In diesem Jahr sind in manchen Teilen Deutschlands besonders viele Stechmücken unterwegs. Das liegt zum einen daran, dass es in diesem Sommer wesentlich häufiger geregnet hat als in den vergangenen beiden Jahren. Feuchtes und warmes Klima mögen Mücken. Dazu kamen die Hochwasser vor etwa vier Wochen.
Denn diese haben der sogenannten Überschwemmungsmücke geholfen. Die Mückenart legt ihre Eier in den feuchten Auewiesen ab, wo sie zum Teil jahrelang überleben. Erst nach einer Überschwemmung schlüpfen die Larven. In der Nähe von Gewässern, die in diesem Jahr über die Ufer getreten sind, ist es deshalb oft zu einer Massenvermehrung dieser Mückenart gekommen.
Doch was tut man gegen die fiesen Blutsauger, wenn sie einen auf der heimischen Terrasse oder im Urlaub nicht in Ruhe lassen? Ein Überblick.
Anti-Mücken-Sprays
Am geläufigsten sind Sprays gegen Mücken, die auf die nackte Haut aufgetragen werden. Doch es gibt je nach Inhaltsstoffen große Unterschiede bei der Wirksam- und Verträglichkeit. So gelten die Wirkstoffe DEET und Icaridin als am effektivsten. Das Auswärtige Amt empfiehlt sie für Reisen in Länder mit Malaria. Demnach schützen Mittel mit einem DEET-Wirkstoffanteil von 20 Prozent ein bis drei Stunden, ein Anteil von 30 Prozent schützt bis zu sechs Stunden und ein Anteil von 50 Prozent bis zu zwölf Stunden.
Allerdings kann DEET, das zum Beispiel in dem Insektenschutzklassiker „Nobite“ zur Anwendung kommt, Schleimhäute und Augen reizen oder gar allergische Reaktionen auslösen. Die Verbraucherzentrale Hamburg spricht außerdem von einer seltenen neurotoxischen Wirkung, weshalb sie empfiehlt, DEET nicht dauerhaft und nicht bei Schwangeren und Kindern unter acht Jahren anzuwenden.
Etwas verträglicher aber genauso wirkungsvoll ist der Stoff Icaridin. Auch der Testsieger der Stiftung Warentest Autan Protection Plus nutzt diesen Wirkstoff. Allerdings rät die Verbraucherzentrale auch Icaridin nicht bei Kindern unter zwei Jahren anzuwenden. Außerdem empfiehlt sie, alle chemischen Mückenschutzmittel grundsätzlich abzuwaschen, wenn der Schutz nicht mehr benötigt wird.
Als am wenigsten wirksam aber gut verträglich gilt der synthetische Wirkstoff EBAAP. Dieser wird weniger stark über die Haut aufgenommen. Obwohl die Substanz bereits 20 Jahre verwendet wird, sind laut Verbraucherzentrale kaum Nebenwirkungen bekannt.
Ein natürlicher Wirkstoff ist zudem PMD, der aus ätherischem Zitroneneukalyptusöl gewonnen werden kann. Er wirkt kürzer als DEET und Icaridin. In ausreichender Konzentration kann er aber dennoch effektiv sein. Auch PMD kann allerdings die Augen und die Haut reizen.
Ätherische Öle wie Lavendel, Citronella oder Geraniol schützen nicht so effektiv wie synthetische Wirkstoffe. Sie verdampfen schnell auf der Haut und müssen regelmäßig neu aufgetragen werden. Außerdem können ätherische Öle vor allem bei Sonnenbestrahlung Haut- und Schleimhautreizungen auslösen.
Insektizid-Verdampfer und Räucherspiralen
Insektizid-Verdampfer für die Steckdose erhitzen Insektengift und geben es als Dampf in die Raumluft ab. Die Wirkstoffe vertreiben also zwar die Mücken, sie werden aber auch von den Menschen über die Luft eingeatmet. „Der Einsatz von Verdampfern sollte daher wohlüberlegt sein und bestimmten Situationen vorbehalten bleiben. Von einem Dauereinsatz oder dem Gebrauch in schlecht belüfteten Räumen ist abzuraten“, schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Internetseite.
Ökotest geht sogar noch einen Schritt weiter und bewertet alle fünf getesteten Verdampfer als nicht empfehlenswert. Vier der getesteten Produkte nutzen demnach den Wirkstoff Prallethrin, der sich derzeit noch im Genehmigungsverfahren der EU befinde. Man wisse also noch gar nicht alles über die Risiken. Dass die Produkte dennoch schon auf dem Markt sind, liege an einer Übergangsregelung.
Räucherspiralen für Draußen haben grundsätzlich das gleiche Risiko. Das Auswärtige Amt empfiehlt sie nur windabgewandt einzusetzen, damit die Substanzen nicht eingeatmet werden.
Hochfrequenzsender
Im Handel erhältlich sind auch verschiedene Geräte für die Steckdose, die Mücken durch Hochfrequenz- oder Ultraschall-Töne vertreiben sollen. Es gibt sie mittlerweile auch batteriebetrieben für den mobilen Einsatz oder als App fürs Handy. Kurz gesagt: Keine Studie hat bislang ihre Wirksamkeit belegt.
Die weltweit größte Nichtregierungsorganisation, die sich mit Moskitos und ihrer Bekämpfung befasst, die American Mosquito Association, spricht von zehn Studien in den vergangenen 15 Jahren, von denen keine eine Wirkung habe nachweisen können. Das Bundesumweltamt schreibt ebenfalls, die Geräte, unterlägen keiner Prüfung oder Zulassung. Dementsprechend könne auch keine amtliche Empfehlung abgegeben werden.
Die Stiftung Warentest hatte schon im Jahr 2011 eine sogenannte Anti-Mücken-App getestet. Das Ergebnis auch hier: Die App war gegenüber Stechmücken der Art Aedes aegypti völlig wirkungslos.
UV-Lampen
Angeboten werden auch sogenannte UV-Lampen, die Insekten aller Art anziehen und sie töten, sobald sie an das eingebaute Hochspannungsgitter geraten. Diese Geräte im Freien zu benutzen, ist in Deutschland verboten, „da Mücken kaum vom UV-Licht angezogen werden. Stattdessen werden viele gefährdete Insektenarten wie zahlreiche Nachtfalter oder auch Netzflügler durch die Geräte angelockt und getötet“, schreibt das Bundesumweltamt.
Der Nabu verweist in diesem Zusammenhang auf eine Untersuchung auf einem Balkon im Bonner Stadtgebiet. In zehn Tagen gingen demnach rund 3700 Insekten in die Falle. Der Anteil an Stechmücken habe aber lediglich 1,4 Prozent betragen. In Innenräumen ist die Benutzung der Geräte aber erlaubt. Ökotest spricht dennoch von Tierquälerei und bewertet zwei getestete Produkte als nicht empfehlenswert.