschen auf Marktplätzen, in Einkaufszentren oder Baumärkten ohne Termin gegen das Coronavirus impfen lassen. Das ist zu begrüßen.

Dieser Schritt wäre aber vor einigen Wochen bereits erforderlich gewesen. Aktuell liegt die Impfquote bei 62,2 Prozent - viel zu gering, um in den Herbst zu gehen. Das Ziel muss bei mehr als 80 Prozent Doppelimpfungen liegen. So eine Impfquote ist nötig, um die Intensivstationen und Medizinerinnen sowie Mediziner in den kommenden Monaten nicht zu überlasten. Vom Fallenlassen aller Corona-Beschränkungen wie der Maskenpflicht und den Abstandsregeln ganz zu schweigen.

Es ist typisch für das deutsche Pandemiemanagement der letzten Monate: Die Bundesregierung ist wieder nur auf Sicht gefahren. Bereits vor einiger Zeit war aber voraussagbar, dass die Impfquote stagnieren wird und die Neuinfektionen zunehmen werden. Dem hätten Bund und Länder damals entgegentreten müssen - mit niedrigschwelligen Impfangeboten, echten Impfanreizen und Aufklärung über die schützende Spritze.

Gleiches gilt für die Situation der Schülerinnen und Schüler, die seit August nach und nach in den Unterricht zurückkehren, während noch nicht ausreichend Luftfilter vorhanden sind. Für den Fall, dass sich nicht genug der über 12-Jährigen während der Sommerferien haben impfen lassen, wurde nicht ordentlich geplant.

Die Impfaktionswoche kommt also zu spät. Denn zur Wahrheit gehört auch: Wer sich in dieser Woche erstimpfen lässt, wird frühestens in sechs Wochen - also Ende Oktober - vollimmunisiert sein. Bis dahin werden Corona-Inzidenz und Hospitalisierungsrate, die zum Hauptgradmesser der Pandemie geworden ist, weiter steigen.