Mit einem Messer greift ein Mann in einem Park in Aschaffenburg Kinder an. Ein Junge und ein Mann, der helfen will, sterben.
Verdächtiger, Opfer, HintergründeMesserangriff in Aschaffenburg: Was wir wissen und was nicht
Ein Kind ist tot, ebenso ein Mann, der bei dem Gewaltverbrechen in Aschaffenburg beherzt eingegriffen hat. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Messerangriff.
Was ist über den Tatablauf bekannt?
Nach den bisherigen Erkenntnissen ereignete sich die Tat im Aschaffenburger Schöntal-Park am Mittwoch um kurz vor 12 Uhr. Zu der Zeit war laut Polizei eine Kindergartengruppe in der Parkanlage unterwegs, als der Täter einen zweijährigen marokkanischen Jungen in der Gruppe tätlich mit einem Küchenmesser angriff und tödlich verletzte – „unvermittelt und gezielt“, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nach der Tat sagte.
Ein 41-jähriger Passant, der zufällig am Tatort war, sei eingeschritten, ebenfalls attackiert und tödlich verletzt worden. „Wir gehen gegenwärtig davon aus, dass dieser Mann zum Schutz der anderen Kinder mutig eingeschritten ist, sich gegen den Täter gewandt hat und dann von diesem Täter selbst tödlich verletzt wurde“, sagte Herrmann.
Drei weitere Menschen, ein zweijähriges syrisches Mädchen, ein 72-jähriger deutscher Mann und eine 59-jährige deutsche Erzieherin, seien bei dem Angriff zum Teil schwer verletzt worden. Sie befanden sich am Abend nach Angaben der Polizei außer Lebensgefahr.
Der Verdächtige konnte kurz nach der Gewalttat festgenommen, das Messer sichergestellt werden. Die Polizei sperrte den Park stundenlang ab und sicherte Spuren.
Was ist über den Verdächtigen bekannt?
Bei dem Verdächtigen handelt es sich übereinstimmenden Medienberichten zufolge um den 28-jährigen Afghanen Enamullah O. Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) reiste er im November 2022 nach Deutschland ein und stellte einen Asylantrag. Sein Verfahren sei abgeschlossen worden, nachdem der Mann selbst im vergangenen Dezember gegenüber den Behörden angekündigt habe, wieder ausreisen zu wollen. Deshalb sei er ausreisepflichtig gewesen, ausgereist sei er zunächst aber noch nicht. Gemeldet war er zuletzt in einer Asylunterkunft in der Region.
Bundeskanzler Olaf Scholz forderte Aufklärung von den Behörden, warum der Verdächtige noch in Deutschland war. „Ich bin es leid, wenn sich alle paar Wochen solche Gewalttaten bei uns zutragen“, ließ der SPD-Politiker mitteilen. CDU-Chef Friedrich Merz forderte nach der Gewalttat „politische klare Antworten“. „Wir werden darüber sprechen müssen, sobald die Umstände dieser schrecklichen Tat aufgeklärt sind“, sagte der Kanzlerkandidat der Union.
Den Angaben zufolge war der 28-Jährige in der Vergangenheit bereits dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen. Deshalb sei er jeweils zur psychiatrischen Behandlung in Einrichtungen eingewiesen, dann aber wieder entlassen worden.
Was ist über das Motiv und die Hintergründe bekannt?
Die Hintergründe der Gewalttat sind bislang unklar. Hinweise auf eine radikale Gesinnung oder ein islamistisches Motiv bei dem Verdächtigen gibt es laut Innenminister Hermann aber nicht.
„Im Moment geht die Mutmaßung sehr stark in Richtung seiner offensichtlich psychischen Erkrankungen“, sagte der CSU-Politiker. Eine Durchsuchung der Wohnung des Mannes habe weitere Erkenntnisse zu der psychischen Erkrankung gebracht. In der Unterkunft des Afghanen seien entsprechende Medikamente gefunden worden.
Warum war der Park bereits als Brennpunkt bekannt?
Der Schöntal-Park gilt als Kriminalitätsbrennpunkt in der 70.000-Einwohner-Stadt am Untermain. Die Polizei hatte den Park erst vergangenes Jahr als „gefährlichen Ort“ eingestuft, weil dort Drogen gehandelt werden und es deswegen auch immer wieder zu Körperverletzungsdelikten innerhalb des Drogenmilieus gekommen war, hieß es. Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) betonte Ende 2024: „Die Beschwerden darüber, dass sich Menschen im Schöntal nicht mehr sicher fühlen, häufen sich.“
Wie reagiert die Politik auf die Tat?
FDP-Fraktionschef Christian Dürr forderte nach dem Messerangriff schnellstmöglich ein Treffen der Innenminister von Bund und Ländern. „Die Politik muss darauf reagieren. Die Innenminister von Bund und Ländern müssen so schnell wie möglich zu einer Sonderkonferenz zusammenkommen“, sagte Dürr dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht nahm den tödlichen Messerangriff zum Anlass, erneut einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik zu fordern. „Dass nach Mannheim und Solingen nichts passiert ist, ist in erster Linie das Versagen des Kanzlers und seiner Innenministerin“, sagte Wagenknecht dem Magazin „Politico“. „Das macht sie politisch mitverantwortlich für jede weitere schreckliche Tat.“ (rnd)