Schulen in der Corona-KriseLehrerpräsident warnt vor dauerhaften Bildungslücken
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, warnt als Folge der Corona-Pandemie vor dauerhaften Bildungsrückständen einer ganzen Generation.
„Die Defizite, die sich durch Unterrichtsausfall und Fernunterricht in den Corona-Jahren bei vielen Schülern angestaut haben, sind noch immer erheblich“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Die Politik kleistert diese Tatsache momentan damit zu, dass sie Anforderungen absenkt, Prüfungen erleichtert und das Sitzenbleiben erschwert oder gar verbietet“, kritisierte Meidinger.
Am Ende gebe es im Zweifelsfall sogar noch mehr gute Noten, aber entscheidende Kompetenzen würden nur unzureichend vermittelt. „Die Lücken in Mathe, Deutsch und Fremdsprachen könnten aber einer ganzen Generation von Schülern ihr Leben lang auf die Füße fallen“, betont Meidinger.Das sei wie bei einem Gebäude: „Man kann nicht unten und in der Mitte einfach reihenweise Steine weglassen. Dann kracht alles zusammen.“
Um Bildungsrückstände abzubauen und die psychischen Folgen der Pandemie abzufedern, hat der Bund noch zu Zeiten der großen Koalition ein Programm mit 2 Milliarden Euro für Lernförderprogramme und soziale Projekte aufgelegt. „Das Corona-Aufholprogramm funktioniert nur unzureichend“, sagte Meidinger. „Es muss finanziell noch einmal aufgestockt werden und noch über Jahre weiterlaufen, wenn es wirklich wirksam sein soll.“
Das größte Problem sei aber, „dass durch den ohnehin schon gravierenden Lehrermangel das Personal fehlt“, sagt Meidinger. „Die Politik muss jetzt im Kampf gegen Corona-Lernlücken alles mobilisieren, was geht.“ Das gelte für den Einsatz pensionierter Lehrkräfte, die allerdings oft schon geflüchtete Kinder aus der Ukraine unterrichteten, aber auch für die Rekrutierung von Lehramtsstudenten und die Gewinnung von Quereinsteigern.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) forderten einen konsequenten Kampf gegen den Lehrermangel. Die GEW kritisierte zudem, das Corona-Aufholprogramm komme nicht dort an, wo es am meisten benötigt werde, nämlich bei den benachteiligten Kindern und Jugendlichen. „Ungleiches muss ungleich behandelt werden, statt Gelder mit der Gießkanne zu verteilen. Wir brauchen eine gezielte Förderung von Schulen in schwieriger Lage“, sagte das GEW-Vorstandsmitglied Daniel Merbitz. Dabei müsse gerade die Schulsozialarbeit fest verankert werden.