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Riesige LernlückenWas Kinder und Jugendliche jetzt dringend brauchen

Lesezeit 3 Minuten
Abi mit Maske

Blick in ein Klassenzimmer

  1. Ein Kommentar zum Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche.

Es hat in den vergangenen Jahrzehnten keine schlechtere Zeit als die Corona-Krise gegeben, um Kind oder Jugendlicher zu sein. Eine Zweitklässlerin von heute weiß kaum, wie ein normaler Schulalltag aussieht.

16-Jährige müssen sich in dem einschränken, was in diesem Alter für die eigene Entwicklung entscheidend ist: dem Treffen mit Freunden. Und Abiturienten können noch nicht mal ein bisschen feiern.

Das alles hinterlässt Spuren: schulisch, sozial und psychisch. Deshalb ist es richtig, dass die Bundesregierung jetzt zwei Milliarden Euro in ein Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche investiert – und die Länder dazu auffordert, noch einmal kräftig etwas draufzulegen. Der Bedarf, Lernlücken zu schließen, aber auch soziale Erfahrungen durch Sommerfreizeiten oder außerschulische Angebote nachzuholen, ist riesig.

Jetzt kommt es entscheidend darauf an, dass die Mittel auch tatsächlich rasch dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden. Es darf nicht derselbe Fehler passieren wie beim Digitalpakt Schule: Hier wurden zwar in der Krise neue Milliarden mobilisiert, doch das Geld kam und kommt bis heute nur sehr schleppend in den Schulen an. Die erste Frage muss beim neuen Aufholprogramm jetzt also sein: Wo gibt es noch bürokratische Hürden und wie können sie schnellstmöglich aus dem Weg geräumt werden?

Große soziale Kluft

Für den Teil des Aufholprogramms, bei dem es um Nachhilfe beim Lernen geht, muss an den Schulen unverzüglich identifiziert werden, wer die Förderung am dringendsten braucht. In Zeiten des schulischen Lockdowns haben diejenigen die größten Nachteile, die zu Hause kaum oder gar nicht gefördert werden können.

Wer nicht einmal einen ruhigen Platz zum Lernen hat, für den waren in der Corona-Krise die größten Probleme praktisch programmiert. Die soziale Kluft bei den Bildungschancen, in Deutschland ohnehin unerträglich groß, ist noch einmal gewachsen.

Ein Ziel des Aufholprogramms muss also sein, Sitzenbleiben in der Corona-Krise so weit wie möglich zu vermeiden. Es ist unfair, wenn Kinder und Jugendliche aus ärmeren Familien und bildungsfernen Schichten den Preis für die Krise jetzt damit bezahlen müssen, dass sie ein Jahr dranhängen und sich in eine neue Klasse eingewöhnen müssen.

Darüber hinaus ist klar: Jeder Euro, der für jetzt zusätzliche Sprachförderung in die Kitas fließt, ist gut investiert. Gerade Kinder aus Familien mit Migrationsgeschichte, bei denen zu Hause nicht oder nur wenig Deutsch gesprochen wird, haben wichtige Monate verloren. Ihnen zu helfen, muss Priorität haben. Die Folgen fehlender Unterstützung sind auf Dauer für die Gesellschaft weitaus teurer, als frühzeitig gute Förderprogramme umzusetzen.

Was läuft falsch in der Schulpolitik? Das sagt ein Experte der Digitalwirtschaft:

Bei den Schulkindern sollen und können Lehramtsstudenten bei den zusätzlichen Angeboten helfen. Das wäre auch schon viel früher im Verlauf der Corona-Krise ein richtiger Ansatz gewesen. Es gilt aber: Besser spät als nie!

Kleine Entschädigung

In der Pandemie hatte der Gesundheitsschutz oft Vorrang vor den Interessen von Kindern und Jugendlichen – und vernünftigerweise ging das auch nicht anders. Die Mehrheit der jungen Menschen hat bei den Einschränkungen gut mitgezogen – auch um ihre Eltern und Großeltern zu schützen. Weder Nachhilfestunden noch Freizeitprogramme können verlorene Erfahrungen vollständig ersetzen, aber vielleicht können sie eine kleine Entschädigung sein.

Die wirkliche Freiheit für die Jugendlichen kommt mit der Impfung. Deshalb sollten wir über den Sommer die über 16-Jährigen und, wenn der Biontech-Impfstoff für 12- bis 15-Jährige zugelassen ist, auch sie in den Fokus nehmen. Sie haben lang genug gewartet. Gebt ihnen ihre Jugend zurück!