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Krieg aus der LuftWie Russland und Ukraine Drohnen zum Kampf einsetzen

Lesezeit 4 Minuten
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Ein freiwilliger Soldat der Ukraine hält auf einem Truppenübungsplatz eine Drohne hoch, mit der er Sprengstoff abwerfen kann

Kiew/Moskau – Längst wird in Kriegen nicht mehr nur klassisches Kampfgerät genutzt – das sieht man im Krieg Russlands gegen die Ukraine, wo auch Drohnen eine immer wichtigere Rolle spielen. Beide Seiten versuchen ständig an Technik aufzurüsten, um Vorteile zu gewinnen. Dabei können die unbemannten Luftfahrzeuge vielseitig eingesetzt werden, wie Militärexperte Marcel Berni von der Militärakademie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erklärt.

„Drohnen werden von beiden Seiten vor allem für drei Ziele genutzt“, sagt er. „Erstens: als Aufklärungsdrohnen zur Entdeckung und Überwachung von gegnerischen Einheiten, Stützpunkten und Truppenverschiebungen. Zweitens: als Kampfdrohnen, um gegnerische Ziele direkt aus der Luft anzugreifen. Drittens: zur Leitung von bodengestütztem Artilleriefeuer auf gegnerische Ziele, die aus der Luft aufgeklärt und lokalisiert werden.“ Das sei keine Neuheit dieses Krieges – die Amerikaner etwa haben schon 2001 im Krieg gegen den Terrorismus Drohnen einsetzt. Aber niemals zuvor hat man Drohnen in Konflikten so intensiv genutzt wie jetzt in der Ukraine.

Ukraine wird mit Drohnen aus dem Westen unterstützt

Die Ukraine wird bei der Drohnenausstattung vor allem durch den Westen unterstützt. So hatte etwa im Juli das britische Verteidigungsministerium die Lieferung von Hunderten Drohnen zugesagt. Auch die Türkei lieferte dem Land Drohnen. Zudem schickt Großbritannien nun laut neuesten Angaben zur Entfernung von Seeminen vor der ukrainischen Küste sechs Unterwasserdrohnen in das osteuropäische Land.

Ukrainisches Personal werde in Großbritannien an den Geräten ausgebildet, teilte das Verteidigungsministerium in London am Samstag (27. August) mit. Der Schritt solle auch dazu beitragen, die Fahrt für Getreidefrachter sicherer zu machen. Russische Seeminen würden die Transporte weiterhin gefährden. Die ferngesteuerten Geräte können demnach Seeminen mithilfe von Sensoren in bis zu 100 Metern Tiefe aufspüren.

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Ein russischer Soldat steht an einer Drohne. Das Bild wurde vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlicht.

Erst vor einer Woche hatte zudem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erneut umfangreiche Waffenlieferungen an die Ukraine angekündigt – sie sollen hochmoderne Flugabwehrsysteme, Raketenwerfer, Munition und Antidrohnengeräte umfassen, sagte er bei einer Konferenz zur Lage auf der Krim. Denn der vermehrte Einsatz von Drohnen führt auch dazu, dass bestimmtes Gerät benötigt wird, um Drohnen der Gegenseite abzuwehren. Dazu zählen Technologien, die nicht nur den Ort eines Fluggeräts ausmachen können, sondern auch, um welches Modell es sich handelt. Das macht es leichter, die Drohne auszuschalten – Teil des komplexen Katz-und-Maus-Spiels im Krieg der Drohnen in der Ukraine.

Wer hat die besseren Drohnen – Ukraine oder Russland?

Wer ist also in Sachen Drohnen besser aufgestellt – und wer setzt sie auch besser ein? „Die Ukraine hat es in den letzten Monaten verstanden, die neue Drohnentechnik sehr geschickt auf dem Schlachtfeld einzusetzen, insbesondere, um Ziele hinter den gegnerischen Linien mit Kamikaze- oder Amokdrohnen zu treffen“, so die Einschätzung von Berni. Zudem verweist der Schweizer Militärexperte darauf, dass in der Ukraine auch immer wieder billige Drohnen umfunktioniert worden seien, um damit Granaten oder andere Munition abwerfen zu können.

Bei den Drohnen, die der Ukraine geliefert wurden, nennt Berni konkret die Bayraktar TB2 aus der Türkei sowie die Aerovironment Switchblade und Phoenix Ghost aus den USA. „Diese konnten in den letzten Wochen und Monaten offensichtlich immer wieder von der russischen Luftabwehr unerkannt im feindlichen Luftraum agieren“, erklärt er.

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„Derweil war die russische Drohnentechnik weit nicht so agil und innovativ“, sagt Berni. So hatte zuletzt sogar der russische Verteidigungs- und Rüstungsexperte Ruslan Puchow in einem Interview mit der russischen Beratungsfirma Prisp (hier auf Deutsch nachlesbar) Schwächen beim Drohneneinsatz eingestanden: „Im Falle eines Artillerieduells ist es wahrscheinlicher, dass sie uns besiegen. Generell hat der Einsatz von kleinen Drohnen den Einsatz von Artillerie revolutioniert. Wir haben diese Revolution in der Tat verpasst und müssen sie nun nachholen“, sagte er.

Um das zu ändern, sei Putin vor Kurzem in den Iran gereist, um dort Shahed-Drohnen zu beschaffen, so Militärexperte Berni. Wie etwa CNN zuletzt berichtete, werden aktuell russische Soldaten im Iran an Drohnen ausgebildet. Die iranischen Drohnen haben militärisch einen guten Ruf: Aus dem Iran stammenden Fluggeräten ist es gelungen, von den USA gelieferte Luftverteidigungssysteme Saudi-Arabiens und der Emirate im Nahen Osten zu durchdringen. Bisher fehle Moskau laut Berni eine effektive Langstreckenangriffsdrohne. „Stattdessen haben die Russen mit der Orlan-10 eine erprobte Überwachungsdrohne“, nennt er einen anderen Vorteil des Landes.

Neue Entwicklungen im Einsatz von Drohnen im Krieg

Es gibt aber auch neue Entwicklungen im Einsatz von Drohnen im Krieg, wie der Experte erklärt: „Es drängen sich zunehmend nicht militärische Kleindrohnen auf, zum Beispiel die DJI Mavic.“ Deren Schwäche sei jedoch, dass sie leichter von der Gegenseite aufgespürt und kampf- oder kommunikationsunfähig gemacht werden könnten.

Lassen sich durch Drohnen Kriege entscheiden? Ausgeschlossen ist das nicht: „Im Bergkarabachkonflikt halfen die türkischen Drohnen der aserbaidschanischen Seite, den Krieg zu entscheiden“, sagt Berni. In konventionellen Kriegen ersetzten sie vor allem zunehmend klassische Aufklärungspatrouillen. „Es handelt sich hierbei aber um ein technisches Entwicklungsfeld, das einer schnellen Dynamik unterliegt. In der Zukunft dürften wohl Drohnenschwärme auf dem Schlachtfeld zum Einsatz kommen.“ (mit afp)