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Saftige Diät oder Unsinn?Was der neue Instagram-Trend Saftkur taugt

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Instagram ist ein Saftladen. Es wimmelt dort seit Jahresbeginn von Tipps zum Thema Saftkur. Das soziale Netzwerk hat sich in den letzten Jahren zu einer Art Businessplattform entwickelt, die auf bezahlte Werbekooperationen mit Influencerinnen und Influencern als Geschäftsmodell setzt. Derzeit ist also Saft im virtuellen Ladenregal im Angebot.Mit Formulierungen wie „Mache eine Saftkur, um dein fitteres, gesünderes Leben zu starten!“ oder „Entlastung deines Darms und Körpers“ werben diverse Marken mit Hilfe von Influencern für ihre Produkte. Saftkuren, auch Juice Cleansing genannt, sollen eine „Auszeit“ bieten, um neue Energie zu sammeln und sich mental etwas Gutes zu tun. Doch der angebliche Erholungstrip hat seinen Preis: Man muss bis zu einer Woche lang Frucht- oder Gemüsesäfte trinken, teilweise ergänzt mit sogenannten Vitaminshots, sowie Wasser, ungesüßten Tee und Gemüsebrühe.Den Deutschen scheint“s grundsätzlich zu schmecken: Laut dem Onlineportal Statista soll im Jahr 2022 der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch im Segment Saft voraussichtlich bei 23,6 Litern liegen und der Umsatz bis 2026 jährlich um 4,24 Prozent steigen.Nicht nur wenn es um Gesundheit geht, ist Saft beliebt. Auch die Gastronomie hat das Getränk als alkoholfreie Alternative zu Wein, Sekt und Bier mittlerweile für sich entdeckt. Zum Teil kreieren Barkeeper eigene Saftcocktails. Das geht auch zu Hause: Statt in fertige Pakete zu investieren, ist es meist kostensparender, selbst die Saftpresse zu bedienen. Das Ergebnis hält sich in verschlossenen Flaschen zwei Tage im Kühlschrank.Kaltgepresst und püriert gelten Obst- und Gemüsesäfte als pure Vitaminbombe, da bei niedrigen Temperaturen wertvolle Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Ergänzt wird der Safttrend durch antialkoholische Shots, die einen schnellen Immunkick für zwischendurch bringen sollen. Exotik ist gefragt: Neben Limette, Ananas und Himbeere ergänzen Spinat, Kurkuma, Ingwer, Hanf, Rote Bete, Grünkohl oder Aktivkohle die Mixgetränke. Abenteuerliche Saftkombinationen sind allerdings nichts für jeden Gaumen was. Und manchmal könnte das Getränk auch auf den Magen schlagen.Mit dem eigenen Lieblingsapfel- oder -orangensaft aus dem Tetrapack zu fasten funktioniert in der Regel nicht. Es sollte sich um Direktsäfte ohne Zusätze handeln. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt zwar fünf Portionen Obst oder Gemüse pro Tag, jedoch beinhaltet das nur eine Portion Saft. Während einer Saftkur wird eine Menge Fruchtzucker aufgenommen, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann. So kann es zu einer Überversorgung von bestimmten Vitaminen und überdies auch zu einem Mangel an Fetten und Proteinen kommen. Vor dem berühmten Jojo-Effekt ist bei der Saftdiät ebenfalls Vorsicht geboten. Eine Detoxkur mit Säften kann Medizinern zufolge als Einstieg in eine Ernährungsumstellung durchaus hilfreich sein und möglicherweise auch ein paar Pfunde purzeln lassen, ist aber keine Dauerlösung. Zurück im Alltag geht die Zahl auf der Waage wieder schnell nach oben, wenn man in alte Essverhaltensmuster zurückfällt.In wissenschaftlicher Hinsicht ist der Nutzen von Saftkuren außerdem mehr als zweifelhaft. Belege dafür, dass eine Saftkur entschlackt, gibt es bislang nicht. Mögliche Schadstoffe werden ohnehin über Niere, Leber und Darm ausgeschieden.