Trump knickt einUS-Präsident stürzt Republikaner mit Absage des Parteitages ins Chaos
- Trotz der Pandemie bestand US-Präsident Donald Trump auf eine Großveranstaltung zu seiner Nominierung.
- Nun muss er einknicken – und stürzt seine Partei ins Chaos.
- Die abrupte Absage entlarvt das Trugbild der schnellen Rückkehr zur Normalität in der Corona-Krise.
Washington – Es sollte ein großes, beeindruckendes, natürlich einmaliges Ereignis werden. „Joe Biden bekommt nicht einmal zehn Leute in einen Raum“, prahlte Eric Trump, der zweite Sohn des US-Präsidenten, Ende Mai: „Mein Vater zieht 50.000 in eine Halle. Aber sie werden alles tun, um das zu verhindern.“
Zwei Monate später ist der Plan eines gigantischen Nominierungsparteitags mit jubelnden Fans, bunten Luftballons und einem strahlenden Star tatsächlich geplatzt. Doch schuld sind nicht etwa die Demokraten. Donald Trump selber hat in einer abrupten Kehrtwende in letzter Minute den Stecker gezogen.
Mehr als vier Millionen Infizierte in den USA
„Der Zeitpunkt für die Veranstaltung ist nicht richtig“, erklärte der Präsident überraschend im Weißen Haus und verwies auf die Corona-Pandemie: „Das Land ist großartig in Form – außer im Westen und im Süden“, erklärte er vor einer großen Karte an dem Tag, an dem die Zahl der offiziell festgestellten Infektionen in den USA über vier Millionen kletterte. Dummerweise sollte ausgerechnet tief im Süden, in der Stadt Jacksonville in Florida, im nächsten Monat der Parteitag mit rund 19.000 Teilnehmern stattfinden. „Ich muss das amerikanische Volk beschützen“, begründet Trump nun die Absage.
Tatsächlich dürfte die plötzliche Notbremsung eher ein Akt des Selbstschutzes sein. Amerikanische Medien berichten seit Tagen, dass sich angesichts der Infektionsgefahr immer schwerer Spender für das Großereignis finden lassen. Sechs republikanische Senatoren hatten ihre Teilnahme schon abgesagt. Der lokale Scheriff erklärte, er könne nicht für die Sicherheit garantieren.
Pläne, sämtliche Delegierte, Ehrengäste und Journalisten am Eingang der gebuchten Halle einem Covid-Test zu unterziehen, erwiesen sich als nicht praktikabel. Zuletzt ergab eine Umfrage der Quinnipiac-Universität, dass 62 Prozent der Wähler in Florida das Großereignis für gefährlich halten. Der demokratische Herausforderer Joe Biden liegt in dem für Trump politisch lebenswichtigen Bundesstaat inzwischen deutlich vor dem Amtsinhaber.
Trumps Rückzieher gleicht einer doppelten Kapitulation
So kommt die Absage des Parteitages für Trump nach Meinung der „Washington Post“ einer „Kapitulation“ für Trump gleich – und zwar in mehrfacher Hinsicht. Seit Wochen spielt der Präsident die Corona-Pandemie herunter und drängt auf eine schnelle Rückkehr des Landes zur Normalität. Als äußeres Zeichen wollte er unbedingt seine eigene Nominierung als „gewaltige Sache“ in Szene setzen. Erst im Juni hatte er deshalb wesentliche Teile des Parteitags aus Charlotte in North Carolina nach Jacksonville verlegt, weil der Gouverneur von North Carolina Abstandsregeln und Maskenpflicht durchsetzen wollte. Trump aber bestand auf einer vollen Halle ohne sichtbare Hinweise auf die Pandemie.
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Zu diesem Zeitpunkt hatte die Demokraten längst die Konsequenzen aus der aktuellen Gesundheitskrise gezogen. Sie verschoben ihren ursprünglich für Juli geplanten Parteitag in Milwaukee zunächst auf Mitte August und verkleinerten ihn von ursprünglich einmal 50.000 über 5000 auf jetzt noch 300 Teilnehmer. Zwar wird Biden in einer kleinen Halle sprechen, die Delegierten sollen aber zu Hause bleiben. Das Treffen findet damit überwiegend virtuell statt. Auch Fernsehschalten zu kleineren „Satelliten“-Veranstaltungen im Land sind geplant.
Ein paar hundert republikanische Delegierte sollen sich in der Woche danach nun wie ursprünglich geplant in Charlotte treffen und Trump formal wählen. Die weitere Vorbereitung befindet sich nach Medienberichten in einem chaotischen Zustand. So will der Präsident seine große Rede in anderem Rahmen halten – wann, wie und wo ist vorerst offen. (rnd)