Kommentar zur KultusministerkonferenzNach einem Jahr noch keine verbindliche Linie
Die Kultusminister haben sich schon länger festgelegt, wie sie ihre Rolle in der Pandemie sehen: Sie wollen die Anwälte dafür sein, dass möglichst viel Präsenzunterricht stattfindet. Das ist eine ehrenwerte Aufgabe: Denn unter Schulschließungen leiden vor allem diejenigen, die zu Hause nicht so gut gefördert werden können. Und über längere Zeit gesehen sind gravierende Einschränkungen im Schulbetrieb ohne Zweifel für sehr viele Kinder und Jugendliche eine riesige psychische Belastung.
Es ist also in Ordnung, für eine umfassende Debatte vielleicht sogar notwendig, wenn Kultusminister zu erkennen geben: Für uns hat Unterricht in der Schule eine höhere Priorität als für diejenigen, die zuerst unter virologischen Aspekten auf das Thema Schule schauen.
Nicht in Ordnung ist, dass die Länder mehr als ein Jahr nach Beginn der Pandemie noch immer nicht zu einer verbindlich umgesetzten gemeinsamen Linie beim Thema Schulöffnungen gefunden haben. Wenn in einer so ernsten Lage im Zweifel jeder macht, was er will, untergräbt das vielfach Vertrauen von Lehrern, Schülern und Eltern. Diese Kritik geht an Kultusminister und Ministerpräsidenten.
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Gerade wer für Präsenzunterricht in der Pandemie wirbt, muss sich daran messen lassen, ob er wichtige Grundlagen dafür schafft. Es mag gut klingen, von Teststrategien salbungsvoll als „wichtigem Baustein“ zu sprechen. Die Ankündigung, dass die Testmöglichkeiten ausgebaut werden sollen, reicht aber nicht aus. Notwendig ist eine Testpflicht. Und die Länder müssen sagen, wie genau sie diese organisieren und umsetzen wollen.
In solchen Fragen erinnert manch ein Kultusminister an Schüler, die über Wochen und Monate hinweg immer wieder sagen: „Nicht drängeln, Frau Lehrerin. Ich mache meine Hausaufgaben schon noch – irgendwie, irgendwo, irgendwann.“