Innerhalb weniger Tage hat Twitter-Boss Elon Musk die wichtigste Online-Plattform der Welt an den Rand des Kollapses gefahren. Nun wird er zum Bittsteller von Donald Trump. Die kopflose Entsperrung von dessen Hassbotschaften sendet ein verheerendes Signal aus, kommentiert Karl Doemens.
Musk entsperrt Trump bei TwitterKurznachrichten aus der Kloake
Elon Musk ist ein Mann der Superlative. Er baute die erste effiziente Elektroauto-Fabrik, hat mehr Geld als jeder andere Mensch aufgehäuft und plant den ersten bemannten Flug zum Mars. Doch vorher hat sich der geniale-wahnsinnige Egomane offenbar vorgenommen, die wichtigste Online-Plattform der Welt in eine galaktische Freak-Show zu verwandeln.
Was Musk seit seinem Einstieg bei Twitter an Chaos, Verantwortungslosigkeit und Destruktion entfesselt hat, spottet jeder Beschreibung. Erst quatschte er den Wert seines 44-Milliarden-Dollar-Investments herunter. Dann fuhr er nach der Übernahme innerhalb weniger Tage den Kurznachrichtendienst mit Massenkündigungen und kopflosen Strategieänderungen an den Rand des Kollapses. Derweil führte er auf der Plattform, über deren viele Fake-Accounts er selber Klage führt, eine Scheinumfrage durch. Damit schafft er es, gleichzeitig zum Apologeten und Bittsteller von Donald Trump zu werden. Eine Meisterleistung.
Wäre Musk tatsächlich jener Vorkämpfer der freien Rede, als der er sich gerne in Szene setzt, dann hätte er die angekündigte Kommission zum Umgang mit Twitter-Sperren unabhängig besetzt und objektive Regeln für das Verhalten in der digitalen Welt entwickeln lassen, wie sie überall sonst auch gelten. Stattdessen inszenierte er die Trump-Rückkehr als gigantisches Clickbaiting und demonstrierte damit, dass er Trump in seinem taumelnden Netzwerk viel dringender braucht als umgekehrt Trump auf Twitter angewiesen ist.
Der Präsidentschaftsbewerber aus Palm Beach wird sich nun zieren und bitten lassen. Das schmeichelt seinem narzisstischen Ego. Alleine die Wiederherstellung seines Accounts aber sendet eine verheerende Botschaft aus: Lügen, Hetze, Beleidigungen und Hass sind bei Twitter willkommen. Der Kurznachrichtendienst wird zur Kloake.