Neue Enthüllungen bringen Pete Hegseth massiv in Bedrängnis. Doch noch will Donald Trump den umstrittenen Pentagon-Chef nicht fallenlassen.
Pete HegsethWarum Donald Trump den umstrittenen Pentagon-Chef nicht fallen lässt

US-Präsident Donald Trump hält bislang an Hegseth fest. „Das sind Fake News“, sagte der Republikaner kürzlich über die brisante Chat-Affäre.
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Pete Hegseth trug demonstrativ sein notorisches Einstecktuch mit der US-Flagge im Jackett, als er am Dienstag im Fernsehen auftrat. Das Interview bei der rechten Talkshow „Fox & Friends“ war ein Heimspiel - immerhin hatte der 44-Jährige vor seinem Aufstieg zum Verteidigungsminister die Sonntagsausgabe der Sendung geleitet.
Entsprechend selbstbewusst geriet der Auftritt: Die ganze Chat-Affäre sei eine Intrige, behauptete Hegseth: „Was über Signal geteilt wurde, waren informelle, nicht geheime Informationen für die Medienkoordination und andere Dinge.“

Pete Hegseth mit seinem Einstecktuch mit der US-Flagge im Jackett. Die ganze Chat-Affäre sei eine Intrige, behauptet er.
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So hat der schneidige Ex-Moderator, der sich gerne als „Krieger“ beschreibt, seit den ersten Enthüllungen die fragwürdige Verbreitung von Angriffsplänen auf die Huthi-Miliz im Jemen herunterzuspielen versucht.
Doch neue Medienberichte kurz nach dem Fox-Interview lassen diese Darstellung endgültig unglaubwürdig erscheinen: Demnach stammten die über die Messenger-App geteilten Informationen aus einem speziellen Kommunikationskanal des Streitkräftekommandos für geheime Informationen.
Pete Hegseth soll Informationen kopiert und in zwei Signal-Gruppenchats eingespeist haben
Nach übereinstimmender Darstellung mehrerer US-Medien schickte General Erik Kurilla, der Kommandeur des U.S. Central Command, am 15. März über ein speziell gesichertes Regierungssystem eine hochbrisante Nachricht an Hegseth. Die Botschaft enthielt die Uhrzeiten, zu denen kurz darauf US-Kampfflugzeuge vom Typ F-18 sowie MQ-9-Drohnen in Richtung der Huthi-Stellungen abfliegen und später dort ihre Bomben abwerfen sollten. Hegseth soll diese Informationen unverändert kopiert und in zwei Signal-Gruppenchats eingespeist haben, so dass sie unter anderem bei seiner Frau und seinem Bruder Phil landeten.
Die allgemeine Kommunikation von Angriffsplänen über eine erste Chatgruppe mit Regierungsvertretern bei Signal war bereits im März bekanntgeworden, weil irrtümlich auch Jeffrey Goldberg, der Chefredakteur des renommierten Magazins „The Atlantic“, in den Verteiler geraten war. Am Sonntag berichtete dann die „New York Times“, dass Hegseth dieselben Informationen über eine zweite Chat-Gruppe geteilt hat, der unter anderem seine Frau, sein Bruder und sein persönlicher Anwalt angehören. Die jüngste Enthüllung nun widerlegt Hegseth' Darstellung, der Inhalt der Konversation über die allgemein verfügbare Handy-App sei harmlos gewesen.
Hegseth versucht brisante Affäre als Intrige darzustellen
„Es ist um Himmels willen schlicht unmöglich, dass der Beginn einer amerikanischen Militäroperation nicht unter Geheimhaltung fällt“, sagte der pensionierte Marine-Anwalt Mick Wagoner dem Sender NPR. Der Sicherheitsexperte Kevin Carroll, der die erste Trump-Regierung beraten hatte, sieht eine dramatische Ausweitung der Affäre: Anfangs sei es um die Kommunikation über einen nicht zugelassenen Kanal unter Regierungsmitarbeitern gegangen. Nun wisse man, dass Hegseth wissentlich „geheime Informationen an Personen ohne die erforderliche Sicherheitsüberprüfung“ weitergegeben habe: „Das ist mehr als eine Panne. Das nähert sich der Art von Absicht, die normalerweise von der Justiz verfolgt wird.“ Ähnlich äußerte sich der demokratische Ex-Verteidigungsminister Leon Panetta, der von „schweren Sicherheitsverstößen“ spricht.
Hegseth hingegen versucht die brisante Affäre als Intrige darzustellen. Nach dem Bekanntwerden der ersten Chatgruppe hatte das Pentagon eine interne Untersuchung eingeleitet. Spätestens seither toben im US-Verteidigungsministerium chaotische interne Querelen. Drei Berater des Ministers wurden in der vergangenen Woche vor die Tür gesetzt. Hegseth macht sie und ungenannte weitere Mitarbeiter für Durchstechereien verantwortlich: „Sie wollen die Agenda des Präsidenten sabotieren“, behauptete er bei Fox News: „Einmal ein Leaker, immer ein Leaker.“ Hegseth' Stabschef Joe Kasper musste seinen Posten räumen, nachdem ihm die Schaffung eines „toxischen Arbeitsklimas“ vorgeworfen wurde.
Donald Trump will offensichtlich ein Revirement vermeiden
Schließlich kündigte vor wenigen Tagen John Ullyot, der bisherige Sprecher des Pentagon. Der rechte einstige Weggefährte des Ministers warf diesem in einem Zeitungsbeitrag Illoyalität und Inkompetenz vor. Er berichtete, das Pentagon befinde sich in einer „Kernschmelze“.
Trotzdem hält Donald Trump bislang an Hegseth fest. „Das sind Fake News“, wischte der Präsident Anfang der Woche die neuen Enthüllungen beiseite: „Er macht einen großartigen Job.“ Trump will offensichtlich ein Revirement vermeiden, das Fragen auch nach der Rolle des an dem Signal-Chat beteiligten Sicherheitsberaters Mike Waltz aufwerfen könnte. Außerdem hatte er selbst Hegseth gegen massive Bedenken wegen angeblicher Alkoholprobleme und Frauengeschichten des schillernden Kandidaten durchgedrückt.
Doch schon in der ersten Amtszeit hat Trump seinen Ministern stets den Rücken exakt bis zu dem Moment gestärkt, in dem er sie fallen ließ. Insofern könnte der Auftritt von Hegseth bei „Fox & Friends“ auch ein Omen sein. Moderator Brian Kilmeade unterlief bei der Begrüßung seines Ex-Kollegen ein heikler Patzer: „Wir begrüßen den früheren Minister“ setzte er an, bevor er sich eilig korrigierte.