Am Mittwoch fällt die Entscheidung zum DFL-Investoren-Plan. Der Vorstand des 1. FC Köln wehrt sich gegen den Investoren-Einstieg – und zeigt einigen Ideen.
Gegenwind für Investorenplan der DFLFC-Vorstoß: Namensrecht für Bundesliga verkaufen, neue Anstoßzeit festlegen
Die DFL plant seit geraumer Zeit, einen Investor an den Vermarktungseinnahmen der beiden Fußball-Bundesligen zu beteiligen. Am Mittwoch (24. Mai 2023) sollen die 36 Profiklubs in einer Abstimmung darüber entscheiden, ob diese Pläne weiterverfolgt werden sollen.
Einige Klubs, darunter der FC Bayern München und Borussia Dortmund an der Spitze, werben für die Idee des Einstiegs eines so genannten Private-Equity-Investors. Es gibt aber auch Gegenwind - unter anderem vom 1. FC Köln, der seine Mitglieder am Sonntagabend in einem Newsletter über die Gründe der Ablehnung informiert hat. Unterschrieben wurde der Newsletter von Präsident Werner Wolf und den Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Carsten Wettich.
In dem Schreiben, das per E-Mail an die Mitglieder verschickt wurde, erklärt der Vorstand, warum der FC die DFL-Planungen sehr kritisch sieht. Grundsätzlich unterstütze der 1. FC Köln die Pläne der DFL, das Geschäftsmodell weiterzuentwickeln, um sich auch künftig im internationalen Wettbewerbsumfeld behaupten zu können. „Die Pläne, auf Ligaebene zu investieren, gehen in die richtige Richtung“, heißt es. Dafür brauche es Kapital (rund 750 Mio. Euro), die über einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren wieder eingespielt werden sollen.
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Aber: „Auf Ligaebene zusätzliches Geld für die Verwendung auf Clubebene zu generieren, lehnt der 1. FC Köln hingegen entschieden ab. Die Weiterentwicklung eines Clubs und deren Finanzierung sind Managementaufgaben jedes einzelnen Clubs, nicht des DFL-Managements.“ Auch bei dem erforderlichen Investitionsbedarf auf Ligaebene stelle sich die Frage, wie er finanziert werden kann. Es werde mitunter der Eindruck vermittelt, als wären die Investitionen nur mit einem Private-Equity-Investor möglich.
Der Vorstand erklärt weiter: „Eine Beteiligung in Höhe von 12,5 % bedeutet zunächst, dass Einnahmen aus der Zukunft vorgezogen werden. Das wird dadurch gerechtfertigt, dass sich die Investitionen langfristig auszahlen und alle in der Liga nach vier bis fünf Jahren von höheren Gesamteinnahmen profitieren würden. Im Worst Case geht der Business Plan aber nicht auf. Dann haben alle Clubs langfristig weniger Einnahmen, weil der Private-Equity-Investor trotzdem seinen Anteil bekommt.“
1. FC Köln schlägt „zusätzliche exklusive Anstoßzeit“ vor
Der Vorstand sei davon überzeugt, dass es gute Alternativen zu einem Investor gibt, heißt es weiter. Ein Weg sei es, die erforderlichen Mittel aus eigener Kraft zu generieren, indem bislang nicht genutzte Vermarktungspotentiale ausgeschöpft werden. Ein FC-Vorschlag: „So könnte das Namensrecht an der Bundesliga vergeben werden oder eine zusätzliche exklusive Anstoßzeit geschaffen werden. Beide Beispiele müssen einem nicht gefallen, sie sind aber auf jeden Fall besser als die Beteiligung eines Investors an den Bundesligen.“
Eine weitere Möglichkeit sei die Fremdfinanzierung über einen klassischen Bankkredit oder Anleihen - so, wie es die nordamerikanischen Sportligen NFL und NBA vorgemacht hätten.
Der FC-Vorstand wird deutlich: „Bisher werden Alternativen wie diese bei der DFL leider nicht hinreichend diskutiert oder geprüft. Ohne eine intensive Prüfung möglicher Alternativen darf eine Maßnahme, die den deutschen Profifußball in den nächsten 20 Jahren prägen würde, aber keinesfalls umgesetzt werden. Hier braucht es Ruhe und keinen Zeitdruck. Ein aufgebautes Narrativ, wonach nur jetzt die einmalige Chance auf eine Beteiligung eines Private-Equity-Investors bestehen würde, ist falsch.“
Im weiteren Verlauf des Newsletters führt der Vorstand an, dass mögliche Investoren sicher aktiv Einfluss auf die DFL und den deutschen Fußball nehmen würden und zudem nur einer der möglichen Investoren auch Know-How im Fußballgeschäft mitbringen würde. „Die Erfahrung aus anderen Ligen und dem ein oder anderen Verein zeigt, dass waghalsige Finanzierungsmodelle langfristig nicht zum Ziel führen. Ganz im Gegenteil“, heißt es.
FC-Vorstand malt schwarzes Bild für Fans
Auch für die Fans malen die FC-Verantwortlichen ein schwarzes Bild, sollte es zum Einstieg eines Investors kommen: „Für einen Private-Equity-Investor ist die Aufrechterhaltung der Fußballkultur keine Zielsetzung.“ Zudem heben die Klubchefs den warnenden Zeigefinger in Bezug auf die ohnehin schon fragwürdige Chancengleichheit im Wettbewerb: „Die im sportlichen Wettbewerb bereits bestehenden Ungleichheiten würde nicht nur zementiert, sondern weiter verstärkt, weil die absoluten Beträge viel höher sind. Die Schere würde durch die an der TV-Tabelle ausgerichtete Verteilung des Investorenkapitals an die Clubs noch einmal weiter auseinandergehen.“
Zum Abschluss verspricht der FC-Vorstand: „Wir werden in den nächsten Tagen bis zur Mitgliederversammlung am 24. Mai deshalb weiter alles daran setzen, möglichst viele Fußball-Funktionäre und Fußball-Fans in Deutschland über die DFL-Verkaufspläne zu informieren und kritisch darüber zu diskutieren. Denn es geht um nicht weniger als die Zukunft des deutschen Fußballs.“ (erer)