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Auf AnordnungWohnungen in Rom dürfen nur noch auf 18 Grad geheizt werden

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Auf Anordnung des Bürgermeisters werden die Römerinnen und Römer demnächst die Thermostate runter drehen müssen. 

Rom – Zehntausende Hausverwaltungen in Rom sind der behördlichen Verfügung bereits zuvorgekommen und haben die Heizintervalle der Zentralheizungen um mehrere Stunden pro Tag verkürzt. Doch mit der Freiwilligkeit dürfte es in wenigen Tagen vorbei sein: Laut Berichten der Römer Lokalmedien plant Stadtpräsident Roberto Gualtieri, schon in der nächsten Woche eine Verfügung zu erlassen, wonach die Wohnungen nur noch auf maximal 18 Grad geheizt werden dürfen.

Dasselbe gilt für alle öffentlichen Gebäude und namentlich auch für die Schulen. „In einem Moment wie diesem ist es richtig, eine Strategie zum Energiesparen zu entwickeln“, betonte der sozialdemokratische Bürgermeister der Ewigen Stadt. Ähnliche Maßnahmen planen auch zahlreiche andere Kommunen, etwa Bologna und Turin. In normalen Zeiten dürfen die Wohnungen in Italien auf maximal 20 Grad geheizt werden.

Italien ist in der EU zweitgrößter Importeur von russischem Gas

Unmittelbarer Anlass für die Rationierung der Heizwärme ist natürlich der Krieg in der Ukraine. Italien ist innerhalb der EU nach Deutschland der zweitgrößte Importeur von russischem Gas – der allergrößte Teil der privaten und öffentlichen Gebäude wird mit Gas geheizt, und rund die Hälfte des italienischen Stromverbrauchs wird von Gas-Kraftwerken gedeckt. Auch gekocht wird in Italien vorwiegend mit diesem Energieträger.

Die kurzfristigen Sparmaßnahmen in Rom und anderswo vermögen die Abhängigkeit von russischem Gas zwar nicht entscheidend zu verringern, aber die Stadtbehörden können ein Zeichen setzen und sich damit auch auf symbolische Weise solidarisch mit der ukrainischen Bevölkerung zeigen.

Gleichzeitig sind die Sparmaßnahmen auch eine Reaktion auf die massiv gestiegenen Gaspreise: Allein die Stadt Rom wird in diesem Winter 50 Millionen Euro höher Heizkosten für ihre öffentlichen Gebäude bezahlen müssen.

Bevormundung beim Heizen in Italien nicht ungewöhnlich

Auch Private leiden: Vor allem ärmere Familien haben schon jetzt Mühe, die Gas- und auch die ebenfalls gestiegenen Stromrechnungen zu bezahlen; die Gesuche bei den Energieversorgern für Ratenzahlungen sind sprunghaft angestiegen – obwohl die Regierung von Mario Draghi in diesem Winter bereits 17 Milliarden Euro zur Verbilligung der Energie bereitgestellt hat. Und nicht zuletzt ist das Hinunterfahren der Heizungen auch ein Beitrag zum Klimaschutz.

Dass sie beim Heizen von den Behörden bevormundet werden, sind die Italienerinnen und Italiener gewöhnt – zumindest diejenigen, die in Wohnblocks und Mehrfamilienhäusern mit Zentralheizung wohnen, und das sie die meisten. Das Wort Zentralheizung ist in Italien wörtlich zu nehmen: Wann geheizt wird, wird in der Zentrale, also in Rom, bestimmt. Der Staat schreibt minuziös vor, an welchem Datum die Heizung erstmals in Betrieb genommen werden kann, wie viele Stunden am Tag geheizt werden darf und wie hoch die Raumtemperatur maximal sein darf. Dabei wird Rücksicht auf das jeweilige Klima in den verschiedenen italienischen Regionen genommen.

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In Rom ist die Regelung so: Geheizt werden darf, unabhängig von der Außentemperatur, vom 1. November bis am 15. April, maximal 12 Stunden pro Tag. In Sizilien sind dagegen nur acht Stunden erlaubt, auf der Insel Lampedusa sogar nur 6.

In den überwiegend miserabel isolierten Immobilien mit schlecht eingestellten Heizungen Roms führt dies fast immer zu relativ frösteligen Innentemperaturen, sobald draußen die Temperaturen auch nur geringfügig fallen. Die Radiatoren in den Wohnungen, die oft kaum mehr als handwarm werden, kommen gegen die Kälte nicht an; wer sich die hohen Stromkosten leisten kann, hilft mit kleinen Elektroöfen nach. Besser haben es diejenigen Italienerinnen und Italiener, deren Wohnung oder Haus über ein „riscaldamento autonomo“ verfügt, also über eine eigene Heizung: Sie können so lange und so viel heizen, wie es ihnen passt respektive wie es ihre finanziellen Möglichkeiten zulassen. Die anderen – die große Mehrheit – können nur hoffen, dass nun bald der Frühling einzieht.