Von wegen FeuchtgebieteEntwässerte Moore sind in Deutschland ein gewaltiges Problem
Die Wissenschaft hält es für immer wahrscheinlicher, dass die Erhitzung der Erde zeitweise die kritische Schwelle von 1,5 Grad übersteigen wird, bevor sie durch entsprechende Maßnahmen wieder sinken könnte. Dabei wird auch die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre eine Rolle spielen. Das geht etwa durch Aufforsten oder die Renaturierung von Mooren, weil beides viel CO2 aufnimmt. Doch in Deutschland sind die meisten Moore trockengelegt worden. Welche Folgen hat das? Ein Faktencheck:
Wieso sind Moore ein Problem im Klimawandel?
Moore sind Feuchtgebiete. Ihr Boden besteht aus Torf, also quasi aus abgestorbenen Pflanzenresten. Eigentlich ist das nasse Moor ein natürlicher Speicher von CO2. Heute sind viele Flächen aber eine Problemzone, die den Klimawandel noch verstärken.
In den vergangenen Jahrhunderten wurden die meisten Moore in Deutschland trockengelegt, um Landwirtschaft betreiben zu können. Dabei wurde auch Torf abgetragen und als Rohstoff verkauft. Damals dachte man noch nicht daran, dass Sauerstoff in den Torf eintritt. Mikroorganismen zersetzen dann den trockenen Torf. Und je mehr sie das tun, umso mehr Moorboden schwindet – und umso mehr Kohlenstoffdioxid landet dabei in der Atmosphäre.
Wie viel CO2 gelangt durch Moore in die Atmosphäre?
Die entwässerten Moore verursachen überproportional hohe Emissionen, obwohl sie lediglich 0,3 Prozent der Landfläche der Welt ausmachen. Ein Beispiel aus dem Teufelsmoor in Niedersachsen: 30 bis 40 Tonnen CO2 landen pro Jahr in der Atmosphäre – und das nur auf einem Hektar Moorfläche. „Das ist so, wie wenn man mit dem Flugzeug dreimal um die Erde fliegt“, sagt der Biologe Hans-Gerhard Kulp.
Das ist kein Einzelfall: Rund sieben Prozent aller nationalen Treibhausgas-Emissionen kommen Forschungsberichten zufolge aus trockengelegtem Moor. Die Flächen hierzulande sind vor allem in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Bayern zu finden. Und weltweit sind die entwässerten Moore mit jährlich zwei Gigatonnen CO2 für fast fünf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, wie das Greifswald Moorinstitut festhält.
Was kann man tun, um die CO2-Emissionen durch Moore zu stoppen?
Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass Deutschland bis 2045 nicht klimaneutral werden kann, wenn die Moore im Zustand von heute bleiben. Die trockengelegten Flächen müssten deshalb eigentlich wieder mit Wasser geflutet und angestaut werden. Fachleute sprechen dabei von Wiedervernässung. Dadurch würde sich der Torf relativ schnell nicht weiter in so einem Ausmaß wie derzeit zersetzen und kein CO2 mehr in die Atmosphäre geben. Mit der Zeit versauert das Wasser auch, sodass sich neuer Torf bilden kann, der sogar zusätzlich CO2 aus der Luft zieht. Bis sich solche Effekte einstellen können, braucht es aber mehrere Jahrzehnte.
Statt der traditionellen Form der Moorbewirtschaftung experimentieren Forschende zudem mit der sogenannten Paludikultur. Dabei soll auf nassem Moorboden Landwirtschaft betrieben werden. Biomasse, wie Schilf etwa, könnte beispielsweise als Baustoff verwendet und verkauft werden.