Nach eigener FluchtBerliner organisiert Hilfstransporte für Ukrainer
Peter Althaus aus Berlin hatte sich in Lwiw in der Ukraine eine Existenz aufgebaut. Jetzt ist er selbst vor dem russischen Krieg nach Polen geflohen. Von Przemysl aus organisiert er nun Hilfstransporte für Ukrainer nach Deutschland.
Alles hatte so gut angefangen. 2016 hängte Peter Althaus (37) seinen Job als Journalist in Berlin an den Nagel und machte sich auf den Weg nach Osteuropa. Eigentlich wollte er nach Georgien, blieb aber schon in Lwiw (Lemberg) hängen. Die traditionsreiche Stadt in der Westukraine mit wunderschönen Bauwerken aus unterschiedlichen Stilepochen ließ ihn nicht mehr los.
Krieg zerstörte die Hoffnung auf ein neues Tourismusjahr
„Ich habe ein kleines Touristikunternehmen aufgebaut und später sogar noch einen deutschen Biergarten eröffnet“, erzählt Althaus mit traurigem Blick in einer Kneipe in der polnischen Grenzstadt Przemysl. In Lwiw fand er zudem die Liebe seines Lebens, seine Vika, die als IT-Spezialistin für eine ukrainische Firma arbeitet.
Alles lief bestens, am Ende arbeiteten neun Mitarbeiter als Fremdenführer für Althaus„ kleine Firma. Dann kam zuerst die Corona-Pandemie, die das Geschäft für zwei Jahre erheblich schmälerte. Und nun, wo sie gerade wieder Hoffnung für ein gutes neues Tourismusjahr schöpften, kam der Krieg.
Sieben Stunden warten an der ukrainisch-polnischen Grenze
Am Tag, als die russische Aggression begann, luden sie alle wichtigen Habseligkeiten in einen Transporter, schlossen ihre Wohnung ab und fuhren los Richtung Westen. „Zum Glück hatte ich am Abend zuvor noch vollgetankt und auch genug Bargeld abgehoben“, berichtet Althaus. An den Tankstellen gab es kilometerlange Staus und ebenso riesige Schlangen an den Bankautomaten.
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An der ukrainisch-polnischen Grenze mussten sie sieben Stunden warten, bis sie passieren konnten. „Ich war noch nie in meinem Leben so froh, in Polen gelandet zu sein“, berichtet Althaus. Nachts um 2 Uhr erreichten sie schließlich Berlin. Mit an Bord die beiden Katzen Una und Bernie. Zu Beginn dieser Woche verschickte die deutsch-schweizerische Menschenrechtsorganisation Libereco eine Mail mit der Mitteilung, dass sich in Berlin vier Reisebusse auf den Weg nach Przemysl gemacht haben, um an der Grenze ukrainische Flüchtlinge abzuholen und nach Deutschland zu bringen.
„Ich versuche, weitere Spender zu finden“
Koordinator der Freiwilligenaktion: Peter Althaus. „Ich konnte nicht zu Hause sitzen und nichts tun“, sagt Althaus, der inzwischen erfolgreich alle vier Busse mit ukrainischen Passagieren auf den Weg nach Deutschland gebracht hat.Er selbst ist nicht mit zurückgefahren, sondern will vorerst in Przemysl bleiben, um von dort aus weitere Transporte zu organisieren. Obwohl er selbst jetzt eigentlich mit leeren Händen dasteht, hat er Geld von Freunden organisiert, um mindestens noch zwei Busse bezahlen zu können. „Und ich versuche, weitere Spender zu finden“, sagt Althaus.
Er will helfen, solange es geht, und hofft noch auf ein gutes Ende. Aber mit Bitternis in der Stimme zitiert er einen Spruch, den man sich jetzt in der Ukraine erzählt: „Wenn Russland mit dem Krieg aufhört, dann ist der Krieg vorbei. Wenn die Ukraine mit dem Krieg aufhört, dann ist die Ukraine vorbei.“