Putins TrickWarum Russland Gaslieferungen jetzt nur noch in Rubel bezahlt haben will
Berlin – Eigentlich sollten Russlands Kunden in einer „harten Währung“ für die Exportgüter zahlen. Doch das Land legt jetzt Wert auf die eigene Währung. Energie werde nur noch gegen Rubel geliefert, kündigt Präsident Wladimir Putin an. Mit üblichen Geschäftsinteressen hat das wenig zu tun.
Es wirkt wie eine verkehrte Welt. Traditionell war Russland meist daran interessiert, „harte Währung“ für seine raren Exportgüter zu bekommen – in Dollar sollten die Kunden zahlen, in Euro, Yen oder Franken. Deshalb laufen die langfristigen Lieferverträge für Öl und Gas in der Regel auf Dollar. Doch das soll sich ändern, Russland legt jetzt Wert auf die eigene Währung. Energie werde nur noch gegen Rubel geliefert, hat Präsident Wladimir Putin vorgegeben, zumindest wenn die Lieferungen an aus Russlands Sicht „unfreundliche“ Staaten gehen.
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Als „unfreundlich“ betrachtet Russland eine ganze Reihe an Staaten, unter anderem alle Mitgliedsländer der EU, Großbritannien, die USA und Kanada aber auch Albanien, Montenegro, Südkorea und Japan.
Eine Woche habe die Zentralbank Zeit, um die entsprechenden Systeme aufzubauen, kündigte Putin an. Mit üblichen Geschäftsinteressen hat das wenig zu tun, denn der Rubel hat in den vergangenen Monaten, vor allem aber seit dem Angriff auf die Ukraine, massiv an Wert verloren. Weltweit flüchteten Investoren aus der Währung. Auch für den Warenhandel wird sie kaum noch gebraucht, denn der ist durch die Sanktionen gegen Russland massiv geschrumpft.
Was also bezweckt der Kreml-Herrscher mit seinem Schritt?
Der Westen müsste die eigenen Sanktionen unterlaufen
Die harten Devisen, mit denen der Westen die russische Energie bislang bezahlt, landen derzeit noch bei Energiekonzernen wie Gazprom und erst in einem zweiten Schritt über Steuern, Dividenden und Abgaben beim russischen Staat.
Zwingt Putin die Gasabnehmer zur Zahlung in Rubel, müssten diese früher oder später bei der russischen Zentralbank Dollar, Euro oder Pfund gegen die Landeswährung tauschen. Die Devisen würden dann direkt beim russischen Staat landen.
Außerdem wären die westlichen Länder gezwungen, ihre eigenen Sanktionen zu unterlaufen, denn auch die Zentralbank ist mit Einschränkungen belegte. Gerade diese Sanktionen waren sehr erfolgreich, Europa und die USA hatte es geschafft, die russischen Notenbanker weitgehend von ihren Fremdwährungsreserven abzuschneiden. Putin spekuliert nun offenbar auf eine Lockerung.
Putins erster Erfolg
Den ersten Erfolg seines ungewöhnlichen Schrittes konnte er bereits verbuchen: Der Wert der Währung stieg nach der Ankündigung deutlich – auf 0,009 Euro. Schließlich werden im Ausland bald üppig Rubel gebraucht, um Öl- und Gaslieferungen zu bezahlen. Wie lange dieser Effekt anhält, ist allerdings die Frage, denn auch in der EU wird heftig diskutiert, auf Russlands Lieferungen zu verzichten – aber nicht zuletzt Deutschland will daran festhalten.
Vor allem aber dürfte Putin mit Befriedigung feststellen, dass der Westen nun mit den Folgen seiner eigenen Sanktionen umgehen muss. Es ist eine weitere Eskalation des Wirtschaftskrieges. Die Frage ist nun, wie der Westen reagiert. Ein Energie-Embargo Russlands ist durch den Schritt jedenfalls nicht unwahrscheinlicher geworden.