Berlin – Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach ist der Talkshowkönig 2020. Kein anderer Gast war so häufig in den Talkshows zu sehen, ergibt eine exklusive Analyse des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Er kommt übers Jahr auf 30 Auftritte in den Talkshows von Maybrit Illner, Markus Lanz, Sandra Maischberger, Frank Plasberg und Anne Will.
Das Jahr stand auch in den Talkshows fast komplett im Zeichen der Corona-Pandemie. Das zeigte sich sowohl in den Shows selbst – Sessel wurden auseinandergerückt, viele Gäste per Video zugeschaltet – als auch auf der Gästeliste. Unter den Top Ten sind eine Virologin und zwei Virologen. Melanie Brinkmann und Jonas Schmidt-Chanasit kamen auf jeweils 16 Auftritte, Hendrik Streeck saß insgesamt 14 Mal in den Sendungen. Alexander Kekule wurde zehnmal befragt, Christian Drosten hatte Besseres zu tun und kam nur zwei Mal.
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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kommt auf 16 Auftritte und liegt damit an der Spitze der Länderchefs. Armin Laschet (CDU) aus Nordrhein-Westfalen, Malu Dreyer aus Rheinland-Pfalz, Stephan Weil aus Niedersachsen und Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) folgen mit je zehn Einladungen.
Altmaier meistgesehener Minister
Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) führt mit 18 Auftritten die Liste der Bundesminister an, Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz nahm zwölfmal teil, Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) je neunmal.
Zwei Politikjournalisten haben es ebenfalls unter die ersten zehn geschafft: Robin Alexander von der „Welt” und Cerstin Gammelin von der „Süddeutschen Zeitung”. RND-Hauptstadtbüroleiterin Eva Quadbeck und ihre künftige Vizechefin Kristina Dunz waren je sieben Mal vertreten. Die Berliner Politik war im Corona-Jahr besonders erklärungsbedürftig.
Im Herbst verdrängte ein Thema zeitweise die Pandemie und die Corona-Politik: Die dramatischen US-Wahlwochen sorgten unter anderem dafür, dass der ZDF-Korrespondent in Washington, Elmar Theveßen, 27 Mal bei Markus Lanz zugeschaltet wurde.
AfD-Anteil in Talkshows minimal
Die Anzahl der Talkshowauftritte von Parteienvertretern spiegelt ungefähr deren Bedeutung im Bundestag wider – mit zwei Ausreißern. SPD-Politiker waren 2020 deutlich überrepräsentiert. Das liegt fast ausschließlich an Lauterbach, aber auch an den Länderchefinnen und -chefs mit SPD Parteibuch.
Der Anteil von AfD-Talkgästen war 2020 minimal. Der Partei schadete zweierlei: Primär fanden Regierungsvertreterinnen und -vertreter ihren Weg in die Talkshows. Und Vertreter der immer einflussreicheren rechtsextremen Strömung in der AfD wie der Thüringer Landeschef Björn Höcke wurden gar nicht mehr eingeladen. So blieb es bei vereinzelten Auftritten der Partei- und Fraktionsvorsitzenden.