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Schulleiter schlagen AlarmImmer mehr Lehrer sind psychisch und physisch krank

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Müssen die Schulen angesichts der Omikron-Welle in der Corona-Pandemie erneut geschlossen werden? (Symbolbild)

Immer mehr Lehrerinnen und Lehrer werden physisch und psychisch krank. 50 Prozent der Schulleiter geben an, dass es in den vergangenen Jahren vermehrt zu langfristigen Ausfällen im Kollegium gekommen sei. 45 Prozent sagen, bei den lang andauernden Krankheitsfällen habe sich nichts verändert – eine Tendenz zum Besseren sei nirgends in Sicht. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage unter 1300 Schulleitern im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE).

„Für uns ist der Gedanke unerträglich, dass Menschen, die ihr Herzblut in die Bildung unserer Kinder stecken, unter Bedingungen arbeiten müssen, die sie krank machen“, sagte VBE-Chef Udo Beckmann. Wenn viele Lehrkräfte der Belastung nicht mehr standhalten könnten, sei etwas grundlegend nicht in Ordnung.

Als einen wichtigen Grund für die Steigerung hat er die Belastungen durch die Corona-Krise ausgemacht: vom Ausfall von Lehrkräften durch Infektionen bis hin zu zusätzlichem Aufwand durch die zeitweise Aufteilung von Lerngruppen in der Pandemie. Lehrer hätten es in Corona-Zeiten oft nicht nur mit der Sorge, sondern auch mit der Wut der Eltern zu tun – über Dinge, die in Wirklichkeit „von der Politik verbockt“ worden seien. Darüber hinaus würden, etwa bei der Kontaktverfolgung, immer mehr Aufgaben der Gesundheitsämter bei den Schulen abgeladen.

Beckmann kritisierte: „Es ist aus meiner Sicht auch ein Skandal und politisches Versagen, dass nach zwei Jahren Pandemiedauer die Schulen jetzt auch noch die Überlastung der Labore kompensieren müssen, indem Lehrkräfte bei Auffälligkeiten in Pooltests wegen des Wegfalls der PCR-Tests zum Herausfinden der infizierten Antigentests in den Lerngruppen durchführen müssen.“

Gleichzeitig sieht der Lehrergewerkschafter einen längerfristigen Trend darin, dass Lehrerinnen und Lehrer immer mehr Aufgaben bekämen, ohne dass dies durch mehr Personal aufgefangen werde. „Das Kartenhaus, das wir deutsches Schulsystem nennen, beginnt zusammenzubrechen, weil Schulleitungen zunehmend resignieren und Lehrkräfte ausbrennen“, sagte der VBE-Vorsitzende.

63 Prozent der Schulleiter sagen, alle Lehrkräfte in ihrem Kollegium hätten Mehrbelastungen durch gestiegene Herausforderungen, wenn es etwa um Inklusion oder um Integration geht. Bei den Grundschulen sagen das sogar 70 Prozent der Schulleiter. Konkret fordern die Schulleiter in der Umfrage insbesondere geringere Unterrichtsverpflichtungen für die Lehrer, kleinere Lerngruppen und Unterstützung durch multiprofessionelle Teams – es sind Forderungen, die beharrlich bereits seit Jahren gestellt werden.