Die Landesregierung an der Saar setzt auf digitale Medien im Unterricht - Nordrhein-Westfalen plant die komplette Umstellung noch nicht, besitzt aber bereits eine Bildungsmediathek mit multimedialen Angeboten.
Nur noch Tablets im UnterrichtDas Saarland verabschiedet sich vom Schulbuch
Im Saarland sollen die Zeiten bald vorbei sein, die Generationen von Schülerinnen und Schülern beglückt und zur Verzweiflung gebracht haben – die Ära des Schulbuchs geht dort nach dem Willen der SPD-geführten Landesregierung zu Ende. Die einen haben durchaus gerne darin geschmökert; andere empfanden den schweren Ranzen als Zumutung, wobei die Bücher zunehmend in der Schulbibliothek verblieben.
Nun aber soll an der Saar auch in dieser Hinsicht das digitale Zeitalter beginnen, dessen Anbruch nach den Worten von Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot durch die Corona-Krise machtvoll beschleunigt worden ist.
Im laufenden Schuljahr sollen alle Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 3 sowie alle Lehrkräfte mit Tablets und digitalen Bildungsmedien ausgestattet sein. „Mit dem neuen System wollen wir Schritt für Schritt die bestehende Schulbuchausleihe ablösen“, so Streichert-Clivot. Der Einsatz digitaler Technik und digitaler Medien sei kein Selbstzweck.
„Es geht darum, ein Mehr an eigenständigem und individualisiertem Lernen zu ermöglichen und unsere Kinder und Jugendlichen fit zu machen, damit sie sich sicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt bewegen können“
Lernen mit künstlicher Intelligenz
Eine wichtige Rolle spielt dabei die landeseigene Bildungscloud „Online-Schule Saarland“: Die analoge Schulbuchausleihe ist bereits im laufenden Schuljahr um digitale Bildungsmedien erweitert worden – auch KI-gestützte Anwendungen und adaptive Lernsoftware, also künstliche Intelligenz, kommen dabei zum Einsatz.
Im digitalen Bücherregal ist nicht allein schriftliches Unterrichtsmaterial verfügbar. Mit einem multimedialen Angebot, das Bilder, Filme, Audio-Dateien und interaktive Übungen umfasst, soll das Lernen unterstützt werden. Schulbuchverlage wie Cornelsen haben sich auf den Weg gemacht, neben dem traditionellen Schulbuch digitale Lehrwerke quer durch alle Jahrgangsklassen und –stufen zu vertreiben, wobei die Anpassung an die Lehrpläne durchaus noch die ein oder andere Hürde bereithält.
NRW stellt Bildungsmdiathek zur Verfügung mit Games und Filmen
Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es seit August 2021 eine Bildungsmediathek. Dort lassen sich sowohl frei im Internet zur Verfügung gestellte, ausgewählte Bildungsangebote finden als auch Bildungsmedien, die von den Kommunalen Medienzentren und vom Land erworben wurden.
Games, Filme und auch Info-Material etwa zum Thema Mobbing oder zum Umgang mit sexueller Belästigung finden sich neben klassischem Unterrichtsstoff ebenfalls auf dieser Plattform. Eine Umstellung allein auf digitale Medien sei in Nordrhein-Westfalen jedoch nicht geplant, heißt es seitens des Düsseldorfer Bildungsministeriums. In Nordrhein-Westfalen liege die Beschaffung von Lernmitteln und damit auch der Erwerb von Lizenzen in der Verantwortung der Schulträger. „Das Land greift dabei nicht in die Belange der Schulträger ein.“
Im Saarland übt die Landeselternvertretung für die Gymnasien unterdessen Kritik an der geplanten Umstellung: „Festzustellen ist, dass der Digitalisierungsprozess dem anfänglich gesetzten Zeitplan im ‚Hybridjahr‘ gnadenlos hinterherhinkt. Es gibt immer noch Schulen, bei denen weder die Tablets vollumfänglich vorhanden sind noch der Zugang ins Internet oder der Zugriff auf das digitale Bücherregal funktionieren.“
Ungeklärt sei ebenfalls, welche Kosten die Erziehungsberechtigten künftig zu tragen hätten und wie etwa die Haftung bei Schäden an den Leihgeräten geregelt sein wird. Elternvertreter plädieren für eine Verlängerung der Hybrid- oder Testphase.
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