NRW liegt bei den Schulabbrüchen etwas unter Bundesdurchschnitt - der Wert sei dennoch viel zu hoch, sagen Bildungspolitiker.
Besonders Hauptschüler brechen abZehntausende Jugendliche auch in NRW ohne Schulabschluss
Im Jahr 2021 haben deutschlandweit rund 47.500 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen. Das entspricht einem Anteil von etwas mehr als sechs Prozent an allen gleichaltrigen Jugendlichen, so das Ergebnis einer Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung.
Wie der Zehn-Jahres-Vergleich zeigt, stagniert die Quote der Jugendlichen ohne Schulabschluss seit 2011 auf diesem Niveau. Mit 60 Prozent erhalten mehr Jungen als Mädchen zum Ende ihrer Pflichtschulzeit keinen Abschluss. Die Zahl der Schulabbrüche im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen liegt mit 5,9 Prozent oder 10.125 Jugendlichen etwas unter dem Bundesdurchschnitt. Spitzenreiter ist Bremen mit zehn Prozent, den besten Wert mit den wenigsten Schulabbrechern erzielt Bayern mit 5,1 Prozent.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) bezeichnete die Ergebnisse der Untersuchung als „dramatisch“ und nicht länger hinnehmbar. Ziel müsse eine „individuelle Förderung und Begleitung“ gerade sozial benachteiligter Jugendlicher sein. Aus Sicht des NRW-Schulministeriums handele es sich beim größten Teil der Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Hauptschulabschluss um Jugendliche mit dem Abschlusszeugnis einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung oder Lernen. „In diesen Bildungsgängen werden die Schülerinnen und Schüler zieldifferent unterrichtet und zu eigenen, nicht normorientierten Abschlüssen geführt“, heißt es auf Anfrage.
Im Vergleich der Großstädte mit mehr als 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt Köln mit einer Quote von Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss mit 5,2 Prozent auf dem zweitbesten Platz (Stand 2020) – besser schneidet nur Düsseldorf mit 4,3 Prozent ab. Neben ostdeutschen Städten wie Leipzig (8,3 Prozent) kommen auch nordrhein-westfälische Städte wie Dortmund (8,1 Prozent) und Essen (7,8 Prozent) auf Spitzenwerte.
SPD fordert Familienzentren an allen Grundschulen
„Derzeit wird in unseren Bildungseinrichtungen nicht nur der Mangel verwaltet, sondern auch die Ungleichheit verstetigt“, kommentiert die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Ayla Çelik, das Ergebnis der Studie. Der Schulabschluss dürfe nicht abhängig von Herkunft und Wohnort sein, sagte die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dilek Engin. „Dazu gehören Familienzentren an allen Grundschulen. Ebenso brauchen wir einen echten Schulsozialindex.“
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