AboAbonnieren

„Putin hat Armee überschätzt“ Militärexperten: Russlands Großoffensive verpufft im April – weil das Wetter nicht mitspielt

Lesezeit 3 Minuten
Ein ukrainischer Soldat steht in einer Stellung nahe der Grenze zu Belarus (Symbolbild)

Ein ukrainischer Soldat steht in einer Stellung nahe der Grenze zu Belarus (Symbolbild)

Laut Militärexperten könnte Putin das russische Militär erneut überschätzt haben. Bis März will er die Region Donezk eingenommen haben.

Noch bevor Russland seine neue Offensive in der Ukraine begonnen hat, zeichnet sich laut Militärexperten bereits das Ende ab. Nicht, weil den Russen die Munition ausgeht. Der Grund ist vielmehr das Wetter, das die Offensive der russischen Armee zum Erliegen bringen könnte.

Bereits seit Wochen warnen Militärexperten, der ukrainische Geheimdienst und ranghohe Militärs der Ukraine vor der neuen Großoffensive der russischen Armee. Andriy Yusov vom Militärgeheimdienst der Ukraine sagte am 1. Februar, Russland stehe „am Vorabend einer neuen Kampfphase“, die in den nächsten zwei Monaten stattfinden werde. In einer neuen Bewertung der Lage gehen US-Militärexperten nun davon aus, dass Russlands Großangriff „bis April 2023 seinen Höhepunkt erreichen“ wird. Dies schreiben die Analysten des Institutes for the Study of War (ISW) in Washington.

Regenzeit könnte laut Experten die russische Offensive beenden

Im April ist mit der Schlamm- und Regenzeit zu rechnen, „wenn nicht sogar schon früher“. Diese wird nach Einschätzung der ISW-Experten die russische Offensive beenden. Dass die russischen Streitkräfte in dieser Zeit nennenswerte operative Erfolge erzielen, glauben die Militärexperten in Washington nicht. Russlands Präsident Putin hatte angeordnet, dass die russischen Truppen bis März die gesamte Region Donezk einnehmen sollen.

Derzeit fehlen nach ISW-Angaben noch mehr als 11.300 Quadratkilometer, etwa 42 Prozent der Region. Der Militärthinktank glaubt nicht, dass die Einnahme dieses Gebietes bis März gelingen wird. „Das ISW hat keine Beweise dafür gefunden, dass die russischen Streitkräfte wieder genügend Kampfkraft aufgebaut haben, um die ukrainischen Streitkräfte in der Ostukraine zu besiegen“, schreiben die Experten im Lagebericht. „Putin könnte die eigenen Fähigkeiten des russischen Militärs erneut überschätzt haben.“

Wo die Munition für die Leopard-Panzer herkommt, ist noch unklar

Mit heftigen Kämpfen in den nächsten 60 bis 90 Tagen rechnet auch Barry Pavel vom US-Thinktank Rand. In einem Pressegespräch am Donnerstag sagte er, er halte es für möglich, dass die Frontlinie nach den schweren Kämpfen erst einmal eingefroren werde, und sprach von „Heat and Freez“.

Zwar haben die westlichen Verbündeten der Ukraine neue Kampfpanzer, darunter auch den deutschen Leopard 2, zugesagt. Am Freitag gab die Bundesregierung auch grünes Licht für die Ausfuhr von Leopard-1-Panzern aus Industriebeständen an die Ukraine. Die Bundeswehr hatte ihn vor 20 Jahren ausgemustert. Doch noch ist unklar, woher die Ukraine Munition für den Leopard 1 erhalten soll. Auch die genaue Zahl ist nicht bekannt. Der Rüstungskonzern Rheinmetall hatte aber im Januar dem „Handelsblatt“ gesagt, man könne 20 Kampfpanzer vom Typ Leopard 1 in diesem Jahr und 80 weitere innerhalb von 20 Monaten instandsetzen.

Bis die ukrainischen Soldaten ausgebildet sind, eine größere Zahl von Kampfpanzern die Ukraine erreicht hat und an der Frontlinie steht, wird es noch Wochen dauern. Zur Abwehr der Offensive kommen die jetzt zugesagten westlichen Panzer also zu spät. Die Militärexperten des ISW rechnen nun damit, dass die Ukraine „im späten Frühjahr oder Sommer 2023“ mit einer eigenen Gegenoffensive beginnen könnte, wenn die westlichen Panzerlieferungen eingetroffen sind. Dann sei auch die Schlamm- und Regenzeit vorbei und größere Operationen wieder möglich.